Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
Klügere.
Mit diesem Gedanken im Kopf nehme ich eine Pistole aus der Schublade und lege sie auf den Tisch.
»Zeb, ich bin gerade ein bisschen labil und nicht in der Stimmung für deinen kryptischen Mist. Sag, was los ist.«
»Was? Willst du mich erschießen?«
Ich sehe ihm in die Augen. »Wahrscheinlich nicht, aber ich hatte eine harte Woche. Ich wurde entführt und sollte die Hauptrolle in einem Snuffmovie spielen, ich wurde von Polizisten gefoltert, Gangster haben auf mich geschossen, und mein Mädchen hat mich sitzenlassen. Also raus damit, was sollen die ganzen Anspielungen?«
Auf Zebs Gesicht zeigt sich ein neuer Ausdruck. Mir wird klar, dass es Mitleid ist. Es steht ihm nicht und wird nicht lange anhalten.
»Das kann ich dir nicht einfach so sagen, Mann. So bin ich nicht.«
»Aber?«, dränge ich.
Zeb grinst, und seine Hände sind von dem Getränk grünlich verfärbt. »Ich kann dir ein paar Tipps geben.«
Ich seufze. »Okay. Tipps. Aber gute bitte, eindeutige. Mein Gehirn arbeitet nur eingeschränkt.«
Zeb zieht einen Zettel aus seinem Armani-Jackett.
»Die neue Cocktail-Liste.«
»Von mir aus.«
»Hast du sie gelesen?«
»Nein. Ich hab mir nur eine Einäugige Schlange vom Tablett genommen.«
»Der Klassiker«, sagt Zeb schmunzelnd. »Ich les dir noch ein paar mehr vor.«
»Raus damit, bevor ich ernst mache.«
»Zum Beispiel Manjoos.«
»Na und? Ist bestimmt was mit Mango.«
»Ach was, ehrlich? Und was ist deiner Meinung nach im Twinkletown?«
Den kenne ich. »Da steckt eine Wunderkerze drauf. Sieht cool aus.«
Zeb nickt. »Scheißcool, genauso wie die neue Farbwahl.«
Langsam komme ich der Sache näher. »Gelb und grün.«
Zeb bebt vor Vergnügen. Die Pointe muss der Hammer sein. »Ja, gelb und grün oder, um es anders zu sagen: grün und gelb. Steht auch über der Tür.«
Seine Worte bleiben einen Augenblick im Raum hängen.
Green and yellow. Green and …
Der Groschen fällt mit ohrenbetäubendem Geklapper.
Ich hab’s kapiert. Heilige Hafenrundfahrt.
»Das ist eine …«
Zeb lässt mich nicht ausreden. »Eine Schwulenbar. Du bist Besitzer einer Schwulenbar, Alter.«
»Die ganzen Kerle da draußen …?«
»Schwul, wie’s schwuler nicht geht, Bruder. Was ist los mit dir? Bist du blind?«
Ich komme mir blind vor. Blind und blöd.
»Ich weiß, dass du auf einen Riesenkrach wartest, Zebadora, aber ich bin nicht sauer.«
Zeb zieht die Augenbrauen hoch. »Sauer? Willst du mich verarschen? Jason ist ein verdammtes Genie. Die Jungs sind nicht nur schwul, die sind superschwul. Statistisch gesehen die kaufkräftigsten Konsumenten der Welt. Die Zielgruppe der Superschwulen ist nicht leicht zu erreichen, aber wenn man’s geschafft hat, sind sie eine verfluchte Goldgrube.«
»Eine Goldgrube?«
»Worauf du dich verlassen kannst. Die Jungs da haben dicke Brieftaschen und zögern nicht, sie aufzuklappen. Superschwule zahlen zwanzig Dollar für jeden x-beliebigen Cocktail, Hauptsache, er hat einen versauten Namen. Morgen Abend parke ich mein Botoxmobil draußen vor der Tür.«
Ich bin ein bisschen sprachlos, weshalb ich mich auf meine Türstehertaktik besinne und einfach wiederhole, was zu mir gesagt wurde, um Zeit zu schinden. »Du willst dein Botoxmobil draußen parken. Du hast ein Botoxmobil?«
Zeb ist entzückt darüber, wie besoffen und langsam ich bin. Wenn ich in diesem Zustand bin, liegt er sonst längst in der Notaufnahme und lässt sich den Magen auspumpen.
»Ja, ich hab ein Botoxmobil. Auf dem Dach neben meinem Transformer, du Schmendrik.«
Aha! Das ist totaler Blödsinn.
»Du hast gar keinen Transformer«, sage ich. »Die gibt’s bloß im Kino.«
»Echt jetzt, McSherlock?«, fragt Zeb und kippt einen Shot herunter, in dem anscheinend ein Augapfel schwimmt. Als der Alkohol seinen Magen erreicht, schüttelt er sich.
»Sollte das ein Augapfel sein?«, frage ich.
Zeb kaut und schluckt. »Der Drink heißt Ball Buster, was glaubst du wohl, was das war?«
Die Tür geht auf, und Carmine spaziert herein. Noch bevor ich weiß, wie mir geschieht, habe ich eine Waffe in der Hand und ziele auf sein Gesicht.
»Hey«, sagt Carmine und reißt die Hände hoch. »Verdammte Scheiße, Mann, was ist los?«
Carmine klingt jetzt anders: mehr nach Kalifornien, weniger nach New York. Vielleicht liegt’s am Stress.
»Das ist der Mann«, sage ich zu Zeb. »Das ist der Prinz, der mir meine Sofia geraubt hat.«
Zeb verschränkt die Arme und lehnt sich zurück, um das Schauspiel in
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