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Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dann
hinüberkriegen?!«, lachte Tim.
    Das bezog sich auf die
Hängebrücke. Sie führte hinüber, bestand aus Drahtseilen und stufenbreiten
Sprossen zum Drauftreten. Die seitliche Absicherung bildeten zwei Trossen, etwa
in Hüfthöhe. Festgemacht war das schwankende Gebilde an vier starken Bäumen —
zwei auf jeder Seite. Eine garantierte Sicherheit gab es nicht. Denn große
Schilder verkündeten: BENUTZUNG DER HÄNGEBRÜCKE AUF EIGENE GEFAHR. Tim konnte
erkennen: Zuerst hatte es geheißen »AUF EIGENE VERANTWORTUNG«. Das war
überpinselt worden, denn GEFAHR erschien wohl angemessener.
    »Dann los! Mir nach!«, rief
Gaby.
    Schon stand sie auf der Brücke,
hielt sich fest an beiden Handlauftrossen und balancierte voran.
    Sofort war Tim hinter ihr. Fast
auf Tuchfühlung blieb er bei seiner Freundin. Wäre sie abgeglitten — er hätte
sie erwischt. Aber Gaby lief hinüber wie eine Seiltänzerin, seufzte allerdings
befreit, als fester Boden erreicht war.

    »Bravo!«, rief Rebecca von der
anderen Seite.
    »Hilf ihr!«, sagte Gaby leise.
    »Klar doch!«
    Tim eilte zurück. Und auch
Rebecca schaffte die Überquerung mit seiner Absicherung — und fiel dann Gaby in
die Arme, als hätte sie die Eiger-Nordwand erklommen.
    Es war früher Nachmittag. TKKG
und Rebecca, die manchmal Rebi genannt wird, wollten zur Höhle des Grünen
Ritters. Zwar — so hatte Karl noch erläutert — war der Enthauptungsbesessene
eine britannische Sagengestalt und nur dort beheimatet. Aber vor mehr als 1000
Jahren war wohl die Kunde von ihm bis hierher gedrungen; und Kelten dieser
Gegend, die seine Einstellung geil fanden, hatten ihm die Höhle geweiht — und
Enthauptungsszenen in die Felswände gemeißelt.
    Karl kam herüber. Mit Klößchen
auf den Sprossen verwandelte sich die Hängebrücke ein bisschen zur
Luftschaukel, aber er schaffte es.
    »Nach dem Schweinefraß vorhin —
auch das noch!«, schimpfte er. »Hier geht’s zu wie im Horrorroman.«
    »Wieso Schweinefraß?«, fragte
Karl. »Mir hat es geschmeckt.«
    »Uns auch«, erklärte Gaby für
die anderen.
    »In dieser Gegend«, erläuterte
Klößchen, »kann man doch wohl erwarten, dass es Rehrücken gibt,
Wildschweinkotelett oder wenigstens Hasenragout. Und vor allem Nachtisch! Was
hatte ich auf meinem Teller? Eierkuchen mit Quark. Und abschließend
Pflaumenkompott. Ja, bin ich denn hier in einer Wellness-Oase? Aber da kann man
wenigstens schwimmen.«
    »In deinem Fall«, grinste Karl,
»wie das Fettauge auf der Bouillon.«
    »Wäre ja ein Lichtblick, wenn’s
die hier gäbe.«
    Tim blickte in die Richtung,
aus der sie gekommen waren. Ein schmaler Weg führte zwischen Büschen und hohen
Fichten zur Jugendherberge. Dort näherten sich die beiden Typen von nebenan:
Leo und Hakennase. Aber sie waren noch weit entfernt.
    Tim machte seine Freunde darauf
aufmerksam. »Mich würde es nerven, wenn die sich uns anschließen. Gehen wir mal
weiter.«
    Sie folgten dem Weg. Er
beschrieb Kurven. Das Gebüsch zu beiden Seiten war dicht. Man konnte nicht weit
sehen. Aber Karl, der eine Gebietskarte vom Keltenland hatte, gab die Richtung
an wie ein Safariführer. Tim wäre gern schneller gegangen, doch Rebi, wegen
ihrer Krankheit vom Sport befreit und auch sonst nicht belastbar, hätte das
nicht durchgehalten. Und Rücksicht ist selbstverständlich.
    Drei Minuten vergingen. Dann
hörte Tim das seltsame Geräusch: einen schnappenden Schlag, trocken und hart —
ein Geräusch, das er erst nicht einordnen konnte. Doch dann erkannte er: ein
Schuss. Ein Schuss aus dem Luftgewehr.
    Eine Stimme murmelte.
    Tim, den anderen voran,
erreichte als Erster den Rand der Lichtung.
    Die Waldwiese war abgeblüht,
das Gras gelb. Es reichte Landres nur bis in halbe Wadenhöhe. Der Bodyguard
hielt eine Hohltaube in der Hand, hielt sie pietätlos an einem Flügel,
kopfunter. Das Tier war tot. Offensichtlich hatte Hendrik die Taube erlegt,
denn er war bewaffnet mit einer schweren Luftpistole, die er stolz um den Finger
wirbelte wie Buffalo-Bill nach dem Abschuss des letzten Bisons.
    Tim sah rot. Mit wenigen
Schritten war er bei Hendrik. Die Ohrfeige schlug ein wie eine Granate. Hendrik
schrie auf und fiel der Länge nach ins Gras.

    »Die Hohltaube ist geschützt,
du Armleuchter!«, brüllte Tim.
    Dann musste er sich wehren,
denn Landres ließ den Kadaver fallen und ging auf ihn los.
    Tim fing ihn ab mit einem
Halbkreistritt auf die Rippen. Landres landete rücklings neben Hendrik, schmerzverzerrt
das Gesicht.
    »Versuch

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