Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
unheimlicher als sonst, und ich wache davon auf. Als ich hochschrecke, starren mich der Shea-ster und Benny T an, schmeißen sich weg, als wäre ich Louis C. K. bei seiner besten Show aller Zeiten.
»Was hast du gesagt, McEvoy? Hast du gesagt, was ich glaube, dass du gesagt hast?«
Ach, du Scheiße. Was hab ich denn bloß gesagt?
»Der Wichser hat Pornoflöte gesagt«, wiederholt Freckles. » Pornoflöte .«
Shea schnappt nach Luft. »Das muss ich dir lassen, McEvoy. Zehn Minuten vor der eigenen schauderhaften Hinrichtung, und denkst immer noch mit dem Schwanz. Vielleicht bist du wirklich so dämlich, wie du getan hast.«
Pornoflöte? Ich kapier’s nicht.
»Pornoflöte?«, sage ich, erleichtert darüber, dass ich sprechen kann. »Ganz bestimmt Pornoflöte? Nicht Autotröte? Oder Ohrenkröte?«
Freckles schüttelt seinen großen Kürbiskopf. »Nein, Pornoflöte, McEvoy. Ich hab’s ganz deutlich gehört.«
Pornoflöte? Warum muss mein Unterbewusstes derart in Rätseln sprechen?
Der Kerl im Overall wischt gerade den Kofferraum des Taxis mit einem Lappen aus, als ich flankiert von Shea-ster und Benny T, oder Pussy Lips und Splatter, wie ich die beiden mental nenne, an die Parkbucht geführt werde.
»Alles klar?«, fragt Shea.
Der Mann nickt und wirft ihm die Schlüssel zu. »Alles wird gut, Mister Shea. Nur damit Sie’s nicht vergessen, wir brauchen den Wagen nachher noch für die Albaner.«
Freckles schließt stirnrunzelnd die Augen. »Mist, an die Arschlöcher hab ich gar nicht mehr gedacht. Wo bringen wir die hin?«
»Zu den Russen, denke ich.«
»Auf die Connecticut Farm?«
»Nein, zu den Russen von neulich.«
Freckles gibt einen Reminder in sein Handy ein. »Okay, ins Industriegebiet. Verstanden. Wenn ich dich nicht hätte.«
Shea grinst verständnisvoll, und ich vermute, die Chancen stehen gut, dass die Beziehung der beiden hält.
»Chef sein ist nicht immer einfach«, sagt der Junge.
»Hey, wenigstens können wir uns die Aufgaben teilen.«
Freckles und Shea sind so gutgelaunt und optimistisch, dass das Schicksal sicher schon bald mit seinem unbarmherzigen Hammer zuschlagen wird.
Vielleicht bin auch ich der Hammer. Warum nicht, ich war ja auch schon der Stein.
Was für ein schöner Gedanke.
Overall verzieht sich, und Freckles lässt den inzwischen geschlossenen Kofferraumdeckel wieder aufspringen. »Okay, McEvoy. Spring rein.«
Ich habe noch nicht beschlossen, ob ich mich widerspruchslos reinlege oder die beiden aus reiner Boshaftigkeit zwinge, mich sofort zu erschießen. Zufällig wird mir die Entscheidung abgenommen.
»Da passe ich auf keinen Fall rein«, sage ich. »Ich glaube, da hat jemand seinen Job nicht gemacht.«
Der Kofferraum wurde in eine riesige Kühltruhe umgebaut und ist randvoll mit Körperteilen, alle einzeln in Plastik verpackt. Ich erkenne das Gesicht von KFC mit einer zweiten Haut aus weißer Folie überzogen.
»Verfluchte Fickerei«, sagt Freckles. »Der hätte längst ausgeräumt sein sollen.«
Fickerei. Wie schön.
Shea stochert im Eis, will Platz machen. »Dieser wie Chewbacca aussehende Scheißkerl passt hier auf keinen Fall rein. Heutzutage findet man einfach keine guten Leute mehr.«
Ich finde es nur fair, an dieser Stelle etwas einzuwenden: »Du hattest gute Leute, Shea-ster, aber du hast sie erschossen.«
Shea ist es peinlich, dass er mit seinem Verbrecherimperium ein bisschen dilettantisch rüberkommt.
»Halt’s Maul, McEvoy. Was machen wir, Benny T? Wer verklappt die Leichen?«
Freckles zeigt auf KFC s Kopf. »Sonst hat der das gemacht.«
»Ich glaube, ich verstehe, was hier los ist«, sage ich und rechne halbwegs damit, von Freckles eins übergezogen zu bekommen, aber er ist damit beschäftigt, Shea zu besänftigen.
»Mach dir keine Sorgen, Partner. Vielleicht können wir das ja trotzdem alles in einem Aufwasch erledigen. Mag riskant sein, McEvoy auf die Rückbank zu setzen, aber dann könnten wir ins Industriegebiet fahren, die Tiefkühlware verklappen und wären in einer Stunde zurück. Danach lade ich dich zum besten Frühstück ein, das man in New York bekommen kann.«
»Meinst du Norma’s?«, frage ich.
»Kennst du das Café?«, fragt Freckles. »Hast du mal die Pfannkuchen gegessen?«
»Ich liebe sie«, nicke ich Shea zu. »Hör auf ihn, vergiss Hummus. Gönn dir was Gutes.«
»Scheiße«, sagt Shea. »Ich kann’s kaum erwarten. Lass uns die Sache hier schnell über die Bühne bringen, damit ich mir einen Berg Pfannkuchen bestellen
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