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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Montagmorgen, würden die Geldbestände der beiden Filialen in Logan City in seiner Niederlassung lagern. In den Filialen sollte das Sicherheitssystem, also die Geldschränke, Überwachungskameras und Alarmanlagen, auf den neuesten Stand gebracht werden. Die Zentrale war der Ansicht, man spare Zeit und vermeide Ärger, wenn man die Bestände in der Niederlassung zwischenlagere, anstatt sie nach Brisbane zu schaffen. Fast zwei Millionen Dollar in Fünfzig- und Hundertdollarscheinen. Das bedeutete erheblichen Mehraufwand für Nurse und seine Mitarbeiter, was er auch in seinem Anschreiben an die Filialleiter unmissverständlich zum Ausdruck brachte. »Ich erwarte die Anlieferung in der Niederlassung um genau 16 Uhr. Bitte stellen Sie sicher, dass die Banknoten korrekt gebündelt und mit Banderolen versehen in entsprechend großen, verplombten Geldkassetten zur Abholung durch Mayne Nickless bereitstehen. Zudem würde ich es begrüßen, wenn Sie gegenüber den in Ihren Filialen tätigen Sicherheitstechnikern deutlich zum Ausdruck brächten, dass laut Vertragsvereinbarung die Arbeiten an den Sicherheitssystemen am Montagmittag abgeschlossen sein müssen. Ich muss Sie an dieser Stelle sicher nicht daran erinnern, dass jede Stunde, in der das Geld in der Niederlassung oder unterwegs ist, eine unter Sicherheitsaspekten prekäre Stunde ist.« Er unterstrich ›prekäre‹.
    Um halb elf gönnte er sich nochmals Kaffee und Kekse. Das war ein Fehler. Eine Viertelstunde später hing er über der Kloschüssel, um seinen Magen zu entleeren. Um zehn Uhr neunundfünfzig brachte Angie den Auslöser hierfür in sein Büro.
    »Hey, Danny-Boy!«
    Nurse erhob sich. Er war noch ziemlich schwach auf den Beinen. Sein Besucher hieß Ian Lovell, hatte ein langes, knochiges Gesicht, feines Haar und einen durchtrainierten Körper. Seine Entschlossenheit und sein Witz waren offenkundig, was ihm sogleich Angies bewundernde Blicke sicherte. Lovell ließ sich in einen Sessel fallen, streckte seine Beine aus und grinste Nurse an. Etwas Bedrohliches lauerte hinter diesem Grinsen. Neben seinen teuren RM Williams-Stiefeln stand eine Aktentasche. Nurse setzte sich wieder und versuchte, die Aktentasche zu ignorieren.
    »So, Danny, was hast du deiner Angetrauten denn diesmal erzählt?«
    Er hatte die raue Stimme eines Buschfarmers, sprach schnell und undeutlich. Doch der Mann war Pilot, kein Farmer. Nurse fragte sich, wie die Fluglotsen ihn verstehen konnten. »Wochenendseminar nur für Mitarbeiter.«
    »Und? Hat sie’s dir abgenommen?«
    Nurse nickte.
    »Scheißweiber. Nimm dir ein Beispiel an mir: Schick die Familie in die Wüste und du bist wieder ein freier Mann.« Mit diesen Worten schob er die Aktentasche zu Nurse hinüber. »Du weißt, was du zu tun hast?«
    »Ich warte im Zimmer 212. Zwischen zehn und sechzehn Uhr kommen drei verschiedene Besucher. Jeder von ihnen übergibt mir fünfundzwanzigtausend — «
    »Zähl nach. Lass dich von den Dreckskerlen nicht übers Ohr hauen«, sagte Lovell.
    » — und dann kriegen sie von mir den Stoff.«
    »Sprich’s aus«, sagte Lovell und griente. »Heroin. Na los.«
    »Heroin.«
    Plötzlich war das jungenhafte Grinsen wie weggewischt und Lovell beugte sich zu Nurse hinüber. »Keine Patzer, verstanden? Zähl erst das Geld nach, danach rückst du die Ware raus.«
    »Das sagtest du bereits.«
    »Korrekt. Und ich sag’s noch mal.«
    »Die Sache gefällt mir nicht«, murmelte Nurse. »Was gibt mir die Sicherheit, dass die Typen mir nicht eins über den Schädel ziehen und dann mit dem Stoff abhauen — mit dem Heroin, meine ich.«
    Lovell lehnte sich wieder zurück und faltete die Hände hinter dem Kopf. Er hatte einen langen Oberkörper mit gut ausgebildeter Muskulatur. Nurse fürchtete diesen Körper. »Zwei Argumente. Erstens wissen sie, dass der Stoff gut ist und dass es bei Bedarf noch mehr gibt. Zweitens wissen sie, dass ich weiß, wo ich sie finden kann.« Er bleckte die Zähne. »Ich weiß ja auch, wo ich dich finden kann.«
    Nurse spielte mit einer Büroklammer. Gleich würde er wieder auf die Toilette müssen. »Und wenn ich verhaftet werde? Drogenhandel bringt mindestens zehn Jahre ein!«
    »Du wirst nicht geschnappt. Die schützenden Hände dort sind gut geschmiert. Seit Jahren werden Deals im Tradewinds abgewickelt.«
    »Ich habe Bone fest zugesagt, ihm das Geld nächsten Monat zurückzuzahlen. Ich verstehe nicht, warum ich den Job jetzt machen muss.«
    Lovell antwortete nicht sofort. Er ließ

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