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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Würstchen. Damals habe ich einen kleinen Kinnbart getragen, um von meiner fliehenden Stirn abzulenken, und das Mädchen, das wie ein Gewürzkraut oder so hieß, erklärte mir, mein Schnurrbart würde meinen Bart erdrücken. Später rutschte ihr heraus, dass sie mich nur benutzt hatte, um ihren Freund zu ärgern, der sich mit einem Megamodel unterhielt, während sie selbst bloß ein Topmodel war. Als Zeb und ich später alleine nach Hause gingen, machten wir uns über diese Hierarchien lustig. Und daher stammt das bereits erwähnte mega .
    Coriander, so hieß sie.
    In der Lobby ist es dunkel und die Atmosphäre düster, überall schwimmende Lichtkugeln und Wellenmacher. Sollte ich jemals mit ein paar Bier intus dem Innenarchitekten begegnen, werde ich durchblicken lassen, dass mich der Laden an einen Stripclub in Joburg erinnert, wo ich mal an der Tür stand – nur dass die Stripperinnen längere Röckchen trugen als die Mädels hier.
    Der Empfangstresen besteht aus einem Stück geschwungenem Edelstahl mit Glasplatte, die alle paar Sekunden die Farbe wechselt, wobei die junge Dame dahinter bei jedem neuen Farbton zusammenzuckt. Das kann nicht gut sein fürs Gehirn, deshalb bemühe ich mich, besonders nett rüberzukommen.
    »Hallo. Ich habe einen Umschlag für Mister Shea.«
    Das Mädchen wirkt streng und sieht in ihrem stahlgrauen Hängerkleid sehr hübsch aus. Wenn sie nicht von dem Tresen wegkommt, graben sich tiefe Furchen in ihre Stirn, bevor sie fünfundzwanzig ist.
    »Den können Sie bei mir abgeben. Wir gestatten Lieferanten nicht die Benutzung der privaten Fahrstühle.«
    Wir gestatten nicht. Ist sie etwa schon Teilhaberin?
    Ich bestehe freundlich darauf. »Ich bin Besucher. Würden Sie Mister Shea anrufen und ihm sagen, dass das Päckchen von Mister Madden eingetroffen ist?«
    Mister Shea. Noch so ein irischer Name. Angeblich gibt es zwanzig Millionen irische Amerikaner, und anscheinend laufe ich den meisten davon im Laufe dieses einen Tages über den Weg.
    »Sind Sie Mister Madden?«, fragt sie und nimmt den Hörer in die Hand, der dieselbe Farbe hat wie ihr Hängerkleid.
    »Nein, ich bin Mister Maddens …«, ich durchforste mein Gehirn nach einer Umschreibung, die meiner Wichtigkeit gerecht wird, »Mädchen für alles.«
    Ich hoffe, die Kleine wird meinem verschrobenen Grinsen entnehmen, dass ich meine eigene Bedeutung in dieser gesamten Päckchen-Lieferaktion herunterspiele. Sie tut es nicht.
    »Mister Shea«, sagt sie ins Telefon und runzelt die Stirn, als der Tisch grün wird, »Mister Maddens Mädchen für alles ist hier.«
    Fünf Sekunden später überreicht sie mir eine elektronische Liftkarte, ironischerweise in der Form eines Schlüssels.
    »Penthouse Apartment«, sagt sie. »Die privaten Fahrstühle befinden sich hinten.«
    Ironische Hotels. Gibt’s nur in Manhattan.

    Ich mache auf der Toilette Station und deponiere eine der Glocks in einer Kabine, falls ich hier Wildwest-mäßig um mich schießend flüchten muss. Und mit Wildwest meine ich Limerick, nicht Texas. Auf der O’Connell Street kann es nach Kneipenschluss am Wochenende ungemütlich werden. Die anderen drei Knarren behalte ich in der Hoffnung bei mir, wenigstens eine davon durch die mir zweifellos bevorstehende Leibesvisitation zu schmuggeln.
    Ich spaziere blind in diese Situation, habe keine Ahnung, welche Art von Szenario mich dort oben erwartet. Ich kenne die Ausgänge nicht; weiß nicht, mit wie vielen Gegnern ich es zu tun bekomme. Mit welchen Waffen, Absichten, Verhandlungspositionen. Nichts.
    Die Chancen stehen gut, dass die Sache nicht eskalieren wird, nicht in einem schicken Hotel in SoHo. Welcher Vollidiot würde in einem Etablissement wie dem Masterpiece eine Schießerei anfangen?
    Die Fahrstuhltüren sind innen verspiegelt, und ich betrachte mich, während die Lampen immer höher Richtung PH blinken, überlege mir, welche Version von Daniel McEvoy ich wem auch immer dort oben auf der anderen Seite der Türen präsentieren möchte.
    Ich beschließe, den eiskalten Profi heraushängen zu lassen, überlege es mir dann aber doch noch mal anders. Sollen die mich ruhig unterschätzen. Mach auf groß und blöd, wie einer, der den Profi markiert, tatsächlich aber völlig überfordert ist. Halte deine Zunge im Zaum. Antworte, wenn du angesprochen wirst, und gib keine Widerworte. Folgendes hatte mir Mike geraten:
    Denk dran, mach auf blöd, McEvoy. Mr Shea soll das Gefühl haben, der Umschlag wird ihm von einem hirnverbrannten

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