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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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zuvor eine Spritze deponiert hatte. Mit einem raschen Atemzug teilte sie die dunkle Behaarung in seiner Leiste mit der behandschuhten Hand und stieß die Spritze so tief wie möglich hinein. Ein leises Stöhnen, mehr war nicht zu hören, während er noch vergeblich versuchte, sich zu befreien. Sie wusste, dass die Spritze nicht allzu sehr wehgetan hatte, und sie wusste auch, dass er begriff, was sie bedeutete.
    Und dann regte er sich nicht mehr.

1. Kapitel
    D etective Chief Inspector Tom Douglas schaute aus dem Fenster seiner Wohnung, während er im Zimmer herumlief und die paar Sachen einsammelte, die er brauchte. Der Blick über den breiten, schmutzig gelben Fluss nach Greenwich hinüber erfreute ihn normalerweise, im Moment musste er sich aber konzentrieren und durfte keine Zeit vergeuden.
    Mehrere Gläser Wein zum Mittagessen, wie idiotisch! Andererseits – woher hätte er wissen sollen, dass sein erster großer Fall bei der Met auf seinen freien Tag fallen würde? Murphys Gesetz, kein Zweifel. Sein Auftreten in den kommenden Tagen musste tadellos sein, und er musste den Respekt und das Vertrauen seines neuen Teams gewinnen. Sich wegen mittäglichen Trinkens einen Wagen schicken zu lassen war jedenfalls nicht der Start, den er sich erhofft hatte.
    Er sah sich noch einmal um, ob er auch wirklich nichts vergessen hatte, doch sein Mantra »Telefon, Schlüssel, Brieftasche, Notizbuch, Dienstausweis« war ihm so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er nicht damit rechnete. Dann knallte er die Wohnungstür hinter sich zu, rannte die sechs Treppen hinunter. Er erreichte die doppelte Eingangstür seines Wohnblocks genau in dem Moment, als ein dunkelblauer Wagen quietschend um die Ecke bog und vor dem Gebäude zum Stehen kam. In der Fahrerin erkannte Tom seine neue Kollegin, Sergeant Becky Robinson. Er öffnete die Beifahrertür und sprang hinein. Noch bevor er sich angeschnallt hatte, fuhr der Wagen auch schon wieder los.
    »Tut mir leid, dass Sie bis hier herausfahren mussten, Becky«, sagte Tom.
    »Schon gut, Sir. Schickes Haus, in dem Sie wohnen, wenn ich das mal so sagen darf.«
    Tom sah sie an. Er war sich nicht ganz sicher, ob es bloß eine Feststellung war oder ob sie Näheres erfahren wollte. Doch ihr dunkles, glänzendes Haar schwang vorwärts und verdeckte ihr Gesicht, sodass er es nicht beurteilen konnte. Er hatte eigentlich keine Lust, ihr zu erklären, wieso ein Polizist, noch dazu ein geschiedener Polizist, sich eine Wohnung im Herzen der Docklands leisten konnte. Auch war jetzt weder die Zeit noch der Ort dazu.
    Zum Glück konzentrierte sich Becky aufs Fahren, eine Abfolge von raschen Beschleunigungs- und vehementen Bremsmanövern. Tom zögerte, sie abzulenken.
    »Können Sie gleichzeitig fahren und reden, Becky?«
    »Kein Problem. Bisschen viel Verkehr, aber ich kann mich ja durchfädeln.«
    Daran hatte er kaum einen Zweifel und stellte erleichtert fest, dass sie offenbar kein Bedürfnis hatte, ihn beim Reden anzusehen.
    »Also, was wissen wir? Am Telefon sagte man mir nur was von einem ›ungeklärten Todesfall‹ – und dass er für mich sei. Ich vermute, der Zwischenfall hat sich im Zentrum von London ereignet, und wir sind dorthin unterwegs?«
    »Ja. Mitten hinein nach Knightsbridge. Bei dem Opfer handelt es sich um keinen Geringeren als um Hugo Fletcher. Er ist tot. Klar. Die ersten Kollegen, die zum Tatort gerufen wurden, meinten, es sieht nach Mord aus. Sicher ist es aber nicht. Mehr weiß ich momentan auch nicht.«
    Becky schwenkte abrupt nach links, um einem schwarzen Taxi auszuweichen, und drückte heftig auf die Hupe. Der Taxifahrer zeigte ihr den Stinkefinger, und Tom empfand unwillkürlich Mitgefühl für ihn, trotz Beckys gemurmelten Verwünschungen gegen Taxifahrer im Allgemeinen.
    Ausgerechnet Hugo Fletcher, überlegte Tom. Was für ein Debüt für seine Laufbahn bei der Met. Er wusste einiges über das gesellschaftliche Leben des Opfers – wie wohl jeder. Die Medien hatten ihn zum Fressen gern, und der einfache Mann auf der Straße hielt ihn für eine Art Halbgott. Über sein Privatleben wusste Tom jedoch recht wenig. Er erinnerte sich, dass es eine Ehefrau gab, die Fletcher vor ein paar Jahren stolz – und Toms Meinung nach ziemlich geschmacklos – als seine »Seelenverwandte« präsentiert hatte. Doch dann hatte es irgendwelchen Klatsch über sie gegeben, an den Tom sich aber nicht mehr genau erinnerte, und jetzt war sie offenbar völlig aus der Öffentlichkeit

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