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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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schmiert, bevor er die guten Stücke in einen Eimer unter seinem Stuhl wirft. Wenn ich eins nicht ausstehen kann, dann sind das Fettfingerabdrücke auf meinen Sachen, und nur weil sich diese Pistolen noch gar nicht lange genug in meinem Besitz befinden, um als mein Eigentum gelten zu können, gelingt es mir, mich zusammenzureißen. »Petto ist mein zweiter Vorname«, sage ich, weil ich glaube, dass es dämlich genug klingt, um die ›Hochnehm‹-Scharte wieder auszuwetzen.
    Das Lachen meines Filzers ist ungefähr so herzlich wie sein Lächeln. »Ach ja? Das ist schön, Daniel. Warum schiebst du jetzt nicht einfach deinen Pettopopo in Mister Sheas Büro?«
    Popo. Ein Wort, das man viel zu selten hört.
    »Kann ich dir nicht einfach den Umschlag übergeben?« Man wird ja wohl noch fragen dürfen.
    »Nein. Diese Angelegenheit wird persönlich geregelt. Mister Shea möchte dich unbedingt kennenlernen.«
    Ich dagegen möchte heute absolut niemanden mehr kennenlernen.
    »Okay, dann bringen wir’s hinter uns.«
    Mit verhängnisvollen Schritten nähere ich mich der Tür, ich weiß, das klingt melodramatisch, aber so kommt es mir vor. Die Anspannung verkrampft meinen Magen, und mich überkommt der beinahe unwiderstehliche Drang, es mit den Wärtern hier aufzunehmen, anschließend an die Tür zu klopfen und mich diesem Shea selbst vorzustellen. Die Sitzenden springen auf, als könnten sie das Bedrohliche meiner Aura spüren, und bedenken mich mit gemeinen und durchdringenden Blicken. Möglicherweise habe ich die beiden sitzenden Grillhuhnesser voreilig abgetan. Aufrecht stehend wirken sie durchaus beeindruckend. Meine gewalttätigen Anwandlungen verpuffen, und ich beschließe, der Situation zu erlauben, sich weiterzuentfalten.
    »Ihr bleibt hier draußen und behaltet den Fahrstuhl im Blick«, sagt Blutspritzer-Splatter zu seinen Jungs. »Im Stehen, bitte. Und kein verfluchtes Kentucky Fried Chicken mehr.«
    Sie bleiben draußen. Das ist gut, es sei denn, in dem Raum soll sich etwas ereignen, für das Splatter keine weiteren Zeugen wünscht.
    Das Problematische an Zeugen ist nämlich, dass sie am Anfang immer gar keine sind. Die Leute sehen nichts und wissen nichts, bis Gesetzeshüter ihrer Erinnerung auf die Sprünge helfen. Die meisten lassen sich unter Druck setzen, und ein guter Boss weiß das auch. Sofern hier jemandem tödliche Verletzungen beigebracht werden sollen, ist es eigentlich umso besser, wenn mehrere dabei zusehen.
    Die Tür ist reich verziert, und ich kapiere, dass sie der Hotelfassade mitsamt dem protzigen Eingangsportal nachempfunden wurde.
    »Ist ja eher ein kleines Hotel«, sage ich und markiere weiter den Dämlichen.
    »Ganz genau, Einstein«, sagt Splatter und schiebt mich mit der Schulter weiter, was mir Gelegenheit verschafft, mir die kleine Neun-Millimeter in seiner Jackentasche wieder anzueignen. Er merkt nichts, und ich fühle mich der winzig kleinen Kel-Tec jetzt inniglich verbunden; nun gehört sie wahrhaftig mir, denn wir haben schon einiges miteinander durchgestanden.
    Damit habe ich sieben Überraschungen für Mr Shea und seine Jungs in petto, denke ich und befingere die federleichte Pistole in meiner Tasche. Sieben im Magazin und eine im Lauf.
    Ich will niemanden töten, wenn ich nicht muss, aber um ehrlich zu sein, bin ich dem Morden heute weniger abgeneigt als gestern. Sollte ich irgendwo Latex riechen, ziehe ich die Samthandschuhe aus, wenn Sie meine Ausdrucksweise bitte entschuldigen mögen.

    Dieser Tag entpuppt sich als Abfolge konfliktgeladener Begegnungen mit wütenden Männern. Anscheinend spielt es keine Rolle, wie weit oben man in der Nahrungskette steht, es gibt immer einen von Selbstzweifeln und Unsicherheit geplagten Obermotz, der nur darauf wartet, dass irgendein armer dahergelaufener Tropf seine Wichtigkeit unterschätzt. Das Hotel hier, The Masterpiece, ist erstklassig, aber ich wette, dieser Shea gibt sich grundsätzlich herablassend, sogar gegenüber dem Pizzajungen. Ich bin noch keinem Boss begegnet, der sich wohlgefühlt hätte in seiner eigenen Haut.
    Als ich durch die Tür trete, stelle ich mir vor, wie das laufen wird. Obwohl Shea den kompletten Vormittag über nervös auf und ab gegangen ist und darauf gewartet hat, dass ich endlich mit seinem wertvollen Päckchen auftauche, lässt er mich jetzt wahrscheinlich erst mal warten, bis er in Ruhe seine Lachsblinis verspeist oder »Verkaufen! Verkaufen! Verkaufen!« in sein iPhone gebrüllt hat.
    Aber ich irre mich.
    Der

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