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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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zweifellos seine Gemahlin war, und drei Mönche, und sie vertilgten ihr Frühstück schweigend.
    Als die Menschen Alan an der Tür zum Treppenaufgang entdeckten, verstummten sie nach und nach. Hier und da knuffte jemand seinen Nachbarn in die Rippen und nickte verstohlen zu ihm hinüber. In Windeseile kehrte Stille ein, und alle Augen waren erwartungsvoll auf ihn gerichtet.
    Alan spürte, wie seine Nackenhaare sich aufrichteten. Die Blicke dieser fremden Menschen, die Gott weiß was von ihm wissen und erwarten mochten, brandeten ihm entgegen wie eine Flutwelle, sodass er einen schrecklichen Moment lang fürchtete, er werde in die Knie gehen oder – schlimmer noch – kehrtmachen und fliehen. Aber sein Schrecken war seiner Miene nicht anzusehen, als er mit scheinbar festem Schritt zur hohen Tafel ging, seiner Großmutter höflich einen guten Morgen wünschte und die Hände auf die reich geschnitzte Rückenlehne des freien Stuhls an ihrer Seite legte.
    Ehe ihm auch nur ein Wort eingefallen war, das er hätte sagen können, begannen die Menschen in der Halle zu jubeln. Sie klatschten und lachten, erst vereinzelt stand hier und dort einer von seinem Platz auf, dann immer mehr, bis sie schließlich alle auf den Beinen waren, sich ihm zuwandten, johlten und seinen Namen riefen. Mägde, Knechte, eine Handvoll Männer, die wie Soldaten aussahen und vermutlich die Burgwache bildeten. »Lord Alan, Lord Alan!« hörte er und »Willkommen daheim!« und »Der heilige Wulfstan sei gepriesen!«.
    Alan wartete reglos, bis sie sich beruhigt hatten. Er hatte einen mächtigen Kloß in der Kehle, der weniger mit Rührung als mit Furcht zu tun hatte. Dann zwang er ein Lächeln auf seine Lippen und staunte, wie wenig Mühe es ihn kostete. »Habt Dank für diesen stürmischen Empfang. Ich bin keineswegs sicher, ob ich das verdient habe.« Hier und da gab es leises Gelächter. »Ich war lange fort, und sicher gibt es vieles zu regeln und zu erörtern. Wer von euch ein Anliegen hat, trägt es dem Steward vor, und ich werde mich darum kümmern, sobald ich kann.« Er borgte sich den Becher seiner Großmutter und hob ihn den Leuten in der Halle entgegen. »Gott schütze euch alle.«
    Ein wenig zögerlich hoben sie ihrerseits die Becher und erwiderten seine Segenswünsche, ehe sie sich nach und nach wieder dem Frühstück und den Gesprächen mit ihren Tischnachbarn widmeten, freilich nicht ohne immer wieder verstohlene Blicke in seine Richtung zu werfen.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte er seine Großmutter mit gesenkter Stimme.
    »Im Gegenteil«, gab sie ebenso leise zurück. »Ich staune darüber, welche Selbstsicherheit du ausstrahlst. Dabei muss es dir doch vorkommen, als liefest du über einen zugefrorenen See, ohne zu wissen, wie dick das Eis ist und ob es dich trägt.«
    »Du magst über meine scheinbare Selbstsicherheit staunen«, gab er zurück. »Ich staune über dein Einfühlungsvermögen.«
    Sie lächelte kurz auf ihre Grütze hinab. »Sie sind wirklich froh, dass du wieder da bist, weißt du.«
    »Ja. Das merkt man.« Und es erleichterte ihn nicht wenig.
    »Nur brennen sie natürlich alle darauf, zu erfahren, wo du gesteckt hast. Außerdem sind sie es nicht gewöhnt, dass du dich freiwillig ihrer Anliegen annimmst. Das sieht dir nicht ähnlich. Der Alan von einst hatte immer Wichtigeres zu tun.«
    »Ah. Dann sollten sie die Gunst des Augenblicks nutzen, ehe mir all meine wichtigen Pflichten und Pläne wieder einfallen. Wer sind die drei Mönche?«
    »Bruder Cyneheard, Bruder John und Bruder Elias. Drei Überlebende aus Ely, denen du hier damals Obdach gewährt hast.«
    Alan ging zu den drei Brüdern und begrüßte sie höflich. Auch sie versicherten ihm, wie glücklich sie über seine Heimkehr seien. Dann trat er zu seinem Steward. »Guten Morgen, Guillaume.«
    »Mylord.« Er zeigte zwei Reihen schiefer, aber gesunder Zähne, als er lächelte. »Dies ist Aldgyth, meine Frau. Wir haben vorletzten Sommer geheiratet.«
    Alan war ihm dankbar für den kleinen Hinweis, der ihm verriet, dass er nicht vorgeben musste, sich an Aldgyth zu erinnern. »Eine Ehre, Lady Aldgyth«, sagte er höflich, und sie errötete und senkte den Kopf. »Willkommen daheim, Mylord«, hauchte sie.
    »Wir haben viel zu besprechen«, bekundete der Steward.
    Alan nickte unverbindlich. »Ich komme zu dir, sobald ich kann.« Er erkannte an Guillaumes Stirnrunzeln, dass das offenbar nicht die erhoffte Antwort gewesen war. Gott steh mir bei, dachte er. Was

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