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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Seite.
    Da bin ich, als Erwachsener, ich sitze an einem Tisch in der Schule und zeichne eine Art Stammbaum von allen, denen ich je weh getan habe. Als ich fertig bin, ist der Baum über das Papier hinausgewachsen und bedeckt die Wände, und mein Lehrer, Bruder Campion, befummelt den Hintern meines Freundes Nash und sagt: Daniel wird es später weit bringen, Kinder. Er wird es weit bringen, weil er sich Mühe gibt. Hingabe ist der Schlüssel für alles.
    Ich wache davon auf und liege jetzt plötzlich in dem anderen Bett, die Glock ruht auf meiner Brust.
    Und genau das, meine Damen und Herren, ist der Grund, weshalb ich normalerweise Schlaftabletten schlucke.
    Außerdem kann von Feinfühligkeit in Bezug auf mein Unterbewusstsein ja wohl kaum die Rede sein. Man braucht keinen Universitätsabschluss, um diese Vision zu deuten.
    Ich setze mich auf und trinke eine ganze Flasche zehn Dollar teures hawaiianisches Wasser. Es ist zwar teuer, aber wenigstens kann ich die Flasche wiederverwenden.

    Ich säubere das Gewehr und nehme es auseinander, so dass es in meinen Kevlarrucksack passt. Sharpie macht es nichts aus, zerlegt zu werden, er ist es gewohnt. Die Glock packe ich auch ein, außerdem zwei Nebelgranaten, die ich immer mitnehme, nur für alle Fälle, aber eigentlich nie benutze. Ich liebe es, wie sich die beiden glatten Zylinder anfühlen, und allein die Berührung hilft mir, mich in die Gemütslage eines Soldaten hineinzuversetzen, und das brauche ich jetzt dringend. Meine Kleidung ist überwiegend schwarz und die Lederjacke so dunkelbraun, dass man den Unterschied ohne Farbmusterkarte nicht erkennen kann. Zum Glück hat Johnny Cash den schwarzen Komplettlook für Männer mittleren Alters gesellschaftsfähig gemacht, und im Hotel zuckt niemand mit der Wimper, als ich durch die Lobby spaziere und dabei aussehe, als wollte ich aus zweitausendfünfhundert Metern über Kabul aus einem Flugzeug springen.

    Mikes Haus ist erwartungsgemäß protzig, zwei Irish Red Setter sitzen in Stein gemeißelt auf den Torpfosten. Das Anwesen ist von einer Gartenmauer umgeben, die der Hausherr angeblich aus Irland herschaffen ließ, wo sie einst Teil eines normannischen Rundturms war. Ich glaube, dass das stimmt, schon weil es genau die Sorte peinlich übertriebener Paddy-Bullshit ist, den Mike für Patriotismus hält.
    Aber wie angeberhaft das Haus auch sein mag, wir befinden uns hier keineswegs auf der Skywalker-Ranch. So viel Kohle verdient Mike nicht, und die Madden-Residenz ist das dritte Haus in einer vornehmen Sackgasse. Falls Sie’s sich einmal ansehen wollen, es ist das mit dem Briefkasten in Form eines Kopfes – man steckt einem Kobold Briefe in den Mund.
    Ich wette, die Nachbarn lieben ihren Mikey.
    Mikes Benz parkt neben einem Prius und einer pinkfarbenen Stretchlimo in der Auffahrt. Ich hoffe, die Stretchlimo ist eins der Nuttenmobile, die Mike durch ganz Jersey fahren lässt, andernfalls sieht es schwer danach aus, dass eine Party im Gange ist, und ich werde auf keinen Fall versuchen, eine Kugel zwischen den auf der Tanzfläche zuckenden Körpern hindurchzufädeln.
    Möglicherweise hat sich Mike damit unwissentlich eine Gnadenfrist verschafft.
    Aber da ich schon mal hier bin, kann ich mich auch vergewissern.
    Ich habe unten in der grünen Straße geparkt, von der aus man in die Sackgasse abbiegt. Inzwischen ist es dunkel, aber im Licht der Straßenlaternen bin ich ohne weiteres zu sehen, deshalb will ich möglichst in die Schatten der alten Eichenbäume eintauchen und mich von hinten an Mikes verwunschenes Domizil heranschleichen.

    Hinter das Haus zu gelangen entpuppt sich tatsächlich als Kinderspiel. Ich hatte mit dem vollen Security-Programm gerechnet: Außenkameras mit Infrarotbewegungsmeldern, und wenn schon nicht das, dann wenigstens ein verdammt großer Hund. Aber da ist nichts. Wahrscheinlich ist das Haus von oben bis unten voll mit Alarmanlagen, befürchte ich, aber tatsächlich machen es einem Gebäude und Gelände leicht einzudringen. Jede Menge Gebüsch, hinter dem man sich verstecken kann, außerdem zwei bodentiefe Fensterfronten über der gesamten Breite. Ich habe sogar panzerbrechende Munition für den Fall eingesteckt, dass sich das Glas als kugelsicher erweisen sollte, aber anscheinend werde ich sie nicht brauchen. Ehrlich gesagt bin ich fast ein bisschen enttäuscht von Irish Mike. Welcher Gangster, der etwas auf sich hält, hat keinen Hund im Haus?
    Ich finde einen hübschen Hochsitz in einer der

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