Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
die Nachricht liest und grinst. Er starrt in den dunklen Garten und zeigt mir den Stinkefinger.
Eine Minute später erhalte ich die Nachricht: Reg dich ab. Mike vermutet Sofia hier nicht. Er weiß nur, dass sie meine Assistentin ist.
Jetzt will mir Zeb beweisen, was für ein strategisches Genie er ist. Zeb findet es lustiger, mit Sofia bei Mike hereinzuspazieren, damit dieser Gelegenheit bekommt, sie nicht zu erkennen, als sie irgendwohin zu bringen, wo er ihr gar nicht erst begegnet.
Ich bin so wütend auf ihn, weil er Sofia in Gefahr gebracht hat, dass ich mich bei Arschloch vertippe, glücklicherweise erkennt mein Handy das Wort aber und hilft.
Arschloch. Arschloch. Arschloch. Gleich passiert was. Was glaubst du, warum ich im Garten bin? Haut sofort ab!
Ich sehe sein dummes Gesicht, als er die Nachricht liest.
Ja, ganz genau, Spatzenhirn. Die Situation ist ernst.
Wenn sich nachher rausstellt, dass Mike nicht erschossen wurde, kriege ich’s ab.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sich im Arbeitszimmer etwas bewegt, und schwenke mein Zielfernrohr zurück. Mr Nasenbart, Manny Booker, führt zwei Männer ins Büro.
Ich kann kaum glauben, was ich sehe.
Krieger und Fortz.
In welcher Verbindung stehen sie zu Mike?
Egal. Dann haben sich ja alle meine Patienten versammelt.
Ich muss improvisieren, den Plan spontan ändern.
Verschiedene Szenarien gehen mir durch den Kopf, aber ich weiß, dass ich von hier draußen und mit nur einem Gewehr auf keinen Fall drei Männer erledigen kann, selbst wenn ich kaltblütig genug wäre, meinen ursprünglichen Plan durchzuziehen, was ich ja offensichtlich nicht bin. Mit dem ersten Schuss erwische ich die Scheibe und mit ein bisschen Glück auch die Hauptzielperson, in der Schrecksekunde unmittelbar danach gelingt es mir unter Umständen, noch eine weitere Person zu treffen, aber mehr ist ausgeschlossen. Die anderen werden in Deckung gegangen sein, bevor ich noch einmal zielen kann.
Ich muss Mike also erst mal in Ruhe lassen und Krieger und Fortz folgen, wenn sie gehen. Herausfinden, wo sie übernachten, die Information an Ronnie weitergeben und anschließend Zeb anrufen und mich vergewissern, dass er Sofia in Sicherheit gebracht hat.
Ich nehme das Gewehr wieder auseinander und packe es ein, dann stelle ich das Fernrohr auf Fortz ein und versuche herauszubekommen, was da drinnen vor sich geht.
Fortz redet eine Weile, und Mike gibt weise nickend den Don Corleone. Am Ende der Vorstellung überreicht Fortz ihm einen dicken Umschlag, aus dem oben Scheine ragen. Mike lässt ihn gewandt in seiner Schublade verschwinden, und ich weiß, dass dies der Anlass des Treffens war.
Fortz muss mich dringend finden, und Mike hat die Ressourcen, um die Suche zu finanzieren, und ein Interesse an ihrer erfolgreichen Durchführung. Mein Leben wird gegen ein paar Dollar getauscht und das nicht zum ersten Mal in dieser Woche. Ich weiß nicht, warum ich mich überhaupt noch wundere.
Aber der Umschlag war ziemlich dick, und seltsamerweise empfinde ich das als befriedigend. Wenn ich schon wie ein tollwütiger Köter gejagt werde, habe ich doch wenigstens bei jemandem Priorität.
Ich muss aufhören, Tarzan zu spielen, und in den Wagen steigen, bevor Krieger und Fortz verschwinden. Dürfte nicht schwierig werden; ich wette, die beiden sind seit der Tracht Prügel, die ich ihnen verabreicht habe, nicht mehr sehr gut zu Fuß. Der bloße Gedanke an jene glorreichen Momente genügt, um mir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
Aber jetzt bleibt keine Zeit für wehmütige Erinnerungen. Ich habe eine schlimme Körperverletzung zu planen.
Ich springe vom Baum und lande auf etwas, das unter meinem Gewicht nachgibt und wimmert, dann höre ich ein paar Rippen brechen, und plötzlich sind meine Stiefel klebrig.
Mist.
Ich wusste doch, dass Mike einen Hund hat.
Gebückt gehe ich ans Partyfenster, halte mich dicht an der Hecke. Einem Hund schlitzt man nur dann den Bauch auf, wenn man unbedingt etwas in Ruhe erledigen möchte.
Im Garten sitzt noch ein weiterer Schütze.
Ich muss Sofia warnen.
Zwischen Blattwerk und Häuserwand liegen circa zwei Meter, wo ich ungeschützt bin. Für zwei Meter braucht man schätzungsweise eine halbe Sekunde, aber der versteckte Schütze schafft es trotzdem, eine Kugel in die Lücke zu feuern. Sie erwischt mich zwischen den Schulterblättern, verpasst mir durch ihre schiere Wucht einen heftigen Stoß. Ich werde gegen das Fenster des Arbeitszimmers geschleudert, keine zwei
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