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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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ist.
    »So ist das nicht mehr, Darling. Wir gelten jetzt als schick. Cloisters ist eine angesagte Satellitenstadt. Die Immobilienpreise hier sind kaum gesunken.«
    Das Argument ist viel zu langweilig, um in einem Raum mit Sofia Delano Bestand zu haben.
    »Oh Gott, Danny, entspann dich. Komm, wir gucken ein paar Folgen von dem Cowboy-Mist, auf den du so stehst, und trinken ein Bier.«
    »Der Mist heißt Deadwood . Und wenn du Lithium nimmst, darfst du nicht so viel trinken. Das beeinflusst deine Werte.«
    Sofia ist schon fast am Kühlschrank. »Bier ist doch kein Alkohol, Dan. Ich denke, du bist Ire.«
    Bier und Deadwood , Sofia an meine Brust gekuschelt. Das klingt ziemlich perfekt, oder wie Zeb sagen würde, lieblicher als eine Nutte mit Zuckerguss, was zwar durchaus anstößig formuliert ist, aber mehr Sinn ergibt als die meisten seiner Sprüche. Ich könnte einen ruhigen Abend gebrauchen, zumal morgen die große Wiedereröffnung des Slotz ansteht.
    »Na schön, Darling. Ein Bier.«
    »Vielleicht auch zwei«, ruft sie aus der Küche. »Und mach dein Handy aus. Ich will nicht, dass dein Doktorfreund anruft.«
    Ich stelle mein Handy auf lautlos, beschließe, die kurze Ruhepause zu genießen.
    Sofia bringt das Bier, stößt mit mir an und dreht Richtung Schlafzimmer ab.
    »Ich föhne mir nur schnell die Haare trocken. Warum fängst du nicht schon mal mit der Flasche an, und wenn ich zurückkomme, bringe ich dir die nächste?«
    Ich versinke im Sofa und suche zwischen den Kissen nach der Fernbedienung, dann höre ich den Föhn.
    Ich suche eine Fernbedienung auf einem Sofa. Das ist doch ziemlich normal. Sofia föhnt sich die Haare, wie gesunde Menschen so was machen. Wie eine echte Freundin.
    Ein Abend. Bitte, ich will nur einen Abend.
    Ich nehme einen tiefen Schluck Bier, spüre, wie sich die Kälte in meiner Brust ausbreitet, und ich muss einen Augenblick eingenickt sein, denn als Nächstes bekomme ich mit, dass Sofias Haare in meiner Nase kitzeln und sie ihren Kopf auf meine Brust legt.
    »Das ist schön«, sage ich.
    »Ja«, erwidert sie. »Ich wünschte, es könnte immer so sein.«
    Als könnte sie meine Gedanken lesen.
    Ich kann ihr Herz durch mein Hemd schlagen hören wie die Flügel eines Vögelchens an den Käfigstangen. Sofia ist nervös.
    »Bedrückt dich etwas?«
    »Ich sollte dir von Carmine erzählen«, sagt sie, und ihre Stimme bebt.
    Normalerweise würde ich diese Unterhaltung nur allzu gerne führen, aber gerade jetzt bin ich müde und egoistisch und will eigentlich nur diese wunderschöne Frau so lange wie möglich fest an mich drücken.
    »Nicht nötig«, sage ich. »Nicht jetzt.«
    »Ich muss es dir erzählen, Dan. Wenn wir jemals …«
    Weitermachen? Eine Chance haben sollen? Wahrscheinlich so was in der Richtung.
    »Okay, aber quäl dich nicht. Nur die Eckdaten.«
    Sofia klebt jetzt an mir wie eine Nacktschnecke. »Ich war ganz alleine. Ein dummer Teenager mit billigem Make-up, der immer noch Blondie-Platten hörte. Meine Eltern waren gestorben, und ich war ganz alleine hier im Haus.«
    Ich wusste, dass Sofia das Haus gehört. Sie lebt von den Mieteinnahmen der anderen vier Wohnungen. Sie könnte sehr viel besser leben, wenn sie jemanden hätte, der Hausmeistertätigkeiten übernimmt, anstatt den Bewohnern die Miete nachzulassen, weil sie alles selbst machen müssen.
    »Als ich Carmine kennenlernte, hielt ich ihn für einen aufregenden Mann. Er fuhr einen Mustang, weißt du, er war das Gegenteil von meinem Dad. Schon nach sechs Monaten haben wir uns verlobt. Nach einem Jahr geheiratet. Er war mein erster Mann.«
    Ich könnte heulen, die Geschichte ist so banal. Jemand wie Sofia müsste doch einen dramatischeren Niedergang hinter sich haben, keine so alltägliche Leidensgeschichte.
    »Ich weiß nicht, was schiefgelaufen ist. Vielleicht lag’s am Sex, für mich war das ja alles neu. Ich habe alles gemacht, was Carmine von mir verlangt hat, aber er war nie zufrieden. Fing immer früher mit dem Trinken an, manchmal schon morgens. Er hat das ganze Mietgeld mitgenommen und verschwand tagelang damit auf Zechtour.«
    Ich klopfe ihr auf die Schulter. Das ist eine ziemlich erbärmliche Geste, aber ich bin ein bisschen ratlos.
    »Carmine hat mich nie aus dem Haus gehen lassen, und Besucher durften keine rein. Eines Tages hat er den Briefträger bis auf die Straße geprügelt, nur weil er hallo gesagt hat. Der arme Kerl hat wirklich nur hallo gesagt, das war’s.«
    Ich kenne mich mit dieser Art von

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