Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
nicht, dass ich keine verfluchte Lady bin. Comprende?«
Ich bin reuelos. »Na ja, was erwartest du? Kommst hier an meinem freien Abend angerauscht und wirfst mit Mordanschuldigungen um dich, dabei hast du nicht mal eine Leiche. Ich dachte, wir wären so was wie Freunde, Ronnie.«
Im Hinterkopf registriere ich, dass mir vielleicht noch eine halbe Minute bleibt, um die Sache hier zum Abschluss zu bringen.
»Das ist geschäftlich, Dan. Ich bin in erster Linie Polizistin, und ich lasse keine Mörder laufen.«
Ich zeige mit einem Finger auf Ronnie, hüte mich aber davor, sie zu piken. »Das ist Schikane, sonst nichts. Wieso fängst du überhaupt nach zwanzig Jahren noch mal damit an? Weil du eins mit der Bratpfanne übergezogen bekommen hast?«
»Lasagneform.«
Korrigiert zu werden nervt, das merke ich jetzt.
»Weißt du was? Du hast keinen Durchsuchungsbeschluss, und außerdem streiche ich dich von meiner Weihnachtskartenliste. Also warum machst du nicht einfach Feierabend oder gehst ein paar echten Kriminellen auf den Wecker?«
Ronnie hört nicht auf zu lächeln, und ich merke, dass sie etwas in der Hand haben muss. Von der bloßen Vorstellung wird mir schlecht.
Sofia könnte im Gefängnis nicht überleben. Verdammt, sie würde nicht mal eine Gerichtsverhandlung überstehen.
»Ich muss wissen, was du in der Hand hast.«
Ronelle tritt vor, und ich bin gezwungen, entweder zurückzuweichen oder ihr standzuhalten.
Scheiß drauf. Ich bleibe, wo ich bin, und befehle meinem Rückgrat, sich aufzurichten. Diese Frau hat einmal gedroht, mir in die Weichteile zu schießen, und der Schrecken fährt mir immer noch jedes Mal in die Glieder, wenn sie mir zu nahe kommt.
»Sag es mir, Ronnie.«
»Ich muss dir gar nichts sagen, Zivilist.«
»Hier kommst du jedenfalls nicht rein.«
»Das ist nicht deine Wohnung, Darling . Tritt beiseite.«
»Du brauchst mindestens einen zureichenden Verdacht, sonst fällt dein Fall vor dem Richter in sich zusammen.«
Ronnies schwarzes Gesicht strahlt, und ich weiß, ich habe ihr in die Hände gespielt.
»Einen zureichenden Verdacht? Ich denke, was ich habe, könnte man so nennen.« Sie zückt ihr iPhone und öffnet eine Audio-App.
»Das ist ein Notruf. Gestern Nacht eingegangen, die Leitungen waren alle belegt, deshalb ist er in der Warteschleife gelandet. Dort werden erst mal alle Anrufe aufgezeichnet. Das ist Standard.«
Ich verspüre den Drang, das Handy zu nehmen und zu zerstampfen. Aber diese iPhones sind widerstandsfähige kleine Scheißdinger, wahrscheinlich würde ich also nur eine peinliche Showeinlage liefern und mir zu allem Überfluss den Fuß brechen.
Ich weiß, dass ich diese Nachricht hören werde, aber ich will nicht. Anders als das, was Morpheus über die rote und die blaue Pille ausführt, macht es nicht freier, wenn man die Wahrheit erfährt, und wer die Wahrheit sagt, handelt sich damit häufig eine Nacht in U-Haft ein und muss darauf warten, zusammen mit einem völlig verkaterten Pflichtverteidiger, der bis in die frühen Morgenstunden einer Stripperin Wodkawackelpeter aus dem Bauchnabel gelutscht hat, dem Haftrichter vorgeführt zu werden. Und wenn Ihnen diese Beschreibung verdächtig detailgetreu vorkommt, dann nur, weil mich Zeb ein paarmal angerufen hat, als er nur einen Anruf frei hatte.
Ronnie tappt mit blutrot lackiertem Fingernagel aufs Display, und die Datei wird abgespielt. Die Stimme ist leise und undeutlich, findet aber den Weg in den Flur und das Zimmer hinter mir.
»Eine Wahnsinnstonqualität haben diese kleinen Dinger, was?«, sagt Detective Deacon. »Als ich klein war, brauchte man einen verdammten Ghettoblaster für einen solchen Sound.«
Ich halte mich aus der Tonqualitätsdebatte raus. Stattdessen höre ich, was meine geliebte Sofia zu den Cops gesagt hat, als sie zutiefst deprimiert die Notrufnummer gewählt hatte.
»Jemand muss mich ins Krankenhaus bringen«, sagt Sofia, dann hält sie inne, und ich kann den Whiskey in der Flasche gluckern hören, als sie einen Schluck davon nimmt. »Ich habe eine Lady mit einem Hammer attackiert. Können Sie sich das vorstellen? Dabei war ich mal Schönheitskönigin. Jetzt besauf ich mich und gehe mit dem Hammer auf Leute los.« Kurzes hysterisches Gelächter und dann noch mehr Whiskey. »Ich fühle mich nicht mehr sicher in meiner Haut. Ich gehöre weggesperrt. Glauben Sie mir nicht? Was ist hier los? Ich habe dieses Arschloch, meinen Ehemann, getötet. Oh ja, ich habe Carmine mit seiner eigenen Pistole
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