Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
schon Iren foltern.
Verdammter Old School, hummusverkleckerter, auswegloser Zwickmühlenmist.
Shea folgt Freckles’ Anweisungen und biegt mit dem Hummer auf das Gelände einer anscheinend illegalen Werkstatt ein, zwei Straßenecken vom Jacob K. Javits Convention Center entfernt. Ich hatte mich immer schon gefragt, wer auf die geniale Idee gekommen sein mochte, das größte Konferenzzentrum der Stadt in dieses Viertel hier zu pflanzen. Jedes Jahr stürzen sich Dutzende von Buchhaltern und IT -Typen in brenzlige Situationen, weil sie unterwegs zu ihrem Holiday Inn aus Versehen in die falsche Richtung abgebogen sind. Wer Glück hat, kriegt eins aufs Dach und die Brieftasche abgenommen, wer Pech hat, einen Schuss Heroin verpasst. Ich habe gerüchteweise von einem Zuhälter gehört, der einen hochspezialisierten Mitarbeiterinnenstamm aus ehemaligen Bibliothekarinnen leitet, die er aus dem allgemeinen Angebot herausgepickt und umgeschult hat. Wahrscheinlich ein urbaner Mythos.
Ich nutze die Fahrt, um mich ein bisschen zu sammeln, und als mich Freckles aus dem Fahrzeug zieht, bin ich relativ sicher, dass er es war und nicht der Gorilla, der mir Handschellen angelegt hat. Negativ zu verbuchen ist allerdings, dass die Wirkung von was auch immer Edit mir verabreicht hat, allmählich nachlässt und ich gelieferter bin als je zuvor. Meine blauen Flecken haben jetzt blaue Flecken, und diesen wiederum wachsen Beulen, von Platzwunden will ich gar nicht erst anfangen. Ich nehme an, mein linkes Ohr gleicht von nun an unwiderruflich einem Blumenkohl, und ein Auge wird von einer merkwürdigen lappenartigen Schwellung überdacht, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nicht hatte.
Ich bin jenseits von Gut und Böse.
Wenn es nach mir ginge, würde ich jetzt sofort das Handtuch werfen und mir den Rest dieses beschissenen Tages ersparen.
Freckles schubst mich quer durch das Gebäude, in dem hauptsächlich Luxuslimousinen parken, aber es liegen auch ein paar zerlegte Mopeds wie Einzelteile kaputter Terminatoren herum. Ein Mechaniker im Texaco-Overall stochert in den Eingeweiden eines gelben Taxis, aber er nimmt nicht mal den Kopf aus der Motorhaube. Ich gehe davon aus, egal was sich hier ereignen wird, er möchte nicht Zeuge davon werden.
Freckles macht mir mit dem Lauf seiner Pistole Mut, und ich stolpere durch eine Ölpfütze in ein Büro, das durch eine Wand aus Aktenschränken auf der einen Seite und eine schmutzige Trennwand auf der anderen begrenzt wird. Freckles setzt mich auf einen Plastikstuhl, der anlässlich der unverhofften, aber traumatischen Erfahrung, mein Gewicht tragen zu müssen, quietscht. Dabei richtet er unverwandt die Waffe auf mich.
Shea folgt uns und nimmt sich einen Augenblick Zeit, um die an der Wand hängende Miss Juli 1972 zu betrachten, die einen Schraubenschlüssel in der Hand hält und sich dabei auf die Unterlippe beißt, als wäre das Halten eines Schraubenschlüssels eine anspruchsvolle Aufgabe.
»Was zum Teufel hast du mit den Cops angestellt, McEvoy?«, fragt Shea, als er fertiggeglotzt hat. »Die haben das echt persönlich genommen.«
»Wir haben eine kleine Nummer mit Dildo geschoben«, sage ich, was so ziemlich die seltsamste Aussage ist, die ich je von mir gegeben habe. Ich führe den Sachverhalt nicht weiter aus, weil mir das nicht möglich ist. Ich habe gerade noch genug Energie, um Luft zu holen. Würde ich versuchen weiterzusprechen, würde ich wahrscheinlich ersticken.
Edward Shea kommt das gerade gelegen, denn obwohl die Sache mit dem Dildo ein unglaublicher Konversationseinstieg ist, will er unbedingt auf sein Lieblingsthema zurückkommen: sich selbst.
»Ich wette, damit hast du nicht gerechnet, dass du mich noch mal siehst, hm, McEvoy?«, sagt er, auf der Tischkante sitzend. Und er hat recht, ich hätte eine Menge Geld darauf verwettet, dass er mir nicht noch mal in die Suppe spuckt.
»Ja, ich wette, du hast gedacht, der kleine Shea schläft bei den Fischen.«
Ich nicke, was mir im Gehirn weh tut, aber leichter als zu sprechen ist es allemal.
Hat er wirklich gerade gesagt, dass er nicht bei den Fischen schläft?
»Willst du wirklich wissen, was los war, nachdem du uns aufeinandergehetzt hast, damit wir uns gegenseitig umbringen?«
Ich will es nicht wissen. Warum geht der Kleine nicht und spielt an sich rum oder stellt sich irgendwo in die Schlange, um Call of Duty zu kaufen?
Halt! Ich will’s doch wissen.
Ich kann nicht mehr nicken, also zwinkere ich. Einmal heißt
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