Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
Packung Triazolam finde, die noch nicht allzu lange übers Verfallsdatum ist, und drei Tabletten trocken runterwürge.
Dann lege ich mich wieder hin und beobachte die Sonne hinter meinem Leinenrollo aufgehen; es wirkt wie ein billiger Special Effect in einem Schattenspiel.
Jetzt kann ich bestimmt gleich einschlafen. Bestimmt.
Nicht mal Sofia kann es mit drei Triazolam aufnehmen.
Ich schlafe wie ein Toter, und meine Träume sind vage – voller dunkler Schatten und glitzernder Klingen. Der einzige Farbklecks ist der dunkelrote Kreis der aufsteigenden Sonne, der sich in einen pinkfarbenen Tanga verwandelt, und jedwedes schlechte Gewissen, das ich in Hinblick auf die Schicksale von Fortz und Krieger gehabt haben sollte, verläuft sich im Sand.
»Gott sei Dank bin ich die Arschlöcher los«, sage ich zur Zimmerdecke, rolle vom Bett, mache vier Dutzend Liegestütze, um mir selbst zu beweisen, dass ich noch lange nicht zum alten Eisen gehöre. Außerdem halte ich es für ein gutes Zeichen, physisch wie psychisch, dass ich eine Morgenlatte habe, mit der jeder anständige Höhlenmensch ein Feuer machen könnte, was allerdings auch bedeutet, dass ich bei den Liegestützen nicht ganz so weit runtergehen kann wie sonst.
In dem alten Sack steckt noch Leben, trotz Sofia.
Alleine der Gedanke an sie lässt mehr Luft aus mir entweichen als die Erinnerung an Fortz im schwarzen Latexdress. Ich klappe verschwitzt und frustriert zusammen und merke, dass ich emotional noch lange nicht über den Berg bin.
Kasinogeräusche dringen zwischen den Bodendielen nach oben, was entweder bedeutet, dass die Crew noch renoviert oder ich die großartige Eröffnung verschlafen habe, was mir durchaus recht wäre. Mir von Jason sagen zu lassen, ich solle kein langes Gesicht machen, wäre jetzt das Letzte, was ich brauche. Aber ich muss runtergehen, was für ein Blödmann wäre ich, wenn ich’s nicht täte?
Ich ziehe einen grauen Anzug von Banana Republic an, den ich im Januar im Schlussverkauf extra für diesen Anlass erstanden habe, aber er muntert mich nicht auf, wie ich es mir erhofft hatte.
Jetzt bist du ein sitzengelassener Vollidiot im Anzug.
Ich schaue auf meinem Handy nach der Zeit und checke Nachrichten. Von beidem habe ich viel verpasst. Es ist halb neun am Abend, und ich habe ein Dutzend Anrufe nicht angenommen, außerdem einen Tweet von meinem Therapeuten nicht gelesen.
An alle meine Patienten: Seid glücklich. Genießt den Tag. Lebt in der Gegenwart. Was wollt ihr von mir?
Anscheinend verliert Dr. Simon allmählich die Lust an seiner Online-Praxis. Vielleicht macht umfassender Internet-Zugang rund um die Uhr gar nicht so viel Spaß, wie er dachte.
Ich schlüpfe durch eine Tür im Treppenhaus direkt ins Menschengewühl. Der Club ist gerammelt voll.
Ich bin ehrlich baff.
Jason hat die ganze Arbeit gemacht, E-Mails verschickt und so weiter, aber dass so viele Leute kommen, damit hatte ich nicht gerechnet. Um den Roulettetisch herum stehen Männer. Ein paar Collegejungs trinken Shots, werfen dem Blackjack-Croupier Zwanzig-Dollar-Scheine zu, und an den Tischen sitzen junge Männer mit Bierkrügen.
Irgendwas ist hier komisch, aber ich verdränge es, bin froh, was zum Feiern zu haben. Egal was.
Das ist ein guter Anfang. Darauf können wir aufbauen.
Ich entdecke Jason. Er schüttelt Hände und klopft Leuten auf die Schulter, als wäre er der König des ganzen Affenstalls.
Er hat es verdient. Wäre Jason nicht gewesen, wäre der Laden wie so viele andere der Rezession zum Opfer gefallen.
Ich bahne mir einen Weg durch die Menge.
»Jason«, rufe ich. »Hey, J.«
Jason trägt einen taubenblauen Anzug mit einer Brosche am Hals seines glänzenden Seidenhemds. Er hat sich Highlights machen lassen und den Diamanten im Schneidezahn durch einen Rubin ersetzt.
Er sieht gut aus.
Jason sieht mich, und ich schwöre, einen Augenblick lang guckt er angespannt und nervös.
»Dan, wo warst du denn? Wie findest du’s?«
Ich packe ihn an der Schulter wie einen Bruder. »Wie ich’s finde? Das ist der Hammer. Unglaublich! Wo zum Teufel hast du denn so viele Leute her?«
Der Lulatsch errötet. »Soziale Medien, Partner. Ich hab mich an die Tastatur gesetzt. Viele suchen einen Laden wie diesen hier.«
Ich nehme mir ein Glas mit irgendwas Grünem von einem vorüberziehenden Tablett und proste ihm zu. »Auf dich, mein Freund. Wenn ein paar von den Gästen wiederkommen, können wir irgendwann sogar die Rechnungen bezahlen.«
Jason deutet zum
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