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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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du dich und uns alle damit bringst«, knurrte er. Alan gab keinen Kommentar ab, und Guillaume setzte nach: »Meinen Bruder hast du auf Simon de Clares Gut gelassen. Athelstan und Ælfric hast du nach Blackmore geschickt, um es zu beschützen. Aber wer beschützt uns?«
    »Ja, ich weiß, wir brauchen mehr Männer. Du suchst sie aus, ich bringe ihnen bei, was sie können müssen.«
    Guillaume nickte. Eine Weile brütete er noch vor sich hin. Dann gab er sich einen sichtlichen Ruck, sah zu Alans Braut und hob ihr seinen Becher entgegen. »Ich trinke auf Euer Wohl … Cousine.«
    Miriam lächelte nicht, denn sie war viel zu stolz, um Zuneigung zu heischen, doch sie kam dem Steward genauso weit entgegen wie er ihr und erwiderte die Geste. »Und ich auf das Eure, Monseigneur.«
    Alan tauschte einen Blick mit seiner Großmutter und las in ihren Augen das, was er selbst dachte: Es hätte schlimmer kommen können .
    Er führte Miriam durch seine Burg, von der sie sich gebührend beeindruckt zeigte, und als der Regen kurz nach Mittag nachließ, brachte er sie ins Dorf. Sie gingen zu Fuß, und Alan tat, wovon er geträumt hatte, als er mit Oswald nach Metcombe geritten war: Er fragte Miriam nach den Namen und Eigenschaften der vielen Kräuter und Blumen, die am Feldrain und entlang des Weges im Wald wuchsen. So brauchten sie weit über eine Stunde für die halbe Meile, denn oft blieb Miriam stehen, pflückte ein Blatt ab, zerrieb es zwischen den Händen und ließ ihn schnuppern, und sie erzählte ihm die erstaunlichsten Dinge über Heckenrosen, Schafgarbe und Holunder. Sogar die Brennnessel hatte ihren Nutzen, erfuhr er zu seiner Verwunderung, konnte bei Nasenbluten ebenso Abhilfe schaffen wie bei Milchmangel.
    Alan brummte. »Nun, meine beste Freundin wird sie trotzdem nicht werden.«
    »Wieso?«, fragte sie verwundert. »Sie stillt auch andere Blutungen, weißt du, und wenn ich daran denke, wie viele Narben ich seit gestern Abend an dir entdeckt habe, würde ich sagen, du könntest ihre Freundschaft gut gebrauchen.«
    »Ich bekomme aber Nesselfieber davon«, bekannte er ein wenig beschämt. »Darum hat es meinem Cousin Haimon immer besonderes Vergnügen bereitet, mich in die Nesseln zu stoßen oder mir hinten ein Blatt in den Ausschnitt zu stecken, als wir Knaben waren. Ich musste zwei Tage lang das Bett hüten, und Helmsby gehörte ihm allein, genau wie er es immer wollte.«
    »Wie abscheulich von ihm«, bemerkte Miriam missbilligend.
    »Oh, ich weiß nicht.« Alan winkte ab. »Es war normal. So sind Jungen nun einmal. Und meistens hatte ich es verdient, schätze ich.« Er legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie weiter.
    Sie sah ihn von der Seite an. »Irgendwann wirst du mir von Haimon erzählen müssen, Alan. Und von Susanna.«
    Er biss die Zähne zusammen. Dann nickte er unwillig. »Alles zu seiner Zeit.«
    Als sie die Kirche erreichten, schimmerte die Sonne durch die hohe, perlgraue Wolkendecke und ließ den hellen Sandstein leuchten.
    Alan gab Miriam Zeit, den reich verzierten Torbogen des Westportals zu bewundern, und als er es gerade öffnen wollte, kam Oswald über den Dorfplatz gelaufen, in einer Hand einen Kanten Brot, in der anderen ein Stück Käse. »Losian! Du bist wieder da!« Strahlend hielt er vor ihnen an.
    Alan legte ihm einen Moment die Hand auf den Arm. »Ich bin wieder da.«
    Oswalds Blick fiel auf Miriam. Seine Züge erschlafften mit einem Mal, und er schien abwesend ins Leere zu starren. Miriam sah unsicher zu Alan, aber der vollführte eine beruhigende kleine Geste. Oswald dachte angestrengt nach, das war alles. Und seine Mühen wurden von Erfolg gekrönt. Ruckartig kehrte er in die Gegenwart zurück und rief: »Miriam!«
    Sie nickte lächelnd. »Wie geht es dir, Oswald?«, fragte sie in ihrem etwas gebrochenen Englisch.
    »Gut, gut, gut. Hast du Moses mitgebracht?«
    »Leider nicht.«
    Vorwurfsvoll wandte er sich an Alan. »Schon wieder nicht?«, fragte er enttäuscht.
    »Das geht nicht so einfach«, hielt Alan ihm vor Augen. »Moses ist noch ein Junge und muss bei seinem Vater bleiben. Und er hat zu Hause Pflichten zu erfüllen genau wie du hier.«
    »Aber wieso darf Miriam dann herkommen?«
    »Weil sie und ich geheiratet haben.«
    Oswalds Augen wurden rund und begannen zu leuchten. »Ist das wahr?«
    »So wahr ich hier vor dir stehe.«
    »Das ist so schön , Losian. Werden wir ein Fest feiern?«
    »Das machen wir. Und in ein paar Tagen muss ich nach Norwich zu Miriams Vater

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