Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
damit Freckles Shea erschießen und es dem Blödmann in die Schuhe schieben kann. Er selbst übernimmt dann die freie Spitzenposition. Der arme Collegeabgänger soll enterbt werden.
Aber Mike spielt außerdem sein eigenes Spiel. Anstatt irgendeinen tollpatschigen Vollpfosten zu beordern, schickt er den ehemaligen Soldaten Daniel McEvoy in der Hoffnung, dass dieser gezwungen sein wird, beide umzulegen, nur um selbst zu überleben.
Ich muss schon zugeben, mit dem Blödsinn von wegen zu fünfzig Prozent entlastet hat er mich drangekriegt.
»Das siehst du falsch, mein Junge«, sage ich jetzt in normalem Sprechtempo und hoffe, dass es ihm auffällt. »Ich bin keine Fliege. Ich bin die Klappe.«
Das ist ein echt guter Satz, und ich sehe schon den Kinotrailer vor mir, aber Shea ist nicht besonders beeindruckt.
»Kannst ja doch schneller sprechen, oder wie? Bist jetzt plötzlich einer von den ganz Ausgeschlafenen?«
»Okay, alle zusammen. Wichtig ist jetzt vor allem, dass wir die Ruhe bewahren. Lasst uns Klartext reden, ich erzähle euch, was hier los ist, und bis ich damit fertig bin, haltet ihr alle schön still.«
»Du willst Klartext reden? Für wen hältst du dich? Shaft?«
Schon das zweite Mal heute. Noch mal, und ich fange an zu glauben, dass ich wirklich was von ihm habe.
»Wovon redest du?«, fragt Shea. Er macht sich keine Sorgen, aber immerhin hat er zugehört.
»Shea. Hör mir gut zu. Vergiss alle anderen. Die Situation ist kurz davor zu eskalieren.«
»Ja, gleich eskaliert sie dich ins Jenseits.«
»Mir gefällt, wie du meine Begriffe aufnimmst und in verändertem Kontext neu verwendest. Das ist echt toll, aber hör zu. Ich glaube, ihr werdet benutzt.«
Shea prustet laut los, und Essen spritzt ihm aus dem Mund. »Benutzt? Mister, das Wort habe ich erfunden. Ich komme aus dem Business. Große weiße Haie, Mann. Ich war ein hohes Tier an der Wall Street. In der Höhle des Löwen. Mich benutzt man nicht.«
Der Mann lebt in seiner eigenen kleinen Blase. Ich habe nicht die Zeit, die nötig wäre, um zu ihm durchzudringen.
Ich drehe mich um, will Freckles im Auge behalten. »Ich wette, wenn du Freckles hier bittest, die Taschen zu leeren, wirst du eine Pistole mit Schalldämpfer finden.«
Shea ist jung und hält sich immer noch für unsterblich.
»Na und? Die Kugeln darin sind für dich.«
»Wirklich? Erschießt du jetzt schon Leute in deinem eigenen Penthouse, Junior?«
Shea runzelt die Stirn. »Halt die Fresse, Blödmann. Freckles hat keinen Schalldämpfer. Oder, Freckles?«
»Natürlich nicht, Mister Shea. Der Wichser nimmt dich hoch.«
»Ich dachte, der wäre hohl.«
»Hab ich auch gedacht. Mike meinte, blöd wie Schweinescheiße.«
Ich lehne mich zurück, um auszuholen, falls nötig. »Mike hat uns alle reingelegt, Gentlemen. Ihm ist hundertprozentig klar, dass ich die gefährlichste Person in diesem Raum bin, und trotzdem hat er mich seinen künftigen Partnern auf den Hals gehetzt.« Ich sehe, wie Zweifel auf Freckles’ Stirn aufflackern, also mache ich weiter. »Oh ja, der gute alte Mike kann nur gewinnen. Wenn du es hinbekommst, mich und deinen Boss heimlich um die Ecke zu bringen und mir die Schuld in die Schuhe zu schieben, dann ist er Shea los, pflegt beste Beziehungen zum neuen König und hat die noch offene Rechnung mit mir beglichen. Wenn ich gegen euch beide tätig werde, dann wird er in dem ganzen Durcheinander vergessen, und seine kleine Heimindustrie in Cloisters bleibt unabhängig.«
Shea futtert immer noch, hört aber mit mindestens einem Ohr zu. »Du hast aber nicht wirklich eine Knarre mit Schalldämpfer einstecken, oder Freckles?«
Freckles wirft mir todbringende Blicke zu. »Nein, hab ich verdammt noch mal nicht. Aber ich hab eine Waffe. Darf ich den Wichser jetzt endlich abknallen, bitte?«
Ich richte eine Fingerpistole auf den Jungen. »Wenn er zieht, bist du Geschichte, Harvard.«
»Aber du hast doch gesagt, du hast keinen Schalldämpfer«, sagt Shea.
Sein Akzent ist jetzt reinstes Brooklyn, die Universität ist perdu.
Freckles legt die Stirn eine Sekunde lang in Falten, und ich sehe, dass er eine Entscheidung trifft, und die Entscheidung lautet: Scheiß drauf.
»Nein«, sagt er und zieht eine Pistole aus einem Holster hinter seinem Rücken und einen Schalldämpfer aus der Tasche, dann schraubt er ihn gekonnt auf den Lauf. »Aber jetzt hab ich einen.«
Während er schraubt, habe ich Gelegenheit, mich unter seinem Schussarm durchzuducken und mit der Kel-Tec in
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