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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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ich bereits erwähnt habe, wäre da ein Job, der dir wie auf den Leib geschneidert ist. Es geht um viel Geld, ungefähr zwei Millionen, alles in großen Scheinen.«
    »Und was, wenn ich nein sage?«
    Plötzlich sah sie müde aus. »Es steht dir frei zu gehen. Die fünftausend gehören dir und es sind keinerlei Verpflichtungen daran geknüpft.«
    Nur wenige Meter entfernt hasteten die Leute vorbei. Neben dem Bistro animierte der Marktschreier im Smoking gerade die Gaffer, seinen Bikini-Mädels einen dicken Applaus zu geben. Wyatt versuchte zu lächeln. Nachdem es ihm gelungen war, wirkte es sogar echt. »Erzähl mir von der Sache.«
    Anna nickte, und langsam schien ihr Ärger zu verfliegen. »Ich arbeite in der Rechtsabteilung einer Versicherungsgesellschaft. Vor ein paar Wochen ist eine Mitteilung der TrustBank auf meinen Schreibtisch geflattert. Es ging um Haftungsfragen und Schadensersatzleistungen in einem Fall, der eine ihrer Zweigstellen betraf«, sie beugte sich vor und senkte ihre Stimme. »Zwischen Brisbane und der Gold Küste wurde ein riesiges Neubaugebiet erschlossen — Logan City. Wohnungsbau der unteren Kategorie, Einkaufszentren mit Supermarktketten, die Anwohner kommen aus dem Arbeitermilieu oder sind kleine Angestellte, junge Familien, jede Menge Hypotheken und eine hohe Arbeitslosigkeit. TrustBank hat eine Niederlassung und zwei Filialen in Logan City. Am Freitag bleiben die beiden Filialen geschlossen. Sie wollen ihr Sicherheitssystem auf den neuesten Stand bringen. Die Arbeiten dauern das ganze Wochenende an und deshalb sollen alle beweglichen Werte zur Niederlassung gebracht werden. Wie ich bereits sagte, Bargeld im Wert von ungefähr zwei Millionen.«
    Sie lehnte sich zurück. »Ich will, dass du dir die Bank vornimmst. Ich bin sicher, dass das geht.«
    »Jetzt am Freitag?«
    Sie lächelte entschuldigend. »Ich war nicht sicher, ob Stolle dich rechtzeitig ausfindig machen würde.«
    »Mal eben auf die Schnelle eine Bank ausrauben. Ganz allein.«
    »Ich kenn da ein paar Leute. Als ich jung war, hab ich mich in gewissen Kreisen rumgetrieben, alles Typen, die mein Vater später dann verteidigt hat, bevor man ihn aus der Anwaltskammer ausgeschlossen hat. Ich kann dir die richtigen Leute besorgen. Zuverlässig, keine Junkies oder Durchgeknallte.«
    »Fragt sich nur, ob sie mit mir zusammenarbeiten wollen. Was wissen die von mir?«
    »Ich mache keine Reklame für deinen Namen, wenn du das meinst.«
    Er starrte auf den Tisch.
    »Ich hab dich in Aktion erlebt«, sagte sie. »Wenn es einer schafft, dann du.«
    Er schaute sie eine Weile nachdenklich an. »Wieder so eine Insider-Geschichte«, sagte er schließlich. »Wie beim letzten Mal.«
    »Ganz und gar nicht wie beim letzten Mal. Diesmal handelt es sich lediglich um einen Insider-Tipp. Wie sollten sie auf mich kommen?«
    »Wer weiß sonst noch von der Sache?«
    »Nur ein paar Leute von der TrustBank, einige aus meiner Versicherung und die Sicherheitsfirma.«
    Wyatt nickte. Mit anderen Worten: eine Menge Leute. Das war gut und schlecht zugleich. Gut war, dass Anna dadurch kaum in Verdacht geriet. Schlecht war, dass andere ebenfalls Ehrgeiz entwickeln könnten. Er fragte sich, ob das der einzige Haken bei der Sache sei.

    SECHZEHN

    Am Freitag sagte Daniel Nurse zu seiner Frau: »Warum hörst du mir nicht zu? Nur Mitarbeiter. Keine Familienangehörigen.«
    Sein Krokodillederkoffer lag offen auf dem Bett und er war gerade damit beschäftigt, Unterwäsche hineinzustopfen. Joyce war sauer. Sie beobachtete, wie er ein paar weiße Hemden vom Bügel nahm und ungelenk versuchte, sie zusammenzulegen. Für sie wäre das ein Klacks gewesen. Doch da sie nun das Wochenende mit ihrer halbwüchsigen Tochter allein verbringen durfte, während er sich mit Kollegen amüsierte, sollte er seinen verdammten Koffer gefälligst selbst packen.
    »Ich würde euch bestimmt nicht stören«, maulte sie. »Ich könnte am Strand spazieren gehen oder ein Buch lesen.«
    Nurse drehte ihr den Rücken zu, damit sie die Angst und die Anspannung in seinem Gesicht nicht sah. Er war kurz davor, ihr eine aufs Maul zu hauen, damit sie mit dem Genöle aufhörte. Das hatte er noch nie getan. Er sah sein Spiegelbild in der Fensterscheibe, und es gefiel ihm nicht, was er dort sah. Gedrungen, rosiger Teint und mehr oder weniger kahl auf dem Schädel. Der Anblick hinter der Scheibe war ansprechender. Das Haus war ein Queensland-Pfahlhaus aus den zwanziger Jahren und lag im östlichen Teil Brisbanes

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