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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Nurse nicht aus den Augen und knackte mit seinen Fingern. Für Nurse klang das wie eine Serie von Schüssen aus einer Handfeuerwaffe. Oder wie Schläge mit einer Eisenstange auf seine Knöchel, Knie und Ellbogen.
    Endlich begann Lovell zu reden. Diesmal mit weicher Stimme und sauber artikuliert. »Weil du Mr. Bone sechzehntausend Dollar schuldest und er es satt hat, länger zu warten. Er hat auch deine ständigen Versprechungen satt. Sehen wir der Sache doch ins Auge: Du bist ein Versager am Spieltisch. Du solltest damit aufhören. Es gelingt dir nicht, deine Verluste in Grenzen zu halten.«
    Nurse startete einen zweiten Versuch. »Wenn ich für diese Sache nur zweitausend Dollar bekomme, heißt das, dass ich noch sieben Mal losziehen muss, bis ich meine Schulden abbezahlt habe. Das schluckt meine Frau nie.«
    »Scheiß auf deine Frau. Wir sehen uns am Sonntag um vier im Irish Club.«
    Als Lovell gegangen war, begab sich Nurse erneut zur Herrentoilette. Diesmal für längere Zeit. Dann arbeitete er ohne Unterbrechung bis zum Nachmittag. Gegen siebzehn Uhr lehnte er eine Einladung ab, mit ein paar Kollegen in den Pub nebenan zu gehen. Obwohl Angie mit von der Partie war. Er verstaute Lovells Aktentasche in seinem Volvo und um Viertel nach fünf hatte er Logan City bereits hinter sich gelassen. Fließender Verkehr auf der Autobahn Richtung Gold Küste, es gab keine Staus. Doch Nurse war zu abgelenkt, um sich dem Verkehrsfluss anzupassen. Bisweilen kroch er mit fünfzig Stundenkilometern dahin und provozierte wütende Hupkonzerte von Autofahrern, die ihn überholten. Er hatte keinen Blick für die gigantischen Freizeitparks, die geradezu aus den Wäldern herausgeschnitzt schienen. Auch die riesigen Reklametafeln verfehlten ihr Ziel, indem er sie keines Blickes würdigte. Er fühlte sich schwach, desolat, und er hatte Schiss.
    Das Tradewinds lag am Meer. Von Zimmer 212 hatte man einen Ausblick auf ähnliche Gebäude; Kolosse aus Glas, so weit das Auge reichte. Nur die Spielcasinos in der Nähe waren weniger imposant, dafür aber in Neonlicht getaucht. Nurse ließ sich aufs Bett fallen. Er schlief unruhig und hätte so gern Lovell und die Leute, für die er arbeitete, aus seinen Gedanken verbannt. Um neunzehn Uhr stand er wieder auf, duschte und fühlte sich wie neugeboren. Er zog seinen Smoking an und nahm Peilung aufs Monte Carlo.

    SIEBZEHN

    Nurse kam Lovell wie gerufen. Ein Informant aus dem Rauschgiftdezernat hatte ihm gesteckt, dass sein Mann fürs Tradewinds wegen Mordverdachts kurz vor seiner Auslieferung nach Neuseeland stand. Lovell wollte von Bone einen anderen Kurier, und Bone hatte ihn auf Nurse angesetzt, weil der finanziell in der Klemme saß und deshalb gefügig schien. Lovell fuhr nach seinem Besuch bei Nurse äußerst zufrieden zum Flughafen.
    Drei Stunden und einen Anschlussflug später blickte Lovell auf Cooktown hinunter. Es war ein Gefühl bitterer Genugtuung, in der Rolle des Passagiers fliegen zu müssen. Vor dem Pilotenstreik 1989 war er Zweiter Offizier bei Ansett gewesen, man hatte ihn jedoch danach nicht wieder eingestellt. Danach waren Haus und Frau flöten gegangen und er hatte sich fortan als Ersatzfahrer für einen Taxibetrieb durchschlagen müssen. Eines Nachts war er mit einem Typen namens Bone ins Gespräch gekommen, der ihn über Funk nach Spring Hill bestellt hatte. Eine Woche später hatte er wieder den Steuerknüppel eines Flugzeugs in der Hand und verdiente das Dreifache seines Ansett-Gehalts.
    Saubere Landung. Klare Sichtverhältnisse, hohe Luftfeuchtigkeit und ein leichter Wind aus Nordost. Er begab sich zum Ausgang, führte ein Telefonat und nahm sich einen Leihwagen. Mit dem Commodore fuhr er dann zu einer kleinen Landepiste nördlich von Cooktown. Sie war ein Überbleibsel der japanischen Bedrohung während des Zweiten Weltkriegs. Im gesamten Norden fand man diese Landepisten und sie alle hatten ihre Funktion.
    Das Flugzeug war eine Beechcraft Baron, unterstützt von zwei 260 PS starken TCM-Triebwerken. Sie bot Platz für vier Personen, doch nahm Lovell nur selten Passagiere mit. Zwei Sitze waren daher ausgebaut und durch zusätzliche Benzintanks ersetzt worden. Die Maschine konnte so fast 400 Kilo Fracht über eine Distanz von 2.500 Flugkilometern in einer Höhe von 10.000 Metern und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 370 Stundenkilometern befördern. Bei manchen Flügen nach Papua-Neuguinea musste er jedoch zum Tanken zwischenlanden, und dafür hatten Bones Leute

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