Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
begehen? Wollen wir nicht erst mal drüber reden?«
Der Junge befindet sich noch im Wolkenkuckucksheim. Ich sollte ihn ein bisschen aufmischen, damit er es sich zweimal überlegt und sich mir nicht an die Fersen heftet, falls er die Vorstellung hier überlebt. Ich mache zwei schnelle Schritte um den Schreibtisch herum und drücke ihm den Kopf in die Essensreste, reibe ihn richtig schön rein.
»Als hättest du mit mir erst mal geredet«, sage ich. »Wolltest du das damit sagen?«
»Ich wollte dir bloß Angst machen«, protestiert er.
»Blödsinn. Du hast gedacht, ich bin ein toter Mann.«
»Du warst ja auch absolut tot«, bestätigt Freckles. »Wir hatten uns alles ganz genau ausgedacht, McEvoy. Der Wichser wollte dich höchstpersönlich erschießen, sich seine Sporen verdienen, hat er gesagt, als würde irgendwer noch so reden.«
Ich steh hier mit zwei Typen, einer mit dem Kopf auf der Tischplatte, der andere reckt den Arsch in die Luft. Die Situation ist untragbar. Ich brauche eine Ausstiegsstrategie.
»Okay, rüber zum Fenster, alle beide.«
»Aber …«, sagt Edward Shea, weshalb ich ihm eins mit Freckles’ Schalldämpfer überziehe.
»Halt die Klappe, Kleiner. Wer zu viel redet, stirbt schneller. Ans Fenster.«
Sie gehen, werfen sich wütende Blicke zu und schubsen sich wie zwei Jungs auf dem Schulhof. Freckles brummt und mault, aber er weiß, wenn ich wollte, könnte ich ihm seine Waffe wiedergeben, eine Hand in die Hosentasche stecken und ihn trotzdem noch windelweich prügeln, deshalb wartet er’s lieber ab.
Am Fenster tritt der gewünschte Effekt ein. Das Sonnenlicht taucht die Gesichtszüge in Schatten, macht es fast unmöglich, die beiden auseinanderzuhalten.
»Okay. Dann lasst die Hosen runter.«
Freckles hat Eier, aber er will sie mir nicht zeigen.
»Fick dich, McEvoy. Meine Hose lass ich nur runter, wenn mir Jennifer Aniston einen bläst.«
Ein frommer Wunsch, aber Freckles wird einsehen müssen, dass er damit, gelinde gesagt, ein bisschen zu sehr nach den Sternen greift.
Ich spanne die Waffe. »Ich rufe Jenn an, mach dich bereit.«
Freckles fingert an einer Schnalle in Form eines klassischen Playboy-Bunnys herum, und ich bin sicher, Ms Aniston wäre mächtig beeindruckt.
Der, wo der Superstar dem irischen Mafioso einen bläst.
»Was ist mit dir, Junge? Hast du auch Sonderwünsche?«
»Klar. Warum lutschst du mir nicht den Schwanz?«
Nicht schlecht, der Kleine. Hat ja vielleicht doch ein bisschen Schneid.
Dann schält er sich aus seiner kleinen Hipster-Jeans, und, verfluchte Scheiße, ich kann’s kaum glauben, die beiden tragen identische Unterhosen. Weiß mit y-Eingriff und gelben Paspeln.
Ich bewege mich schon den ganzen Tag dicht am Abgrund der Hysterie, und der Anblick gibt mir den Rest. Zehn Sekunden lang huste ich mehr, als ich lache, wische mir Tränen aus den Augen, weil nur Amateure ihre Gegner mit verschwommenem Blick in Schach halten.
»Ihr wollt mich doch verarschen. Ich weiß gar nicht, warum ihr euch so zankt, ihr habt doch eine Menge gemeinsam.«
»Ich hab die Hose seit Jahren nicht mehr angehabt«, sagt Freckles schlechtgelaunt. »Jedenfalls nicht genau diese.«
»Stimmt«, sagt Shea. »Ich bin bei dir eingebrochen und hab sie dir geklaut.«
»Woher soll ich das wissen?«, fragt Freckles. Versteh einer die Jugend von heute. Neulich hab ich einen Film gesehen, wo so ein Typ namens Jigsaw Leuten die Haut vom Gesicht geschält hat. Was ist das denn für ein Scheiß?
Freckles ergreift die Initiative, indem er an mich appelliert, einen Oldie wie ihn, allerdings ohne Wirkung.
»Jetzt haltet Händchen«, befehle ich mit versteinerter Miene. Ich weiß, dass sie widersprechen werden, wofür mir die Geduld fehlt, und so schieße ich ein Loch in Sheas Hocker, der daraufhin rückwärts umkippt. Der Aufprall ist lauter als die Kugel.
»Händchen halten, Mädels! Schön feste.«
Was haben sie schon für eine andere Wahl? Sie halten Händchen. Ich frage mich, ob sie sich auch küssen würden, wenn ich drauf bestehe?
Das Gepolter lässt einen Gorilla an die Tür springen. Er hämmert wild dagegen.
»Hey, Boss? Alles okay?«
»Nenn mich nicht Boss!«, schreit Shea, ich vermute mal, im Affekt.
»Sorry, Mister Shea. Habt ihr die Sache mit dem Mann, äh … geklärt?«
Ich fuchtele ein bisschen mit der Pistole, Shea versteht die Botschaft und regt sich ab.
»Ja, alles cool. Kommt rein, alle beide. Wir müssen was Schweres heben.«
Ich trete ein Stück zurück,
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