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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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hoffentlich?«
    Imogen streckte eine Hand aus und tätschelte Lauras Knie.
    »Unsinn, Laura. Wenn ich wie geplant in den Flieger nach Kanada gestiegen wäre, wäre alles okay gewesen. Es ist also meine Schuld. Ich habe ja nicht bloß mich in Gefahr gebracht, stimmt’s?«
    Bevor Laura antworten konnte, ertönten Stimmen von unten.
    »Laura, wo bist du? Gibt’s was Neues von Imogen?«
    Will war zurückgekommen, immer noch aufgeregt und besorgt. Sie hörten ihn polternd die Treppe hochkommen. Dann flog die Tür zu Lauras Schlafzimmer auf. Weil Laura die Badezimmertür nicht zugemacht hatte, konnte Will sofort sehen, dass jemand in der Wanne saß.
    »O, entschuldige, Laura. Ich bleibe hier draußen – sag mir bloß kurz, was mit Imo ist.«
    »Nicht Laura, ich bin’s doch, du Trottel. Erkennst du nicht mal mehr deine eigene Frau? Du kannst reinkommen – ist ja genügend Schaum da.«
    »Sorry, wenn du die Haare so zurückgestrichen hast, siehst du genauso aus wie Laura.«
    Will konnte seine Freude darüber nicht verbergen, dass Imogen wohlbehalten wieder da war, und Imogens Gesicht bekam plötzlich ein Glühen, das nichts mit der Hitze des feuchten Badezimmers zu tun hatte. Laura staunte immer wieder, dass Imogen sich weiterhin als Wills Frau bezeichnete und er anscheinend nichts dagegen einzuwenden hatte. Wahrscheinlich war jetzt der passende Zeitpunkt, die beiden allein zu lassen, dachte sie und überließ Will den Hocker.
    »Obwohl ich ja weiß, dass ihr zwei sehr vertraut miteinander seid, finde ich es mit Verlaub doch ein bisschen peinlich, hier zu sitzen, während meine beste Freundin sich nackt in der Wanne aalt und sich dabei mit meinem Bruder unterhält. Zweifellos ein weiteres Indiz für meine frigide Natur, aber bitte schön.«
    Laura lächelte, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen, und wunderte sich beim Hinausgehen nicht über den verwirrten Ton in Wills Stimme.
    »Frigide? Was soll das denn heißen?«
    »Das willst du lieber nicht wissen, Will.«
    Laura ging hinunter in die Küche, wo Stella sicher irgendetwas Verlockendes für alle köchelte. Ihre Nerven lagen blank, und sie fragte sich, welche Bombe wohl als Nächstes losgehen würde.
    Sie brauchte nicht lange zu warten.
    Kaum hatte sie Zeit gehabt, einer erleichterten Stella mitzuteilen, dass Imogen wieder da war, wurde der brüchige Frieden durch das Läuten der Hausklingel jäh unterbrochen. Laura griff nach dem Hörer an der Küchenwand und schaute auf den Videomonitor. Zu ihrer Überraschung erblickte sie eine ziemlich ungepflegt aussehende Frau mittleren Alters mit leicht zerzaustem grauem Haar.
    »Hallo, kann ich Ihnen helfen?«
    Das Gesicht spähte zur Kamera empor, offensichtlich nicht vertraut mit dieser Art von Technik. Draußen war es mittlerweile dunkel, und das weiße Gesicht vor dem schwarzen Hintergrund mit der doppelt vergrößerten, platt gegen die Linse gedrückten Nase wirkte unheimlich.
    »Ich bin hier, um Lady Fletcher zu sprechen.«
    Die Stimme klang zweifellos nach Oberschicht, was sich nicht recht vertrug mit dem Bild auf dem Monitor. Laura beschloss, vorsichtig zu sein.
    »Darf ich bitte fragen, was Sie wünschen?«
    »Nein, dürfen Sie nicht. Ich wünsche Lady Fletcher zu sprechen, und zwar nur Lady Fletcher.«
    Stella, die das alles mithörte, weil die dröhnende Stimme aus einem Mund kam, der sich ganz dicht am Mikrofon befand, musterte Laura erstaunt.
    »Lady Fletcher empfängt momentan keinen Besuch, fürchte ich.«
    »Ich bin auch kein Besuch, ich gehöre zur Familie.«
    Laura warf Stella einen fragenden Blick zu, den diese mit einem Schulterzucken quittierte. Es war auf jeden Fall niemand, den sie von ihrer Seite der Familie erkannt hätte. Allerdings wollte Laura nicht unhöflich erscheinen.
    »Könnte ich Lady Fletcher bitte Ihren Namen melden?«
    »Sagen Sie ihr einfach, dass ich sie unbedingt sprechen muss. Sagen Sie ihr, es ist Beatrice.«
    Während Laura überlegte, ob dieser Tag eigentlich noch surrealer werden konnte, drückte sie den Türöffner und wandte sich dann ihrer Mutter zu.
    »Es ist Hugos Schwester.«
    »Ich wusste gar nicht, dass er überhaupt eine Schwester hat . Die war doch nicht auf der Hochzeit, oder?«
    »Ich bin ihr noch nie begegnet. Sie ist mit fünfzehn von zu Hause weggelaufen und seit vierzig Jahren verschollen!«
    Laura ging an die Haustür, um Beatrice zu begrüßen.
    Die Person, die da auf das Haus zukam, überraschte sie. Sie war lässig, fast schlampig und recht billig gekleidet.

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