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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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hier auftauchst.«
    »Sagen wir, ich bin etwas in Geldschwierigkeiten.«
    »Ich könnte den Wagen verkaufen.«
    »Peanuts. Das reicht bei weitem nicht. Außerdem schuldest du mir mehr, als die Karre wert ist.«
    »Dagegen verwahre ich mich. Ich kann nichts dafür, dass der Stoff gestohlen wurde.«
    »Du hast nicht die geringste Ahnung, nicht wahr? Nicht die Spur Durchblick, was abgeht.« Lovell rückte näher. Knisternde Spannung lag in der Luft, als würde seine Aggressivität alle Teilchen aufladen. »Danny-Boy, in diesem Business gilt: Verlierst du was, ersetzt du’s.«
    »Wie soll das gehen!« Nurses Stimme überschlug sich fast. Er versuchte es noch einmal. »Wie denn? Ich hab doch keine Ahnung, wie man an Heroin kommt.«
    »Du hast mir nicht zugehört. Ich brauche Geld. Fünfundsiebzig Riesen für den Stoff, den du verschlampt hast, und weitere fünfundzwanzig als Trostpflaster für den Ärger, den ich deinetwegen hatte.«
    »Ich hab das Geld nicht. Was erwartest du von mir? Soll ich etwa das Haus verkaufen?«
    Im selben Moment hätte er sich auf die Zunge beißen können, denn Lovell sagte: »Das ist eine Überlegung wert.«
    »Ich bitte dich!«
    »Aber ehrlich gesagt, würde mir das zu lange dauern.«
    »Wie also?«
    »Nicht so laut. Ein Kredit.«
    Nurse sank auf der weichen Polsterung der Couch in sich zusammen. Von solchen Geschichten hatte er schon gehört. Kriminelle Figuren hatten Bankdirektoren beim Wickel, erpressten Kredite und dachten nicht im Traum daran, sie jemals zurückzuzahlen. Er stöhnte: »Das kann ich nicht machen. Es verstößt gegen die Bestimmungen.«
    Lovell sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Komm mir nicht mit diesem Scheiß. Solche Geschäfte machst du jeden Tag.«
    »Welche Sicherheiten hast du? Könnten wir vielleicht dein Flugzeug angeben?«
    »Du bist einfach unglaublich, weißt du das? Komm wieder runter, Nurse. Hier geht’s nicht um Formalitäten. Kapier das endlich, verdammt noch mal!«
    »Wann?«, murmelte Nurse schwach.
    »So schnell wie möglich. Nachdem ich die fünfundsiebzigtausend abschreiben konnte, musste ich meine Reserven angreifen, um die letzte Lieferung finanzieren zu können. Und nun habe ich ein Problem: Ich brauch dringend Bares.«
    »Warum gehst du nicht zu Bone?«
    »Wir reden hier nicht über Leute, für die ich arbeite, verstanden?«, presste Lovell zwischen den Zähnen hervor. »Dieser Punkt ist einzig und allein meine Sache.«
    Mit einem Mal begriff Nurse, wie verzweifelt Lovell auf diesen Deal angewiesen war. Eine ganze Lieferung Heroin eingebüßt, dabei vermutlich seine Kundschaft vergrätzt, und nun saßen ihm diverse Leute im Nacken.
    Doch das tröstete ihn wenig. Ein Flug nach Papua-Neuguinea und Lovell saß wieder im Sattel, während er, Nurse, sich bei dieser Aktion ruinieren würde, und zwar nachhaltig.
    Er musste die Frage stellen: »Was ist, wenn ich es nicht arrangieren kann?«
    Lovell genehmigte sich den letzten Schluck Scotch, schlürfte ihn genüsslich wie eine Auster. »Hast ’ne niedliche Tochter, Nurse. Wie alt ist sie? Vierzehn? Fünfzehn? Schwer zu sagen in dem Alter.«
    »Lass sie aus dem Spiel.«
    Lovell hatte ausgetrunken. »Morgen früh in deinem Büro.«

    SECHSUNDZWANZIG

    Die Verkäuferin im Campworld kaute gelangweilt auf ihrem Kaugummi herum und heftete ihren Blick vielsagend auf die vor Hitze und Abgasen flimmernde Straße, auf den weicher werdenden Asphalt, dann glitt er hinunter an ihrem T-Shirt, den Shorts und den Riemensandalen, um an der schwarzen Sturmmaske aus Wolle auf dem Ladentisch hängen zu blieben.
    »Die wollen Sie haben?«
    »Die will ich haben«, erwiderte Wyatt.
    Sie zuckte mit den Achseln, verstaute das Teil in einer kleinen Plastiktüte und sagte: »Neunfünfundneunzig.«
    Wyatt gab ihr zehn Dollar und bekam fünf Cents zurück. Neben der Kasse stand eine Sammelbüchse, die um Spenden für Blindenhunde bat. Doch sollte die Verkäuferin sich später an ihn erinnern und den Bullen erzählen, dass er Geld in diese Büchse gesteckt hatte, dann, so fürchtete Wyatt, würden sie sämtliche Münzen in der Büchse auf Fingerabdrücke untersuchen. »Bushwalking«, erläuterte er knapp. »In Tasmanien.«
    Das schien für sie alles zu erklären. »Oh, Tasmanien!«, wiederholte sie, als verspräche das Wort Schneeregen und arktische Winde. Doch gleich darauf nahmen ihre Kiefer die Tätigkeit wieder auf, als sie sich lächelnd eines Teenagers annahm, der ein Paar Doc Martens umklammerte. »Und was kann ich für

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