Hintergangen
der Frauen.
»Wetten, das Essen ist auch gut. Seht mal, da kommen gerade zwei Einheimische herein, und das ist ja immer ein gutes Zeichen.«
»Drei Tage noch, dann heißt es für uns wieder: zurück in den Regen.«
»Und in diesem heiteren Sinne – cheers! «
Die beiden Paare unterhielten sich weiter über den Urlaub und die Leute, die sie kennengelernt hatten. Dabei machten die Ehefrauen ein paar nur dürftig verbrämte zickige Kommentare über eine besonders glamouröse Frau, die die Ehemänner in der Bar angemacht hatten.
Das einheimische Paar hatte statt der Speisekarte einfach einen Teller mit recht lecker aussehendem Essen vorgesetzt bekommen. Die beiden blieben für sich und unterhielten sich in einer Sprache, von der das Trüppchen von Engländern nur vermuten konnte, dass es Griechisch war. Ganz im Gegensatz zur lautstarken Unterhaltung der Briten, die offenbar annahmen, dass sowieso niemand ein Wort von dem verstand, was sie sagten.
»Ich will euch aber was sagen, es war gut, mal von den Nachrichten wegzukommen. Es ist ja so deprimierend. Bombenanschläge in Pakistan, Bankenpleiten, unappetitliche Politiker, die unsere Wählerstimmen wollen und sich dann gegenseitig in den Rücken fallen. Hier kann man sich ja wenigstens entspannen. Ich weiß, es ist eine Vogel-Strauß-Taktik, aber wenn ich in den Ferien bin, will ich von alldem lieber nichts wissen.«
Seine Frau stellte ihr Glas hin.
»Ich würde aber schon gern wissen, was es inzwischen Neues gibt im Mordfall Hugo Fletcher. Das ist alles an uns vorbeigegangen. Ich konnte es ja nicht fassen, als ich da im Flughafen die Eilmeldung gesehen habe. Wer will so einen Mann denn umbringen? Wetten, da war eine Frau im Spiel. Er war ja ein toller Hecht, nicht?«
Die andere nickte zustimmend.
»Eine kleine Tochter hat er auch. Die ist wohl erst so elf oder zwölf. Das arme Kind.«
Um vom Thema wegzukommen, versuchte der rundlichere der beiden Männer eins anzuschneiden, das ihm mehr am Herzen lag.
»Vergessen wir jetzt doch einfach die Nachrichten und genießen dieses wunderbare Fleckchen Erde, okay? Bestellen wir was zum Mittagessen, ich will das, was die da haben.« Ziemlich unverschämt deutete er auf den einzigen anderen Tisch, der noch besetzt war.
Das griechische Paar sagte nichts. Als ihre Blicke sich trafen, reichte der Mann über den Tisch, um den Arm der Frau ihm gegenüber zärtlich zu streicheln.
Die beiden erhoben sich leise zum Gehen, und der Mann warf einen Zwanzigeuroschein auf den Tisch mit den halb leer gegessenen Tellern.
32. Kapitel
D as Ermittlungsteam brauchte nicht lange, um die Akten über die Allium-Mädchen zu durchforsten – von denen, deren Verbleib bekannt war, sowie denen, die vermisst wurden. Die ganze Aktion hatte eine gewisse Dringlichkeit, als wäre allen bewusst, dass irgendetwas bevorstand. Tom erhielt den entscheidenden Anruf, als er noch in Oxfordshire war. Sonderlich begeistert von dem, was er nun als Nächstes zu tun hatte, war er nicht.
»Laura, ich weiß nicht, wie Sie jetzt reagieren werden, setzen Sie sich also lieber hin. Eigentlich sollte jemand bei Ihnen sein, soll ich Ihre Mutter oder Ihren Bruder holen?«
»Nein danke. Was immer es ist, ich höre es mir lieber allein an.«
Er setzte sich wieder neben sie. Eigentlich wollte er wieder ihre Hände halten, doch das war wohl unpassend. Stattdessen bemühte er sich, ihr sein tief empfundenes Mitgefühl zu übermitteln.
»Es tut mir leid, Laura. Es kommt nicht oft vor, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten, aber in diesem Fall triff es wohl zu. Es sieht ganz so aus, als hätten Sie in Bezug auf Hugo recht gehabt. Zwar besteht immer noch die Möglichkeit, dass es sich um eine Verkettung von unglücklichen Umständen handelt, doch das ist höchst unwahrscheinlich. An jedem Datum oder darum herum, wo Hugo in seinem Kalender das unterstrichene Kürzel LMF vermerkt hat, ist ein Mädchen verschwunden. Weil sie alle eine Nachricht hinterlassen haben, wurden keine Nachforschungen angestellt.«
Laura neigte beschämt den Kopf. Mit diesem Mann und dem, was er getan hatte, in Verbindung gebracht zu werden, war bedrückend.
Tom schwieg einen Augenblick, damit Laura sich über ihre eigenen Gedanken klar werden konnte. Als sie schließlich den Blick hob, zeichnete sich in ihrem Gesicht keinerlei Überraschung über diese Offenbarungen ab, und Tom wurde klar, dass sie schon immer etwas geahnt hatte. Wieso hätte sie ihren Gatten sonst einem Chief
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