Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
Stehen Sie jetzt bitte alle auf.«
    Er ging einige Schritte zurück. »Umdrehen.«
    Sie sahen Riding und die schwarzen Augen des Doppellaufs seiner Schrotflinte und drängten sich instinktiv aneinander. Für einen kurzen Moment legte Nurse einen Arm um Angie.
    »Begeben Sie sich jetzt hinter den Schalter«, sagte Wyatt.
    Riding gab ihnen ein Zeichen mit der Schrotflinte und scheuchte sie in Nurses Büro. Dort mussten sie sich wieder auf den Bauch legen. Riding bezog Stellung im Türrahmen und hielt die Waffe auf sie gerichtet. Unterdessen ging Wyatt mit Nurse in den Tresorraum. Von dort rief er Phelps an. »Bist du noch da?«
    »Na logo«, kam es prompt aus dem Hörer.
    »Gib mir seine Frau.«
    Wyatt reichte Nurse das Handy. »Reden Sie mit ihr. Sagen Sie ihr, dass alles in Ordnung ist.«
    Alle zehn Minuten dasselbe Ritual. Nurse betete in etwa die gleichen Sätzen herunter wie die Male zuvor — »Ja, mir geht es gut. Und euch? Alles in Ordnung mit Mignon? Ich muss jetzt aufhören«, und damit gab er Wyatt das Handy zurück.
    Es war gleich neun Uhr fünfundzwanzig. Wyatt sagte, »Bleibt dran«, und steckte das Handy wieder in seine Tasche.
    Sie warteten. Dann ein weiches Summen, gefolgt von dem leisen Klicken gut aufeinander abgestimmter Metallteile. Wyatt drängte Nurse zur Tür. »Öffnen Sie.«
    Nurse musste beide Hände nehmen, um die massive Tür aufzuziehen, doch gleich darauf schwenkte sie wie von selbst auf. Innen war der Tresorraum mit poliertem Stahl verkleidet.
    Neben Regalen voller Dokumente stand der riesige, mit zwei Zahlenschlössern ausgestattete Safe.
    »Jetzt den Safe. Und keine Dummheiten.«
    Von Ferne hörte man Sirenen. Die Brandsätze waren hochgegangen. Nurse hielt inne und sah Wyatt mit einer Mischung aus Hoffnung und Erwartung an. »Ein Feuerwehreinsatz«, sagte Wyatt und spannte den Hahn seines Revolvers. »Keine Dummheiten, hab ich gesagt.«
    Nurse schien entmutigt. Er ließ die Schultern hängen, und man merkte ihm die Anspannung an, als er sich nach vorn beugte, um die Scheibe des oberen Zahlenkombinationschlosses zu drehen. Erst im Uhrzeigersinn, dann gegen den Uhrzeigersinn. Mit dem unteren Schloss verfuhr er ebenso. Dann trat er einen Schritt zurück, öffnete die Tür, und in diesem Augenblick zog Wyatt ihm den Revolver über den Schädel. Nurse ging zu Boden wie ein Stein. Wyatt holte das Handy heraus und sagte: »Wir sind drin«, dann verstaute er es wieder in seiner Tasche.
    Das Geld befand sich in acht Metallkassetten, genau wie Anna Reid gesagt hatte. Außerdem waren da noch ein großer Polizeirevolver und Bargeld, gebündelt und mit Banderolen. Barbestände der Niederlassung. Wyatt stopfte die Bündel in seine Taschen, dann zog er die erste Kassette heraus und rannte damit zum Korridor. Er kam an Nurses Büro vorbei und sagte kein Wort. Auch Riding schwieg.
    Als er an der Hintertür war, stellte er die Kassette ab, entriegelte die Tür, zog sie auf und rannte zum Volvo. Er öffnete den Kofferraum, rannte zurück und holte die Kassette mit dem Geld. Etwa eine Minute war vergangen. Er schätzte, dass sie in fünf Minuten abhauen konnten.
    Er wuchtete die Kassette in den Kofferraum des Volvos und war bereits wieder im Flur, als er die Stiefel draußen auf dem Asphalt hörte.

    ZWEIUNDDREIßIG

    Am Sonntagabend hatten sie ihn bereits erwartet. Gegensprechanlage, Sicherheitsschlösser, das Apartment im ersten Stock gelegen, ausgestattet mit einer Alarmanlage, vergitterten Fenstern und einem Balkon — und sie saßen in seinem Wohnzimmer, um ihn zu begrüßen. Lovell hatte keine schwarze Limousine vor dem Haus gesehen, also hatten sie irgendwo auf der Rückseite des Hauses geparkt. »Mr. Bone!«, war alles, was ihm einfiel.
    Bone hatte ein fahles, längliches Gesicht und sein kahler Schädel verlieh ihm das Aussehen eines Mönchs oder Gelehrten. Lovell hatte ihn immer nur in einem anthrazitfarbenen Anzug mit schwarzer Krawatte gesehen und nur einmal allein getroffen. Damals, vor zwölf Monaten, als Bone das Taxi bestellte, sich seine Geschichte anhörte und ihm ein Angebot unterbreitete, das er nicht ausschlagen konnte. Danach hatte er ihn nur in Begleitung seines Fahrers getroffen, einem Mann mit riesigem Unterkiefer, der unablässig auf den Zehen wippte und seine Hände merkwürdig verdreht am Körper hielt.
    Lovell hatte den Fahrer im Auge behalten, seine Reisetasche in die Ecke geworfen und war hinüber zur Bar gegangen. »Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Nein danke. Aber

Weitere Kostenlose Bücher