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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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prallen Sonne lag. Der erste Brandsatz wurde unterhalb eines riesigen Stapels alter Reifen in einem Hinterhof angebracht, der ein paar Blocks entfernt von der Bank lag. »Viel Rauch, viel Dramatik«, war Phelps’ Kommentar.
    Den zweiten legten sie in einen Müllcontainer hinter einem Supermarkt. Pappe, Papier, Plastikverpackungen, Sperrholz, Styropor. Eine Menge Panik, jedoch geringer Sachschaden.
    Am Abend organisierten sie die Fluchtautos. Hierfür bot sich der Bereich der Dauerparker am Flughafen an. Einzeln, mit dem Bus und jeweils im Abstand einer halben Stunde fuhren sie zum Flughafen und trafen sich am Seiteneingang des Parkplatzes. Wyatt kam als Letzter. »Was habt ihr?«
    Riding senkte die Stimme: »Einen beigefarbenen Camira.«
    »Parkschein?«
    Er nickte. »Auf der Ablage, deutlich sichtbar. Ein Vollidiot.«
    »Wann?«
    Ein Flugzeug hob gerade ab. Der Krach war ohrenbetäubend, also wartete Riding mit seiner Antwort. »Vor einer Stunde, kurz nachdem ich gekommen bin.«
    Das war sehr gut. Der Besitzer kam garantiert nicht vor Montagnachmittag zurück. Was sie jetzt brauchten, war ein zweiter Wagen, der dem Camira glich. Zeugen der Umladeaktion auf dem Campus wären in ihren Aussagen wesentlich ungenauer, wenn es sich um zwei ähnliche Wagen handelte.
    »Fraglich, ob wir ein passendes Modell mit Parkschein finden. Kümmert ihr euch um die Parkplatzsucher und ich schau mich um.«
    Wyatt verschwand in der Dunkelheit. Er hatte nicht vor, hier viel Zeit zu verbringen. Es herrschte wenig Betrieb, außerdem war es inzwischen dunkel, aber selbst ein Zeuge war einer zu viel. Unter seinen Schuhen knirschte der Kies. Zwei Minuten später entdeckte er einen Parkschein in einem VW-Cabrio. Mit einem Handgriff hatte er das Faltdach geöffnet, dann den Parkschein geschnappt und das Verdeck wieder zugemacht.
    Er ging zurück zu den anderen. Riding deutete in eine Richtung. »Cremefarbener Commodore.«
    Sie standen geschütz hinter niedrigem Buschwerk und beobachteten, wie der Commodore vor- und zurücksetzte, um in eine Parklücke zu kommen. Ein älterer Mann stieg aus und ging zur Bushaltestelle. Als der Shuttle-Bus kam, stieg er ein und die drei Männer setzten sich in Bewegung. Diesmal ging es um Nummernschilder. Nicht einfach nur Nummernschilder — sie suchten Schilder, deren Kombination aus Buchstaben und Zahlen denen der Fluchtautos ähnlich war.
    Ein Toyota-Transporter lieferte ihnen das erste Schild, ein nagelneuer Mercedes das zweite. Sie tauschten sie mit den Schildern des Camira und des Commodore aus. Wyatt unterstellte, dass die Eigentümer die geringfügigen Abweichungen nicht sofort bemerkten. Sollte sich ein Zeuge die Kennzeichen des Camira und des Commodore notieren, dann würde der Polizeicomputer einen Toyota und einen Mercedes ausspucken. Es war Vernebelungstaktik, eine Art Zusatzversicherung und nach Wyatts Auffassung notwendig für den Job. Er sah auf die Uhr. Vier Minuten vor halb neun. Morgen früh um diese Zeit würde sich Nurse bereits in ihrer Gewalt befinden.

    NEUNUNDZWANZIG

    »Daddy!«
    Mit neun hatte sie ihn das letzte Mal so genannt. Diese Tatsache und die blanke Panik in ihrer Stimme rissen ihn aus der Betrachtung der Weeties-Packung vor ihm auf dem Tisch.
    Seine Tochter kam von der hinteren Veranda ins Haus, mit einer Schuhbürste in der Hand und von drei Unbekannten eskortiert. Sie trugen Masken und sahen hart und entschlossen aus. Seine Eingeweide rebellierten.
    Der eine stieß Mignon sanft in den Rücken. Sie rannte zu ihrem Vater und klammerte sich zitternd an ihn. Sie trug ihre goldblaue Schuluniform, ihr Haar war noch feucht und sie war barfuß. Nurse legte einen Arm um sie und presste sie an sich.
    Der eine Mann fing an zu sprechen. Er trug einen billigen, dunklen Anzug und sprach leise, ohne Modulation, mit leicht hypnotischer Wirkung. »Wir wollen Ihnen und Ihrer Familie nichts tun, Mr. Nurse.«
    Später würde er sich daran erinnern, dass der Mann ihn die ganze Zeit höflich mit Mr. Nurse angesprochen hatte.
    »Wo ist Ihre Frau, Mr. Nurse?«
    Genau in diesem Moment entschied sich Mignon für eine Dummheit. Nurse spürte die Hitze in ihrem schmalen Körper und die Anspannung, als sie den Mund öffnete, tief einatmete und losbrüllte: »Mammi, schnell, hau ab!«
    Möglicherweise hätte sie weitergebrüllt, doch ein zweiter Mann, klein und wendig und ebenfalls bekleidet mit einem Anzug, trat von hinten an sie heran und drückte ihr mit dem Unterarm die Kehle zu. Der Schrei blieb

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