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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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scharf, aber der Schmied war gewarnt.
    Er nickte knapp und wandte den Blick ab, doch er entschuldigte sich nicht.
    Alan beobachtete seine Tochter und rang mit sich. Es war ein eigentümlich heftiges Gefühl, das ihn drängte, sie mitzunehmen. Er wollte sie in seiner Nähe haben und aufwachsen sehen. Er wollte, dass sie Normannisch lernte und eine Dame wurde, keine derbe Bauersfrau. Dass sie in dem Wohlstand und der Geborgenheit lebte, die er ihr bieten konnte. Aber gleichzeitig zweifelte er, ob er ihr wirklich einen so großen Gefallen damit täte. Und was würde Miriam dazu sagen, falls seine größte Hoffnung sich erfüllte und er sie eines Tages nach Helmsby brachte, wenn sie dort über ein kleines Mädchen mit seinen Augen stolperte? Die Dinge würden schwer genug für Miriam sein, auch ohne Agatha.
    »Ich glaube nicht, dass es gut für sie wäre, sie jetzt zu verpflanzen, wo sie gerade den Tod ihrer Mutter überwunden hat, wie du sagst«, entschied er schließlich. »Also lass ich sie dir vorläufig hier. Aber wenn deine nächste Frau nicht gut zu ihr ist oder irgendwer in Metcombe Agatha dafür büßen lässt, dass der Großvater meiner Großmutter euch euer Land abgegaunert hat, dann werde ich es erfahren, Cuthbert.«
    »Das zu sagen wäre nicht nötig gewesen, Mylord«, antwortete der Schmied.
    Alan sah ihm unverwandt in die Augen. »Nein, ich weiß. Genauso unnötig war es, mich herauszufordern, nicht wahr?« Er ließ ihn stehen und trat zu dem fröhlichen Trio am Ufer. »Oswald, es wird Zeit, wir müssen weiter.«
    »Ooh«, machte der junge Mann enttäuscht. »Schade.«
    Alan hob Agatha von Grendels Rücken zu sich hoch, küsste ihr die Stirn und stellte sie dann auf die Füße. »Gott beschütze dich, Agatha. Auf bald.«
    Sie schenkte ihm ein Lächeln, von dem ihm fast das Herz stehen blieb, und dann lief sie zu Cuthbert hinüber und fasste ihn mit einer Hand am Hosenbein.
    Sie schlugen ihr Nachtlager gleich am Wegesrand auf.
    Als Oswald Holz sammeln wollte, rief Alan ihn zurück. »Das Gelände hier ist sumpfig«, warnte er. »Ich will nicht, dass du dich weiter als bis zu der Erle dort drüben vom Lager entfernst, verstanden?«
    »Ist gut.«
    »Wenn du dich nützlich machen willst, nimm den Gäulen die Sättel ab.«
    Oswald ignorierte die Bitte auf diese spezielle Art, die Alan verriet, dass sein junger Freund sich überfordert fühlte. »Na schön, ich zeig’s dir. Komm her, es ist ganz einfach.«
    Alan löste langsam die Schnallen an Conans Sattelgurt, zog den Sattel zu sich heran und schlang den Gurt darüber. »Hast du’s gesehen?«
    »Ja.«
    »Willst du es bei Marigold versuchen?«
    Oswald nickte, und es klappte tadellos.
    Alan klopfte ihm anerkennend die Schulter. »Großartig. Jetzt leg den Sattel da vorn an den Baum. Achte immer darauf, dass dein Pferd nicht versehentlich darauftreten kann, denn ein Sattel ist aus Holz und zerbricht schnell. Oder der Gaul verfängt sich mit den Hufen im Gurt und gerät in Panik. Das tun sie leicht, weißt du.«
    »So wie ich«, bemerkte Oswald mit einem Ausdruck komischer Zerknirschtheit.
    Alan lachte. »Ich mach mich auf die Suche nach Holz.«
    »Aber ich darf Feuer machen, oder?«, vergewisserte sich Oswald. Gunnild hatte fertiggebracht, was Alan und King Edmund vergeblich versucht hatten: Oswald hatte gelernt, mit Flint und Stahl einen Funken zu schlagen und ein Feuer in Gang zu bringen. Diese neue, elementare Fähigkeit erfüllte ihn mit unbändigem Stolz, und er wurde es nie müde, sich darin zu üben.
    »Natürlich«, versicherte Alan. »Ich mach’s mir derweil bequem, trink einen Becher Cider und seh zu, wie du dich abrackerst.«
    Oswald lachte selig. »Wohin reiten wir als Nächstes?« Das hatte er ungefähr schon ein halbes Dutzend Mal gefragt.
    »Nach Blackmore«, antwortete Alan geduldig.
    »Ist es da auch so schön wie in Metcombe?«
    »Ich weiß es nicht«, musste er gestehen. »Anders, schätze ich.« Aber in Wahrheit hatte er keine Ahnung, was sie dort erwartete.
    Es war schwül, und Donner grollte in der Ferne, als sie am nächsten Vormittag ankamen. Alan fragte sich, ob das der Grund war, warum ihm hier alles so bedrückend und beinah ein wenig gespenstisch vorkam. Und er sah an Oswalds eingezogenem Kopf und Grendels eingeklemmtem Schwanz, dass es seinen Gefährten genauso erging.
    »Kaum Leute auf den Feldern«, murmelte Oswald.
    »Nein«, stimmte er zu. »Aber hier sind sie mit der Ernte auch schon ein gutes Stück weiter als zu Hause oder

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