Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Tabletten, und Margaret heiratete einen Mann, von dem sie dachte, dass sie ihn liebe, allein schon, weil ihr Daddy ihn hasste.
    Vielleicht vereinfache ich hier ein bisschen. Vielleicht hat meine Mutter Arthur McEvoy in den ersten beiden Jahren wirklich geliebt, wenigstens bis er anfing, ihr jedes Mal eine runterzuhauen, wenn sie einen Schritt aus der Küche wagte.
    Mr und Mrs McEvoy zogen nach Dublin zurück, wo Dad es sich im Sessel bequem machte und wartete, bis das Geld aus dem Treuhandfonds eintrudelte. Er glaubte, er sei der Sau auf den Rücken gestiegen , wie man in Irland sagt.
    Paddy aber machte das Scheißspiel nicht mit, wie man in den Staaten sagt. Wenn seine Tochter sich unbedingt an genau die Sorte besoffenen Loser binden wollte, die Irland und den Iren in ihrer neuen Heimat einen schlechten Ruf eingetragen hatte, dann sollte sie alleine sehen, wie sie damit klarkam. Er hatte Margaret vor ihrer Hochzeit gewarnt: Entscheide dich. Deine Familie oder der Mann.
    Die Rebellin Margaret hatte den Unterkiefer vorgeschoben und gesagt: Ich habe meine neue Familie gefunden.
    Also wurde der Kontakt abgebrochen.
    Arthur McEvoy ließ sich von dieser neuen Entwicklung nicht entmutigen. Enkelkinder lassen alte Herren weicher werden, dachte er und zeugte rasch zwei Söhne, um die McEvoys und die Costellos auf ewig aneinanderzuketten. Er bestand sogar darauf, den zweiten Jungen Patrick zu nennen.
    Durchschaubarer geht’s wohl kaum.
    Trotzdem ließ sich Paddy nicht erweichen, und die Ehe rutschte in betrunkene Brutalität ab, nicht schleichend und allmählich wie sonst üblich, sondern über Nacht.
    Am Morgen war Margaret noch mit einem charmanten Schlawiner aufgewacht, am Abend ging sie bereits mit einem besoffenen Teufel zu Bett. Margaret McEvoy fühlte sich, als wäre sie von einer Klippe gestürzt. Der charmante Schlawiner ließ sich nie wieder blicken. Mir fällt es schwer zu glauben, dass es ihn je gab. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, ihm je begegnet zu sein. Mom flüsterte mir und Pat Geschichten zu, wenn wir eingezwängt zu dritt im selben Bett lagen. Darüber, wie unser Dad in Bars für sie gesungen hatte. Oder einmal auf Carthy’s Field auf eine hohe Eiche geklettert war, um ihren vom Winde verwehten Schal vom höchsten Ast zu holen. Ich habe meine Mom geliebt, aber geglaubt habe ich ihr kein Wort.
    Meine Mutter entschied sich, für ihre Kinder zu leben, und das gelang ihr auch einigermaßen, bis der besoffene Arthur mit dem Morris Minor und der kompletten Familie kurz vor Dalkey Village gegen einen Esel raste und dabei alle umbrachte, außer dem Esel und mir. Der Esel wurde über den Graben geschleudert, der Wagen donnerte gegen eine Mauer, und ich landete bei der Armee.
    Weil es das einzig Vernünftige ist, wenn die gesamte Familie bei einem traumatischen Verkehrsunfall ums Leben kam: Man schließt sich einer Gruppe von Homophobikern an, zieht mit ihnen in ein kleines Zelt und lernt, wie man Leute ermordet.
    Trotzdem muss ich gestehen, dass ich dankbar alles in mich aufgesaugt habe und bei der Armee bekam, was ich brauchte: Selbstbewusstsein, Knarren und Messer.
    Ein gottverfluchter Esel.
    Solche Szenen sind es, ebenso wie der jüngste Langlauf-/Gewitter-Quatsch, der die ganze Insel in meinen Augen zu einem tragikomischen Märchenland macht. Und hören Sie bloß auf mit Waking Ned Devine . Gott sei Dank haben wir noch ein paar ernstzunehmende Vertreter wie Jimmy Heany und Sheridan, die der Republik ein bisschen Würde verleihen.
    Außerdem alberne Kobolde, Riverdancing, strohgedeckte Cottages, Fiddle-Musik und der ganze Blödsinn von The Quiet Man.
    Jetzt hab ich also den Umschlag für diesen Kerl, und glauben Sie mir, ich weiß, welche Frage auf der Hand liegt:
    Warum zum Kuckuck setze ich mich mit den zweihunderttausend nicht einfach nach Mexiko ab?
    Weil mir Mike etwas versprochen hat:
    Das ist eine bedeutende Transaktion, mein Kleiner, hatte er mir im Brass Ring eingeschärft. Sollte sich dir die Gelegenheit bieten, die Flatter zu machen, überlegst du’s dir besser genau, ob du die Schangse wirklich nutzt, weil das gegen unsere Abmachung verstößt und ich mich dann an deine Nächsten und Liebsten wenden muss. Bei Mrs Delano schauen wir zuerst vorbei.
    Deine Nächsten und Liebsten.
    Früher wäre das mein kleiner Bruder gewesen. Sein ganzes Leben über haben wir uns ein Zimmer geteilt.
    Selbst nach so vielen Jahren verkrampfe ich vor Schmerz, wenn ich an den kleinen Pat denke. Ich erinnere mich