Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
unserer Absicht. Verstehen Sie?«
    »Sie werden es nicht schaffen, Sie — «
    »Ich habe gefragt, ob Sie mich verstehen.«
    Nurse murmelte ein Ja.
    »Ich habe hier ein Mobiltelefon. Sobald wir im Auto sitzen, werden Sie Ihre Frau anrufen. Haben Sie verstanden?«
    Nurse nickte. Er sah sich am Tisch um. In Mignons Gesicht mischte sich Angst mit Erregung, und er wünschte, er hätte es nicht gesehen. Seine Frau legte eine billige Aufmüpfigkeit an den Tag, wie sie da, leicht bekleidet wie ein Flittchen, auf dem Stuhl saß. Am meisten aber hasste er die Augen dieses Mannes, der ihn völlig zu durchschauen schien.
    »Die Verbindung zu Ihrer Familie wird auch von der Bank aus aufrechterhalten. Wir wollen die Sache rasch über die Bühne bringen, aber ich denke, Sie wollen über das Befinden Ihrer Familie immer auf dem Laufenden sein. Falls Sie uns in der Bank Schwierigkeiten machen und mein Kollege hier den Kontakt zu uns verliert, wird er Ihre Familie umbringen. Verlieren wir den Kontakt zu ihm, werden wir Sie umbringen.«
    »Abschaum«, zischte Joyce.
    »Verstehen wir uns, Mr. Nurse?«
    Nurse überhörte die Bemerkung seiner Frau. »Ich habe Sie verstanden«, formulierte er klar und deutlich.
    Bevor sie ihn über den Hintereingang zum Wagen brachten, blickte Nurse sich noch einmal um. Er sah Joyce und Mignon, gefesselt an ihren Stühlen, er sah das Telefon auf dem Küchentisch und das Kraftpaket bei der Zubereitung von Nescafé. Hah, dachte er, Fingerabdrücke! Doch nein: Alle Männer trugen Latexhandschuhe. Er versuchte, Blickkontakt zu Joyce und Mignon herzustellen, aber wie immer waren beide zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden.

    DREIßIG

    Es war wichtig, ihn nicht aufzuregen. Wyatt nahm dem Mann die Schlüssel ab, öffnete die Fahrertür des Volvo und sagte: »Steigen Sie ein, Mr. Nurse«. In seiner Stimme lag Gelassenheit und seine Bewegungen waren ruhig und gemessen.
    Ein hoher Lattenzaun mit Glyziniensträuchern davor bot genügend Sichtschutz. Niemand hatte bemerkt, wie die drei Männer Mignon durch die Hintertür ins Haus gedrängt hatten; niemand würde jetzt bemerken, wie Wyatt und Riding den Banker abführten.
    Nachdem er Nurse hinter das Lenkrad verfrachtet hatte, schloss Wyatt die Fahrertür von außen, zog die Sturmmaske herunter, fuhr sich kurz durchs Haar und setzte eine Brille auf — Fensterglas, schweres schwarzes Gestell für zwanzig Dollar beim Kostümverleih.
    Er schlug den Kragen und die Revers des Jacketts hoch, um wenigstens etwas von der Form seines Kinns abzulenken. Über das Dach des Volvo hinweg blickte er zu Riding. Der nahm nun ebenfalls seine Sturmmaske ab, setzte eine Sonnenbrille auf und klemmte sich eine Pfeife zwischen die Zähne. Die abgesägte Schrotflinte war eingerollt in einer Tageszeitung. Sie stiegen ein. »Mr. Nurse, bevor es losgeht, noch ein kleiner Hinweis. Richten Sie Ihr Augenmerk auf die Straße. Nicht auf mich oder meinen Kollegen«, sagte Wyatt und sah Nurse aufmerksam an. Der nickte.
    »Sehr schön. Nun lassen Sie bitte den Motor an und fahren auf die Straße. Nicht zu schnell. Achten Sie auf Fußgänger und Kinder auf Fahrrädern. Verhalten Sie sich so wie immer.«
    Wyatt legte den Revolver in seinen Schoß, der Lauf zeigte auf Nurse. »Bitte schauen Sie kurz zur Seite, Mr. Nurse. Sehen Sie die Waffe? Ich werde sie nicht benutzen. Es sei denn, Sie machen eine Dummheit. Konzentrieren Sie sich auf die nächste Stunde und denken Sie daran, dass Sie Ihre Familie danach wiedersehen werden.«
    Wyatt beobachtete ihn. Es schien den fetten Banker zu beruhigen, sich an das Lenkrad klammern zu können und sich vom Berufsverkehr ablenken zu lassen. Nurse kurbelte das Fenster herunter und fuhr schweigend auf die Schnellstraße.
    Wyatt holte das Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Nurse. Er hörte, wie abgenommen wurde, doch Phelps schwieg wie verabredet. »Ich bin’s«, sagte Wyatt.
    »Ja.«
    »Gib mir seine Frau.«
    Es entstand eine Pause, dann gedämpfte Geräusche; Wyatt stellte sich die Szene vor: Phelps, der Joyce Nurse den Hörer ans Ohr presste. »Danny, ist alles in Ordnung?«, hörte er sie fragen.
    »Ihrem Mann geht es gut, Mrs. Nurse. Ich übergebe jetzt.«
    Wyatt reichte Nurse das Handy. »Ganz ruhig. Tun Sie so, als wäre alles ganz normal.«
    Offenbar wollte kein richtiges Gespräch in Gang kommen. Wyatt hörte leises Protestieren und sah den Ärger in Nurses Blick. »Schon gut, schon gut, ich kann

Weitere Kostenlose Bücher