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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Simon. Ich könnte mir vorstellen, wir werden ein Weilchen hier sein.«
    Simon nickte ein wenig matt, sah sich erfolglos nach einem weiteren Schemel um und setzte sich notgedrungen auf die Kante des breiten Bettes mit den Vorhängen aus dunkler, fester Wolle. Alan schenkte Wein in einen Becher und reichte ihn dem Jungen. An Henry und seine Großmutter gewandt, bemerkte er: »Ich glaube, Simon ist noch ein wenig schockierter über die pikanten Details meiner Herkunft als ich.«
    Simon blinzelte, als sei er gerade aus einem Traum erwacht. »Ich bin überhaupt nicht schockiert«, protestierte er.
    »Nichts für ungut, de Clare, aber was ich meinem Cousin zu sagen habe, ist nicht für deine Ohren bestimmt«, sagte Henry. Es klang nicht schroff, aber bestimmt. »Also sei so gut und …«
    »Das allein beweist, dass es klug war, ihn mitzubringen«, unterbrach Alan. »Er bleibt.«
    »Du traust mir nicht?«, fragte Henry verwundert.
    Alan zögerte. »Doch«, erwiderte er langsam. »Seltsamerweise tue ich das. Aber wenn ich den Verdacht äußerte, dass du bereit wärest, meine völlige Ahnungslosigkeit in politischen Dingen für deine Zwecke auszunutzen, und zwar skrupellos, täte ich dir unrecht?«
    Henry lachte. Ein unwiderstehliches, fröhliches Jungenlachen, wie eine sprudelnde Quelle. »Nein«, gestand er kopfschüttelnd. »Es wäre vermutlich die Wahrheit.« Er wurde wieder ernst und wandte sich an Matilda. »Madame?«
    »Meinetwegen. Aber er muss schwören, dass er für sich behält, was er hier hört, Alan.«
    Simon dachte einen Moment nach, vermutlich um abzuwägen, in welch eine grauenhafte Zwickmühle ein solcher Schwur ihn bringen konnte. Immerhin waren er und sein Haus Anhänger von König Stephen, und dieser junge Franzose, der da am Fenster saß und kaltes Huhn in sich hineinstopfte, wollte diesen König stürzen. Doch schließlich hob Simon die Rechte und sagte: »Ich schwöre bei der Seele meines Vaters.«
    »Gut«, befand Henry, offenbar ungeduldig, endlich zur Sache zu kommen. Er legte den Hühnchenschenkel aus der Hand, trank einen Schluck Wein und richtete sich dann auf. »Also, machen wir Pläne.«
    »Augenblick.« Alan hob abwehrend die Linke. »Erst erklär mir, was genau du hier treibst. Du bist mit einer Handvoll Begleiter − die du unachtsamerweise verloren hast − aus Anjou herübergekommen, um was genau zu tun? England im Handstreich zu erobern?«
    Henry schnaubte in seinen Becher. »Blödsinn. Ich bin vor allem deswegen gekommen, um König Stephen und die Engländer daran zu erinnern, dass es mich gibt. Dass die Kaiserin Maud, die die rechtmäßige Königin dieses Landes ist, einen Sohn hat – oder genauer gesagt drei, die einen Anspruch auf die Thronfolge erheben können.«
    »Ich fürchte nur, dein Umherirren in den Wäldern und Sümpfen von East Anglia ist König Stephen und den meisten Engländern verborgen geblieben«, gab Alan zurück. »Vielleicht besser so.«
    Die Wangen des jungen Henry röteten sich vor Zorn. »Ja, verspotte mich nur ob meines Missgeschicks! Ich hatte mir das auch alles ein wenig anders vorgestellt, sei versichert. Ich gebe zu, mein Unterfangen war schlecht vorbereitet. Ich bin … überstürzt aufgebrochen.«
    »Warum?«, fragte Matilda.
    Er warf ihr einen unbehaglichen Blick zu. »Um es meinem Vater zu zeigen, wenn Ihr die Wahrheit wissen wollt. Mutter schickte ihm wieder einmal einen Boten mit der dringenden Bitte um Hilfe. Sie hat ihn … na ja … angefleht, man kann es nicht anders nennen. Vater hat den Boten mit einem Tritt aus der Halle gejagt. Na schön, hab ich gesagt, dann geh ich eben. Er hat es verboten. Wir haben gestritten, bis die Fetzen flogen und er auch mich mit einem Tritt aus der Halle befördert hat.« Er hob ratlos die Schultern. »Ich bin mit fünfzig Mann und ohne Geld hergekommen. Von der Küste aus habe ich mich nach Cricklade durchgefragt, um Gloucesters Sohn, meinen grässlichen Vetter Philip, der uns verraten hat, von dort zu verjagen. Aber Philip war überhaupt nicht mehr in Cricklade, und einnehmen konnten wir es auch nicht. Ich musste unverrichteter Dinge abziehen, und all meine Gefährten verdrückten sich bis auf meine zehn Ritter, die ich vor fünf Tagen im Wald dann auch noch verloren habe.« Er grinste beschämt. »Ein richtiges Heldenstück, he?«
    Ja, dachte Alan verwundert, das ist es tatsächlich: nicht übermäßig klug, aber verdammt tollkühn. »Sag, Henry, wie alt bist du eigentlich?«
    »Sechzehn.«
    »Du bist am

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