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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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billig.« Sie wendet sich an Sofia. »Und Sie verschwenden nicht noch einmal die Zeit der Polizei mit betrunkenen Geständnissen. Das nächste Mal werde ich etwas finden, das wir Ihnen anhängen können.«
    Ronnie hätte ebenso gut aus einer anderen Dimension zu ihr sprechen können, so viel Aufmerksamkeit schenkt ihr Sofia. Ich kenne das Gefühl.
    Deacon zieht ihren Mantel über ihre Waffe, das Dienstabzeichen und die Handschellen. »Sieht aus, als wärst du abgemeldet.«
    Ich drehe mich um, will wissen, ob es wahr ist. Ein Fehler. Ich bin nur noch Luft für sie. Sie nimmt nicht einmal mehr zur Kenntnis, dass ich noch da bin.
    »Carmine, Liebling«, sagt sie, und ich schwöre, sie glüht dabei. »Ich wusste, dass du wiederkommst. Ich wusste, dass du mich liebst.«
    »Ich habe jede Nacht von dir geträumt, Sofia«, sagt er, und sie sind wie zwei Hunde, die an ihren Leinen zerren, um sich aufeinanderzustürzen. »Sogar wenn ich vergewaltigt wurde, hab ich an dich gedacht.«
    Vergewaltigt?
    Das müsste doch den Zauber brechen, aber nein.
    »Mein armes Baby«, sagt sie. »Haben sie dir weh getan?«
    Ronnie knufft mich an die Schulter. »Soll ich dich mitnehmen, Soldat?«
    Ich schnappe noch meine Deadwood- DVD -Box vom Wohnzimmertisch, als wäre es das letzte Fitzelchen meines Stolzes. Die DVD ist noch im Player, und da wird sie vorläufig bleiben müssen.
    »Darf ich vorne sitzen«, frage ich und hoffe, dass meine Unterlippe nicht bebt. Mit Stiefeln aus Blei schleppe ich mich zur Tür und erwarte mit jedem Schritt, dass Sofia noch einmal das Wort an mich richtet.
    Ein auf Wiedersehen, ein Dankeschön.
    Irgendwas.
    Aber sie gibt keinen Mucks von sich. Sie ist krank, ich weiß, und durch einen Fluch an diesen Mann gekettet, das bedeutet aber nicht, dass mir das Herz weniger bricht.
    Plötzlich habe ich nichts mehr zu melden.
    Als die Tür hinter uns zuschlägt, höre ich das Trappeln von Sofias Füßen auf dem Holzboden und wie sie sich in Carmines Arme wirft.
    Mein Handy zwitschert, und ich sehe nach.
    Kannibalismus ist nicht die einzige Methode, Menschen bei lebendigem Leibe zu verzehren. Mit Liebe funktioniert das genauso gut.
    Fast hätte ich mich umgedreht, um zu sehen, ob mich Simon Moriarty beobachtet.

KAPITEL DREIZEHN
    Im Club wird noch gearbeitet, und ich wette, Jason könnte Hilfe mit der Mängelliste gebrauchen, aber mir ist das Herz zu schwer, und meine Finger sind für schwierige Arbeiten zu dick, also schleiche ich mich von hinten rein, wie ein Teenager, der Cider saufen war und lange nach der verabredeten Zeit erst nach Hause kommt. Ich steige die Stufen zu meiner Wohnung hinauf.
    Tanzmusik hämmert gegen die Bodendielen, aber nach all den Jahren, die ich mit Sofia Delano in einem Haus gewohnt habe, werde ich nur noch von potentiell tödlichem Krach geweckt. Ich ziehe mich bis auf die Unterhose aus und lege mich aufs Bett, in das ich nur passe, wenn ich diagonal liege und mich nicht zu viel bewege.
    Zum Schluss ist es gar nicht so sehr der Lärm, der mich wach hält, sondern das Gelächter. Jason und seine Jungs lassen es so richtig krachen, und ich höre das xylophonartige Klirren von Shot-Gläsern, die offenbar alle paar Minuten erhoben werden. Das Menschliche daran berührt mich, ebenso wie die ungestüme Ausgelassenheit dieser Jungs. Ich weiß, dass sie sich freuen würden, wenn ich runterkäme und mitfeiern würde, aber ich liege lieber im Bett und bin neidisch. Außerdem ist schlechte Laune ansteckend, und wahrscheinlich hätte ich der Party innerhalb von zwanzig Minuten den Garaus gemacht. Als würde Jasons Dad in seinem T-Shirt mit der Aufschrift Schwule sind die Ausgeburt des Teufels dort aufkreuzen. Das T-Shirt gibt’s wirklich. Jason hatte sein Coming-out, indem er seinem Vater erklärte, wenn Schwule die Ausgeburt des Teufels seien, wäre er Satan. Darüber musste sein Vater erst mal zwei Tage nachdenken.
    Ich liege also hier auf dem Bett und blase Trübsal, lasse mir die Ereignisse der vergangenen Woche immer wieder durch den Kopf gehen, lande aber ständig bei der glasigen Bewunderung in Sofias Augen, als Carmine im Türrahmen erschien. Verdammt, sie würde diesem Mann jederzeit blind gehorchen.
    Ich habe mir was vorgemacht. Ich habe Sofia nie etwas bedeutet.
    Nichts. Kein bisschen. Nicht mal meinen Namen konnte sie sich merken.
    Stundenlang drehen sich meine Gedanken im Kreis, schnüren meiner Selbstachtung die Luft ab, bis ich schließlich scheiß drauf rufe und ins Badezimmer trotte, eine

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