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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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missverstanden.
    »Lass uns den Job zu Ende bringen, T. Wir können diesen blöden Arsch kaltmachen. Du und ich.«
    Gott sei Dank. Der Junge will mich persönlich umlegen.
    »Ich weiß nicht«, sagt Freckles. »Der ist nicht ohne, und ich will nicht, dass du dich verletzt.«
    »Komm schon, Benny«, jetzt bettelt er, als wollte er gegen die Vorschriften des Weihnachtsmannes verstoßen und seine Geschenke schon vor Heiligabend auspacken.
    »Morgen stehe ich der Geschäftswelt wieder zur Verfügung, aber heute Abend will ich ein Gangster sein, so wie du.«
    Shea hat gute Argumente. Und weiß sie ausgezeichnet zu präsentieren. Das »so wie du« macht den Deal perfekt. Ich wette, er hat in Harvard an Debattierclubs teilgenommen.
    »Wie könnte ich ihm etwas abschlagen? Sieh dir den Jungen doch mal an, McEvoy. Zusammen werden wir die Stadt regieren.«
    Ich hab keine Kraft mehr, aber mein Körper zuckt krampfhaft von ganz alleine, und Bent Tool interpretiert dies als Zustimmung.
    »Du wirst Edward Sheas erstes Exekutionsopfer sein, den bereits angeschossenen Kerl zählen wir jetzt mal nicht mit. Das ist eine große Ehre.«
    Na, toll. Super. Ich kann’s kaum erwarten.
    Danke, liebes Publikum, hier im Fickstadtpalast. War wunderschön mit euch.

    Ich muss mich in einem Schockzustand befinden. Oder habe ich was auch immer mir Edit in den Whiskey getan hat immer noch im Blut? Irgendwie nehme ich dieses ganze Gerede von meiner bevorstehenden Hinrichtung sehr gelassen hin. Vage ist mir bewusst, dass ich heute Abend noch nicht sterben möchte, aber echte Begeisterung kann ich nicht aufbringen. Ich kenne diese Art von Dumpfheit, diese bleierne Lethargie ist ein verbreitetes Symptom posttraumatischer Belastungsstörungen, kurz PTBS , aber noch befinde ich mich nicht in der posttraumatischen Phase, ich bin vielmehr im Trauma mittendrin. Ich schätze mal, das könnte jetzt die vom letzten Trauma ausgelöste Belastung sein. Sozusagen die Folgen des Foltervideos. Ich hoffe wirklich, dass Krieger und Fortz auf dem Weg nach Mexiko Bauchschüsse kassieren. Schon komisch, dass mich der potentielle Tod dieser beiden stärker beschäftigt als mein eigener.
    Falls jemandem nicht klar ist, was die Abkürzung PTBS bedeutet, will ich kurz ausführen, dass sie nicht, wie mein Kumpel Zeb meinte, für »Pubertäre Tunten blasen Schwänze« steht, wobei ich gestehen muss, darüber sogar gelacht zu haben, was nicht gerade für die Aufgeklärtheit meiner Geisteshaltung spricht. Zeb hat einen Running Gag draus gemacht. Nach unserem Besuch am Broadway bei Rock of Ages hat er behauptet, er leide unter einer posttheatralischen Belastungsstörung. Was ich dann aber doch ein bisschen zu gewollt fand.
    Die beiden lassen mich ein paar Stunden lang in Ruhe, kommen immer mal wieder rein, um sich zu vergewissern, dass ich noch an die Heizung gefesselt bin, und zwar mit einer Kette, die aussieht, als wäre sie vor zweihundert Jahren mit der Underground Railroad in den Norden gelangt. Ich hab ein schlechtes Gewissen, weil ich keinen Fluchtversuch unternehme, aber mir fehlt schlicht die Kraft. Ich wurde zweimal außer Gefecht gesetzt, mit einem Totschläger in die Knie gezwungen und von einem Hummer gerammt. Irgendeinen Rekord habe ich damit bestimmt gebrochen.
    Also lege ich mich auf den Fußboden, und selbst die Aussicht auf eine Reise ohne Rückkehr verhindert nicht, dass ich einschlafe. Einmal habe ich bei Simon Moriarty im Wartezimmer einen Artikel gelesen, in dem stand, dass das Unbewusste den Schlüssel für alles enthält. Egal wie die Frage lautet, man trägt die Antwort bereits in sich. Vielleicht meldet sich ja mein Inneres mit der Lösung dieses Dilemmas. Ich werde mir selbst etwas verraten, das ich nicht weiß. Das wäre wirklich schön, denn generell tut mein Unterbewusstsein nichts anderes, als mich mit Phobien und Verhaltensstörungen zu quälen. Der Trick ist, aufzuwachen, und das erste Wort, das einem in den Sinn kommt, laut herauszuschreien. Das nennt man Automanifestation oder, um Zebulon zu zitieren, einen bescheuerten Psychoschmonsens . Ich weiß nicht genau, was ein Schmonsens ist, aber ich denke, ein Kompliment ist es nicht.
    In diesen wenigen unruhigen Stunden träume ich ein bisschen, aber nichts Erhellendes, es sei denn, mein guter alter Vater, der mir den Kopf mit Klebeband umwickelt und dabei sagt Guter Soldat, guter Soldat, bringt die Welt irgendwie weiter.
    Daddy gehört zum Standard meines Alptraumrepertoires, aber dieser ist noch

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