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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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wirft sich auf mein Gesicht und erstickt mich unter seinem Bierbauch, doch aus irgendeinem Grund lässt der Anblick dieses schmierigen Gesellen den letzten Funken Hoffnung in mir schwinden, dass sich dieser Tag vielleicht doch noch zum Guten wenden könnte.
    »Was zum Teufel ist hier los?«, entfährt es ihm mächtig arrogant, als wäre er der König auf der Anhöhe, auf der er gerade sitzt, und kein kleiner Mann mit schlechter Frisur und noch schlechterem Anzug. Er sieht Ronnie und was so alles an ihrem Gürtel funkelt und senkt den Blick. Sofortige und totale Unterwerfung.
    Ein ehemaliger Sträfling, geht mir auf. Und zwar noch nicht lange ehemalig.
    Ich gucke Sofia an, und sie reißt die Augen auf, als sei sie des wiederauferstandenen Elvis gewahr geworden, und sie atmet in kurzen schnellen Zügen, was in den Ohren eines Mannes nach reiner Musik klingt.
    Dann komme ich drauf.
    Guter Gott, nein. Dieser kümmerliche Saftsack, das kann er nicht sein. Ich glaube ja an Zufälle, aber das wäre wohl jenseits des Fassbaren. Das wäre ein verfluchtes Wunder.
    Detective Deacon nimmt die Sache in die Hand. »Was wollen Sie hier, Sir? Es findet gerade eine Festnahme statt.«
    Der Saftsack hält den Blick weiterhin gesenkt. »Ich wohne hier, Officer. Das ist mein Apartment.«
    Ronelle lacht. »Sie wollen mich wohl verarschen? Sie sind Carmine Delano?«
    »Das bin ich, Officer«, sagt er, und mit diesen drei Worten ist es um Sofia geschehen. Sie löst sich aus meinen Armen, und die therapeutische Arbeit eines ganzen Jahres ist dahin.
    »Carmine«, sagt sie und streckt dem Kerl, der sie jahrelang geschlagen hat, die Hände entgegen. »Carmine, Baby.«
    Der Mann schlägt die Augen auf und schüttelt den Kopf.
    Noch nicht , soll das heißen. Warte, bis die Polizistin weg ist.
    Er hat die ganzen Jahre im Knast gesessen. Er ist nicht tot, er wurde nur weggesperrt.
    Ronnie fällt es schwer, sich mit einem so irrsinnigen Zufall abzufinden.
    »Sie sind Carmine Delano?«, fragt sie noch einmal. »Und Sie kommen just in diesem Moment hierher? Unglaublich.«
    »Ich bin einfach nur nach Hause gefahren, Officer«, erklärt der Mann, der von sich behauptet, Sofias verschollener Ehemann zu sein, und der genau in dem Augenblick wieder auftaucht, in dem seine Frau wegen Mordes an ihm belangt werden soll.
    Ronnie erkennt Knastdisziplin, wenn sie welche vor sich sieht. »Zeigen Sie mir Ihren Arm, Sträfling«, befiehlt sie, und Carmine zögert nicht, lässt seinen Seesack fallen und krempelt einen Ärmel hoch, entblößt einen tintenblauen Unterarm.
    »Knasttattoos«, sagt Ronnie. »Die arische Bruderschaft. Das sind mir die liebsten. Wann sind Sie rausgekommen?«
    »Vor zwei Wochen«, sagt Carmine missmutig. »Hab zwanzig Jahre ohne Bewährung gekriegt.«
    »Wo?«
    »Eastham, Houston.«
    Ronnie pfeift. »Auf der Schweinefarm? Die verstehen keinen Spaß da unten. Können Sie sich ausweisen?«
    Carmine zieht einen Umschlag aus seiner Jackentasche und reicht ihn ihr.
    »Nur meine Entlassungspapiere.«
    »Verraten Sie mir, weshalb Sie auf der Schweinefarm gelandet sind, Mister Carmine Delano«, sagt Ronnie und studiert die Papiere.
    »Bewaffneter Raubüberfall, Officer. Ich wollte nach Mexiko, und da sind mir die Mittel ausgegangen.«
    »Haben Sie jemanden getötet, Carmine?«
    Carmine scharrt mit den Füßen wie ein schuldbewusster Schuljunge vor dem Büro des Direktors. »In der Bank ist einer gestorben. Ein alter Mann. Herzinfarkt, hat man mir gesagt.«
    Ronnie stopft die Papiere in den Umschlag zurück. »Also ohne Bewährung. Sie können von Glück sagen, dass keine Spritze vor Publikum draus geworden ist.«
    »Ja, Ma’am«, sagt Carmine, aber Ronnie kann er mit Höflichkeit nicht beeindrucken.
    »Ma’am? Ich glaube nicht, dass die von der Bruderschaft Ma’am zu Frauen wie mir sagen würden. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, welche Hautfarbe ich habe?«
    »Ich wollte nur überleben, Officer.«
    Detective Deacon drückt Carmine seine Papiere mit der flachen Hand an die Brust. Fest.
    »Was Sie nicht sagen … Mit dem Übermenschenschwachsinn werden Sie hier nicht weit kommen. Ich habe Ihr Gesicht abgespeichert, Delano, also hoffen Sie lieber, dass es zu keinen rassistisch motivierten Straftaten kommt, denn wenn doch, komme ich direkt zu Ihnen. Kapiert?«
    »Absolut, Officer. Das liegt alles hinter mir. Ich werde mir die Tätowierungen lasern lassen.«
    »Gut. Daniel kennt einen Schönheitschirurgen. Nicht unbedingt der Zuverlässigste, aber

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