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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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verwundert, und einer der drei Mönche stieß einen schrillen Schrei aus. Lady Matildas Miene zeigte nichts als höfliches Interesse.
    Die zwei Tage in der Kiste hatten der Leiche nicht gerade gutgetan. Das Blut war zu einem ekligen Braun getrocknet, der Kopf ans Fußende gerollt, von wo aus die starren Augen aus einem gelblich wächsernen Gesicht zur hohen Decke starrten, und wegen des sommerlichen Wetters roch sie auch nicht mehr besonders gut. Alan war dankbar, dass die Pergamentbespannung von den Fenstern entfernt worden war, sodass sich in seiner Halle immer ein Lüftchen regte.
    »Tut mir leid, Cousin. Ich weiß, er war dir treu ergeben und gewiss teuer. Aber es war die einzige Sprache, die er verstand, als ich zu erklären versucht habe, dass Blackmore mir gehört und nicht dir.«
    »Ha!« Es war ein Ausruf tiefster Befriedigung, der sich der Kehle des Stewards entrang. »Gut gemacht, Mylord!«
    »Du … Bastard «, brachte Haimon hinter zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ich weiß, ich weiß.« Alan hob begütigend die Hände. »Und du bist überzeugt, aus dem Grunde stünde dir alles zu, was mir gehört. Wie ich dir neulich schon sagte, habe ich in gewisser Weise Verständnis für deinen Zorn, aber du hast den letzten Rest meiner Nachsicht verspielt.«
    »Gut!«, gab Haimon zurück. Ein eigentümlicher, beinah fiebriger Glanz lag in seinen Augen. »Das erleichtert mich. Deine Gönnerhaftigkeit fand ich seit jeher schwerer zu ertragen als deine Überheblichkeit.«
    »Könntet ihr die Kiste schließen, ehe ihr weiterstreitet?«, fragte ihre Großmutter.
    »Nein«, antwortete Alan grimmig, ohne Haimon aus den Augen zu lassen. »Einen Augenblick noch. Ich will, dass du ihn dir genau ansiehst, Haimon.«
    »Wozu? Erwartest du, dass mich mein Gewissen plagt, obwohl du ihn erschlagen hast? Das wäre dir zuzutrauen.«
    »Du weißt doch überhaupt nicht, was ein Gewissen ist«, entgegnete Alan verächtlich. »Dieser jämmerliche Tropf hier ist tot, weil du das Recht gebrochen hast. Und er war nicht der einzige Mann, den ich töten musste. Ich breche zu einer zweitägigen Reise über meine Güter auf, und plötzlich wird ein Krieg daraus. Warum?, habe ich mich gefragt. Und die Antwort lautet: weil du es wolltest.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Du warst in Woodknoll.«
    »Wo?«
    »Du hast Rollo de Laigle meinen Namen gesagt und wo er mich findet.«
    »Wer?«
    Alan atmete tief durch und ballte die Fäuste. »Nimm dich in Acht, Haimon …«
    »Das tu ich immer, wenn du in der Nähe bist, aber du sprichst in Rätseln.«
    »Woodknoll ist Simon de Clares Gut. Zwei Brüder namens de Laigle hatten es sich genommen, während er fort war.«
    »Und woher in aller Welt sollte ich das wissen?«
    »Es war kein Geheimnis. Simon hat Henry davon erzählt. Henry dir, nehme ich an. Arglos. Ohne zu ahnen, was du tun würdest. Als ich Susanna fortgeschickt habe, warst du tagelang verschwunden. Inzwischen ist mir klar, wo du gesteckt hast. Du warst in Woodknoll und hast Rollo de Laigle überredet, dafür zu sorgen, dass ich von meiner kleinen Reise nicht heimkomme.«
    »Ich bin überzeugt, das wäre nicht schwierig gewesen«, höhnte Haimon. »Du hast ein solches Talent, dir Feinde zu machen. Aber wie in aller Welt kommst du darauf, du wärst mir eine Reise nach Lincolnshire wert?«
    »Sieh an, du weißt, wo es liegt, ja?«, warf Guillaume empört ein. »Das ist doch …«
    Alan brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Er war dankbar für die unerschütterliche Loyalität seines Stewards, aber er wollte ihn im Augenblick nur als Zeugen, denn er hatte einen Plan.
    »De Laigle hat behauptet, er sei mir gefolgt«, berichtete er Haimon. »Aber das ist unmöglich. Von Lincolnshire nach Norwich, nach Helmsby, wieder nach Norwich, auf Umwegen nach Bristol und zurück nach Hause? Warum hätte er so lange warten sollen, eh er mich stellt? Und er kannte meinen Namen. Aber als ich in Woodknoll war und seinem Bruder begegnet bin, kannte ich meinen Namen nicht einmal selbst. Nein. Irgendwer hat ihn auf meine Fährte gesetzt.«
    »Und wie kommst du darauf, dass ich es war?«, konterte Haimon. Sein Gesicht hatte sich gerötet, und auf seiner Stirn perlte Schweiß.
    »Weil du mein Erbe bist. Du und Susanna. Ich nehme an, es war ihre Idee. Aber nach Woodknoll geritten bist du. Und weil dein Hass auf mich so unstillbar ist, dass die Vorstellung meines Todes allein nicht genug war, hast du de Laigle noch einen kleinen

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