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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Haimon noch mehr Männer hier außer diesen dreien?«
    Bedwyn schüttelte den Kopf, hob sein Gewand aus dem Gras auf und streifte es über. »Im Moment nicht. Manchmal sind es mehr, aber sie dachten wohl, sie hätten uns kleingekriegt, sodass die drei ausreichen. Stimmte im Grunde auch. Nachdem Lord Haimon hier aufkreuzte und uns befahl, die Pacht zukünftig an ihn zu zahlen, war Euer Steward hier und hat uns erklärt, Haimon habe kein Recht dazu und wir sollten nicht auf ihn hören. Aber das war leichter gesagt als getan, Mylord. Und Euer Steward hat keine Armee hergeschickt, um dafür zu sorgen, dass die Dinge so laufen, wie er will. Lord Haimon schon.«
    »Mein Steward trägt keine Schuld«, erwiderte Alan. »Ich hatte jeden aus Helmsby mitgenommen, der ein Schwert halten konnte, und dann bin ich … abhandengekommen.«
    Bedwyn betrachtete ihn eingehend. »Ja. Davon haben wir gehört.«
    Alan trat mit der Fußspitze gegen den Pfahl und rief zu den übrigen Bauern hinüber: »Grabt ihn aus, hackt ihn klein und macht ein schönes Feuer davon. Legt den Kadaver hier in eine Kiste. Ich nehm ihn mit und bring ihn Haimon de Ponthieu.«
    Sie kamen näher, zögerlich zuerst, dann fassten sie Zutrauen. Während einige Männer sich daran begaben, seine Befehle auszuführen, umringten ihn die übrigen Dörfler und dankten ihm für seinen Schutz und seine Fürsorge.
    Alan winkte ab. »Es hätte nie so weit kommen dürfen.«
    Niemand widersprach ihm.
    »Wie lange waren sie hier?«
    »Über zwei Jahre«, antwortete Bedwyn. »Sie kamen vorletzten Sommer vor der Weinlese.«
    »Jesus … Die Zeit muss euch lang geworden sein. Haben sie jemanden umgebracht? Die Frauen belästigt?«
    »Unsere Frauen behaupten, sie hätten sie zufriedengelassen«, sagte ein Mann mit grauem Bart und krummgearbeitetem Rücken. »Aber Ihr wisst ja, wie die Frauen hier im Moor sind, Mylord. Stolz und unbeugsam. Und verschwiegen.«
    Alan nickte und schaute den Frauen nach, die sich längst aus dem Kreis entfernt hatten und zu ihren Häusern zurückgingen, um Kinder und Vieh zu versorgen.
    »Meinen Vater haben sie totgeprügelt«, berichtete ein schlaksiger Jüngling im Stimmbruch. Sein Blick war auf den Pfahl gerichtet, der jetzt im Gras lag, aber das Grauen in seinen Augen verriet, dass er etwas ganz anderes sah.
    »Versehentlich«, schränkte ein anderer Mann ein. »Aber sie waren unbarmherzig, wenn irgendwer ihnen nicht gehorchte. Wir konnten ihnen nicht standhalten, Mylord.«
    »Nein, ich weiß. Hört auf, euch zu entschuldigen. Das beschämt mich.« Alan wandte sich an den schlaksigen Jungen. »Bei der kleinen Gänsemagd dort drüben habe ich meinen Gefährten zurückgelassen. Sei so gut und hol ihn her.«
    Der Junge nickte willig und ging davon.
    »Ist noch ein Fass von meiner Pacht übrig, oder hat Haimon alles abholen lassen?«, fragte Alan Bedwyn.
    »Das meiste. Aber ein paar Fässer sind noch hier.«
    »Dann lasst uns eines anstechen und überlegen, wie es weitergehen soll.«
    »Mylord …« Ein junger Kerl mit Segelohren trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Wir haben den Toten in eine Kiste gelegt, wie Ihr gesagt habt.«
    »Gut. Stellt sie auf einen Karren.«
    Der Mann nickte. »Es ist nur …«
    »Ja?«
    »Keiner wagt, den Kopf zu holen, Mylord.«
    »Ah«, machte Alan, unterdrückte ein Seufzen und ging zu der Stallwand hinüber. Er schaute nicht so genau hin, als er sich bückte und den Kopf bei den Haaren packte, aber er sah dennoch, dass Augen und Mund weit aufgerissen waren. Kein schöner Anblick.
    Schweigend sahen die Männer von Blackmore zu, während Alan den Kopf über die Wiese trug und ohne viel Zartgefühl in die geöffnete Holzkiste fallen ließ. »Macht sie zu«, bat er.
    Der Laut, mit dem der Deckel der sargähnlichen Kiste sich schloss, war ein dumpfes Poltern, das Endgültigkeit vermittelte. Ein Aufatmen ging durch die Reihen der schwergeprüften Menschen von Blackmore, und als das Fass angestochen und der goldene Wein in die Becher gefüllt war, ließen sie Alan trotz seiner Proteste als ihren Befreier hochleben und tranken auf die Höllenfahrt des Unterdrückers.
    Blackmore hatte ein rauschendes Fest gefeiert. Der Wein, der zu sauer war, um als hochklassig zu gelten, war in Strömen geflossen. Alan hatte ihm nur mit Maßen zugesprochen. Obwohl er eine Schwäche für Blackmore-Wein hatte – die zu nicht geringem Teil in Heimatverbundenheit begründet lag –, hatte er Zurückhaltung geübt, denn in den Wochen,

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