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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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getötet. Ich hab so lange geschossen, bis keine Patrone mehr in der Pistole war. Ich habe ihn geliebt, aber er hat mich behandelt, wie man keinen Hund behandelt. Ich habe meinen Ehemann erschossen und gehöre ins Gefängnis. Da kann’s auch nicht schlimmer sein als hier.«
    Ronnie pfeift. Das Material ist belastend, und es ist noch nicht vorbei.
    »Nein«, fährt Sofia fort. »Vergessen Sie das mit dem Gefängnis. Ihr kommt am besten her und macht euch drauf gefasst, mich zu erschießen. Ich bin bewaffnet. Und Anthrax hab ich einen ganzen Sack voll. Also schießt erst und stellt hinterher Fragen. Ich bin eine Gefahr für die Öffentlichkeit, und ich sollte tot sein. Habt ihr das gehört? Ich warte auf euch.«
    Das ist das Ende.
    Anthrax? Blödsinn.
    Ich gehe in die Offensive. »Was soll das denn sein?«
    Ronelle Deacon lacht lediglich, und ich kann es ihr nicht verübeln.
    »Ja. Egal, Dan. Verzieh dich. Ich hab zu tun.«
    »Das ist nicht Sofia, falls du das glaubst.«
    Ronelle schüttelt die Arme aus, was bekanntermaßen die Vorstufe polizeilicher Gewalt ist.
    »Ich habe sofort gewusst, wer das ist, Dan. Also hab ich nach Carmine Delano gesucht. Ein fieses Stück Scheiße, ein kleiner Dealer und Möchtegern-Zuhälter. Anscheinend hat er deine Freundin jahrelang geschlagen, dann hat er sich verpisst. Sein Wagen wurde drüben in Wildwood am Pier gefunden. Ein bisschen Blut, aber sonst nichts Verdächtiges. Alle dachten, Carmine sei mit einer seiner zahlreichen Gespielinnen abgehauen. Jetzt sieht es aus, als hätte ihm deine süße Sofia eine Ladung Blei verpasst, den Wagen gesäubert und im Ozean verklappt. Ich muss sie mitnehmen und DNA -Proben nehmen. Ich gehe davon aus, dass das mit dem Anthrax Blödsinn war.«
    In meinem Kopf dreht sich alles. Was wird jetzt aus Deadwood? Vor nur zwei Minuten wollten wir’s noch gucken.
    Ich will Sofia beschützen, aber ich weiß nicht, was ich machen soll. Das Problem lässt sich nicht mit Fäusten oder schnippischen Bemerkungen aus der Welt schaffen.
    Es sei denn, wir hauen ab. Ich könnte Ronnie fesseln und mit Sofia nach Kanada durchbrennen.
    Deacon liest mir meine Gedanken von den Augen ab.
    »Oh nein, denkt bloß nicht dran zu verschwinden«, sagt sie ungläubig. »Glaubst du, nach dem Gequatsche über Anthrax bin ich alleine hergekommen? Draußen stehen noch zwei Kerle und spielen an den Sicherungen ihrer Schusswaffen. Die Kollegen von Homeland Security sind nur deshalb nicht da, weil ich ihnen versichert habe, dass deine Frau verrückt ist.«
    »Sofia ist nicht verrückt!«, nuschele ich. »Sie hat Probleme, aber wir arbeiten dran.«
    »Probleme? Hörst du dich selbst reden, Dan? Du klingst, als wolltest du Werbung für Valium oder so was machen. Willst du mich jetzt über die Nebenwirkungen aufklären? Nein, lass dir lieber was von mir sagen. Zu den Nebenwirkungen einer Beziehung mit Sofia Delano gehört möglicherweise, dass du so tun musst, als würdest du irgendeinen Mist sehen, den es gar nicht gibt, zuschauen, wie sie Polizistinnen angreift, und herausfinden, dass die durchgedrehte Mrs Delano ein halbes Dutzend Kugeln in ihren Drecksack von einem Ehemann geballert hat.« Ronelle klatscht in die Hände, freut sich über ihren kleinen Vortrag.
    »Manchmal kannst du so gemein sein«, sage ich zu ihr wie ein verschmähter Liebhaber. »Ich wusste, dass du Haare auf den Zähnen hast, Ronnie, und dich niemals verbiegen lässt. Aber jetzt legst du es drauf an, diese Festnahme so erniedrigend wie möglich durchzuziehen. Vielleicht hast du sogar gehofft, dass ich hier bin.«
    Sie hat den Anstand, wenigstens ein kleines bisschen zu erröten. »Geh mir einfach aus dem Weg, Dan. Ich hab nur ein Paar Handschellen dabei, sonst würde ich dich wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt auch gleich mitnehmen.«
    Aus Liebe macht man die dümmsten Sachen, deshalb sage ich: »Ich leiste keinen Widerstand. Noch nicht.«
    Ronnie hebt die Augenbrauen. »Ist das dein Ernst? Du willst dich wirklich wegen einer Irren einsperren lassen?«
    Mein Blut ist jetzt in Wallung geraten, deshalb ist die Stimme der Vernunft in meinem Hirn nicht lauter zu hören als das Summen einer Mücke.
    »Ja, das will ich. Und Sofia ist keine Irre.«
    Wie auf ein Stichwort vernehme ich ihr zartes Stimmchen hinter mir. Jedes einzelne Wort steckt voller Verzweiflung.
    »Doch, Daniel, das bin ich. Ich bin eine durchgeknallte Irre.«
    Sofia hatte sich auf dicken Socken hinter mir angeschlichen. Es gab mal eine Zeit, da

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