Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Jörg hat
gesagt, nach dem Mittagessen — und das ist gleich — haben wir zwei Stunden zur
freien Verfügung. Können uns Umsehen. Was machen wir?«
    »Dein Vorschlag?«, fragte Tim.
    »Zur Höhle des Grünen Ritters.«
    »Gebongt. Von dir werden wir
hören, wer das ist, beziehungsweise war.«
    »Sicherlich ein militanter
Öko-Beauftragter aus grauer — oder grüngrauer Vorzeit«, griente Klößchen.
»Vegetarier, Schokoladenfeind und heutzutage Symbolfigur für ökologische
Parteien.«
    »Du liegst völlig daneben«,
erläuterte Karl. »Der Grüne Ritter ist in der keltischen Sage eine schreckliche
grün gekleidete und grünhäutige Figur. Er kam an den Hof von Artus, der im
sechsten oder siebten Jahrhundert Britanniens König war, und hat zum Köpfspiel
aufgefordert, einer brutalen Unsitte. Dabei geht es um einen Schlagabtausch.
Der Herausforderer und sein Gegner holen abwechselnd zum Enthauptungsschlag des
anderen aus. Offenbar waren Abducken, Ausweichen und Parieren ( einen Hieb
abwehren ) die gemäße Verteidigung. Denn Gawain, der als Einziger die
Herausforderung angenommen hatte und als Erster hinlangen durfte, erreichte
nichts mit seinem Schwertstreich, konnte dem bösen Grünen das Licht nicht
ausmachen. Dann hatte Gawain offenbar Fracksausen. Jedenfalls wurde ihm ein
Gnadenjahr gewährt, bis der Grüne mit dem Zurückschlagen dran war. Gawain ist
dann getürmt und fand Zuflucht auf einer Burg, wo eine Lady... Aber das erzähle
ich euch heute Abend, wenn die andern vor der Glotze sitzen. Wäre jetzt zu
lang.«
    Bewundernd sah Rebecca ihn an.
»Du hast wirklich ein enormes Wissen, Karl. So ein Gedächtnis möchte ich
haben.«
    Karl lachte und bemühte sich,
bescheiden auszusehen. »Das ist auch eine Frage des Trainings. Was da möglich
ist, haben uns die Druiden vorgelebt, die keltischen Priester. Sie haben die
Kultur bestimmt, die Rituale, das Geistesleben, die Religion, die
Wissenschaften. Aber nichts wurde aufgezeichnet. Nichts. 3000 Jahre lang — von
etwa 2000 vor Christus bis 1000 danach — wurde alles nur im Gedächtnis
gespeichert und mündlich durch Erzählungen und Gesänge weitergegeben. Das müsst
ihr euch vorstellen. Was die draufhatten! Und es funktionierte. Erst im neunten
Jahrhundert unserer Zeitrechnung hat dann in Britannien der Mönch Nennius den
Federkiel bemüht und alles aufgeschrieben, was er hören konnte und wusste. Das
wurde dann seine Geschichte Britanniens.«
    Tim nickte. Er kannte sich
bestens aus in der keltischen Mythologie, überließ aber Karl den Vortrag.
Klößchen war weit weniger beschlagen.
    »Bei mir liegt die Ahnung«,
meinte er, »knapp über null. Die Kelten — was für ein Volk war das eigentlich?«
    »Die Kelten waren kein
bestimmtes Volk«, erklärte Karl, »sondern eine Kultur, der anfangs
indogermanische Stämme des südlichen Europas angehörten. Es gab zig
Völkerwanderungen. Die Kultur breitete sich damit aus über ganz Europa und die
westlichen Inseln. Etwa um 500 vor Christus erscheint erstmals bei dem
Historiker Heca-teus der Begriff ›Kelten‹. Damals hatten sie einen
künstlerischen und sozialen Höhepunkt mit der so genannten Latene-Kultur.
Später mischte sich viel Kriegerisches mit Raubzügen dazu. Andere Kulturen
wurden unterjochtem Jahre 400 vor Christus wurde Rom überfallen. Letztendlich
haben dann die Heere des Römischen Reiches die Kelten besiegt und deren Kultur
wurde überlagert von der griechisch-römischen Zivilisation — nahm auch vieles
aus dem Christentum auf. Alle Einflüsse vermischen sich in den keltischen
Sagen.«
    »Super!« Rebecca klatschte
Beifall.
    Karl verbeugte sich.
    Dann hallte ein Gong durchs
Haus und rief zum Mittagessen.

10. In die
Falle gelockt
     
    Tim prüfte den Boden, bevor er
an den Rand des Abgrundes trat. Man wusste nie! Regen, Frost, Unbilden der
Witterung lockern Erde und Geröll, unterhöhlen felsigen Grund. So manche Kante
war schon unversehens abgebrochen und hatte den, der darauf stand, in die Tiefe
befördert.
    Tim sah hinunter. Eine glatte
Felswand — mindestens zwölf Meter. Die Schlucht war keine zehn Meter breit, war
wie mit der Axt eines Riesen in den Waldboden gekerbt. Unten plätscherte ein
Bächlein. Ringsum hier oben dichter Wald, für den das Wort Urwald zu
hochgestochen wäre, dachte Tim, aber ‘ne Parklandschaft ist es nicht.
    »Huch, ist das tief!«, sagte
Gaby hinter ihm.
    »Wenn ich da runtersehe, wird
mir schwindelig«, meinte Rebecca.
    »Wie sollen wir euch

Weitere Kostenlose Bücher