Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
Vollidioten überreicht. Also keine schlauen Sprüche. Je mehr dümmer du rüberkommst, desto schneller lassen sie dich gehen. Wenn die dich nach Einzelheiten zu meiner Organisation fragen, weißt du nichts. Klar?
    Mehr dümmer? Der Mann leitet ein Unternehmen .
    Im Fahrstuhl mache ich ein bisschen Schattenboxen, um meinem Kreislauf auf die Sprünge zu helfen, dann übe ich meinen Auftritt in den verspiegelten Türen. Ich möchte, dass Mr Shea sich einem Mann gegenübersieht, der zwar groß und dämlich ist, aber alles daransetzt, noch größer und noch dämlicher zu erscheinen. Allmählich wird es Zeit zu akzeptieren, dass ich die Nummer hier durchziehen werde und all mein Können, worin auch immer es bestehen mag, einsetzen muss, um heil aus der Sache herauszukommen.
    Mit anderen Worten, ich muss zum Soldaten werden.
    Der Fahrstuhl teilt mir mit der erotischsten Stimme, die ich je gehört habe, mit, dass wir das Penthouse erreicht haben. An dieser Stelle würden die meisten Fahrstühle einfach klingeln, aber dieser hier seufzt, was mich ein bisschen aus dem Konzept bringt.
    Soldat, ermahne ich mich. Sei dämlich, Soldat.
    Die Tür öffnet sich und gibt den Blick auf einen Gang mit weichem rotem Teppichboden frei, so wie man ihn für eine Königin auslegt; außerdem stehen drei Männer Wache.
    Militärisch sehen sie nicht aus, zwei von ihnen sitzen sogar, du liebe Zeit. Einer davon isst ein Grillhuhn. Der Dritte steht vor mir, wartet direkt vor der Tür, ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Ein Lächeln, wie es Menschen im öffentlichen Dienst zur Schau tragen. Sie knipsen es an wie eine Glühbirne, aber es liegt keinerlei Wärme darin.
    Durch meine Fassade –  dämlich, macht aber auf ausgefuchst  – versuche ich, ihn zu taxieren. Er ist groß, aber ein bisschen aus der Form geraten, hätte schon vor einiger Zeit die Hemden eine Nummer größer kaufen sollen, denn sie spannen über dem Bauch. Er hat ein plattes Gesicht und seltsam angeordnete tränenförmige Sommersprossen, als hätte er jemanden aus nächster Nähe erschossen und ein paar Spritzer abbekommen. Er ist flink auf den Beinen, und ich kann seine Muskeln an Schultern und Armen erkennen. Außerdem, ich sage es nur ungern, funkelt in seinen Augen sehr viel Schläue, was im Nahkampf immer die beste Waffe ist. Auf größere Entfernung kommt man mit einem guten Zielfernrohr und einer ruhigen Hand allerdings mühelos dagegen an.
    »Ich hab das Päckchen«, sage ich und versuche grimmig zu klingen. »Für Mister Shea.«
    Der Mann spricht, und erstaunt vernehme ich das echte Irisch der ersten Einwanderergeneration. Vielleicht ist er vor der Rezession geflohen, aber ich möchte es bezweifeln. Wahrscheinlich hat er einfach ein paar Sachen in eine Reisetasche geworfen und, von den laserscharfen Blicken der Ordnungshüter verfolgt, in Windeseile das Land verlassen.
    »Wir haben dich erwartet, Daniel. Schon seit zwei Stunden. Mister Shea wird allmählich unruhig.«
    Ich verkneife mir eine Bemerkung. Ich zucke mit den Schultern, was alles bedeuten kann: Im Stau steckengeblieben oder fickt euch . Das gefällt mir so am Schulterzucken: die Ambivalenz.
    Der Typ winkt mich aus dem Fahrstuhl, und ich bleibe mit der Fußspitze an der Schwelle hängen, was meiner Nummer mit dem knallharten Kerl ein kleines bisschen Abbruch tut, mir aber andererseits einen Vorwand liefert, vorwärtszustolpern und ihm die leichte Kel-Tec, die ich verborgen in der Hand halte, in seine Jackentasche gleiten zu lassen.
    »Achtung, Großer«, sagt der Mann, als wäre ich ein Pferd auf dem Weg zum Abdecker.
    Er stößt mich sanft beiseite, dann hebt er die Arme und zappelt mit den Fingern.
    »Willste mich hochnehm’?«, frage ich in der Überzeugung, dass die Bemerkung durch meine schlechte Aussprache ins Repertoire von dämlich macht auf ausgefuchst passt.
    »Heb die Füße«, sagt er, und das mache ich. Dann nähert er sich, um mich zu filzen. Und eins muss ich ihm lassen, er weiß, wie. Es gibt Länder, in denen würden wir jetzt als verheiratet gelten. Er braucht fünf Sekunden, um die beiden verbliebenen Waffen zu finden, und weitere zwei Minuten, um sich zu vergewissern, dass ich nicht doch noch mehr dabeihabe. Keine zärtlichen Berührungen. Wir sind hier nicht am JFK. Hier läuft niemand Gefahr, wegen sexueller Belästigung verklagt zu werden.
    »Wolltest wohl was in petto haben, hm?«, sagt er und übergibt meine Waffen einem der Sitztrottel, der erst Grillhuhnfett ans Holster

Weitere Kostenlose Bücher