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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Abend gesagt hat. Er könne dich nicht töten, weil du sein Cousin seiest, und er wolle sich lieber an der Vorstellung erfreuen, wie du in den Fens erfrierst oder so ähnlich. Da wusste ich auf einmal, was er getan hatte.«
    Haimons Beine trugen ihn nicht länger, und er fiel hart auf die Knie. Der Weinbecher, den er immer noch in der Linken hielt, rutschte ihm aus den Fingern und rollte ins Stroh. Dann sank Haimon zur Seite und blieb liegen.
    Miriam wollte zu ihm treten, aber Alan ergriff ihre Hand, sah sie an und schüttelte kurz den Kopf. Simon beugte sich über die reglose Gestalt am Boden und fühlte das Herz. »Er ist ohnmächtig.«
    Alan blickte noch einen Moment auf seinen Vetter hinab. »Dann kann ich nur hoffen, dass er bald wieder zu sich kommt. Meine Frau und ich gehen ins Dorf, um meine Großmutter und Oswald zu holen. Sei so gut, sag Haimon und seiner Cousine, ich sei in einer Stunde zurück. Wenn sie dann noch hier sind, töte ich sie. Alle beide.«
    Erwartungsgemäß waren bei ihrer Rückkehr nicht nur die Besatzungstruppen, sondern auch Haimon und Susanna aus Helmsby verschwunden.
    Alan, Simon und die Zwillinge sprachen mit den Wachen und den neuen Knappen, die Alan auf Guillaumes Drängen hin in seinen Haushalt geholt hatte und im Waffenhandwerk ausbildete, und sie stellten einen neuen Dienstplan auf. Die Zugbrücke sollte fortan geschlossen bleiben. Alan wollte nie wieder so böse überrascht werden.
    Er redete auch mit seiner Großmutter, dem Steward und dem Gesinde. Sie alle waren mit dem Schrecken davongekommen. Die Soldaten des Bischofs hatten sich manierlicher benommen als alle, die Alan je befehligt hatte, musste er einräumen.
    Als er es schließlich nicht länger aufschieben konnte, stieg er in die Turmkammer hinauf.
    Es dämmerte schon, und er hatte eine Fackel mitgenommen. Bräunlich rot leuchteten die Blutflecken im Stroh, als ihr Licht darauf fiel.
    Regy hockte an seinem üblichen Platz an der Wand, die Knie angezogen, das Kinn auf die verschränkten Arme gestützt.
    Alan steckte die Fackel in einen Ring an der Wand. »Reginald.«
    »Mylord.«
    »Wie ich höre, bin ich dir zu Dank verpflichtet. Ich kann nicht sagen, dass die Vorstellung mich sonderlich erfreut.« Er lehnte sich neben der Tür an die Wand und kreuzte die Arme vor der Brust.
    Regy winkte ab. »Ich verzichte auf deine Dankbarkeit. Du weißt wahrscheinlich, dass ich seit Robert keinen solchen Spaß mehr hatte. Dein Cousin war ein richtig zäher Bursche. Er hat erst geredet, als ich gesagt hab, ich würde ihm die Eier abbeißen …«
    »Erspar mir die Details, sei so gut.«
    Regy lachte in sich hinein. Der altbekannte Mutwille funkelte in seinen Augen, und seine Körperhaltung wirkte entspannt.
    »Bist du wirklich gekommen, um mir deine Dankbarkeit zu beweisen?«, fragte er schließlich.
    Alan wollte schlucken und musste feststellen, dass er nicht konnte. »Ja.«
    »Dann lass dich nicht aufhalten.«
    »Regy … Es muss nicht so enden. Ich könnte dich nach Norwich zu Josua ben Isaac bringen. Du wärst eingesperrt wie hier, sicher, aber sie würden dich in den Garten lassen und …«
    »Wie ein Schoßhündchen?«, unterbrach Regy schneidend.
    »Du … du kannst auch hierbleiben. Solange du willst. Du musst dich nicht heute entscheiden, verstehst du, ich meine …«
    »Oh, bitte, Alan. Das ist erbärmlich. Du bist hergekommen, um dich für die Gefälligkeit erkenntlich zu zeigen, die ich dir erwiesen habe. Aber jetzt willst du dich drücken, mir den einzigen Dienst zu erweisen, an dem mir gelegen wäre. Weil du mich mit von der Insel genommen hast. Du bist so stolz auf diesen Beweis deiner angeblichen Barmherzigkeit, dass du dich scheust, die Tat rückgängig und damit sinnlos zu machen.«
    Alan schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht allein. Aber all die ertrunkenen Gefährten auf der Insel. Dann Luke. Jetzt du. Wir werden immer weniger. Es ist, als hätten diese verfluchten Mönche gewonnen, die uns vom Angesicht der Erde verschwinden lassen wollten, verstehst du das nicht?«
    »Nein«, entgegnete Regy verdrossen. »Es gibt kein ›Wir‹. Ich habe nie dazugehört, und seit deiner Genesung gehörst auch du nicht mehr dazu.«
    »Du weißt genau, dass das nicht stimmt.«
    Regy hob abwehrend die Linke. »Es spielt keine Rolle. Ich muss euch jetzt verlassen. Mein Onkel Geoff ist tot, ich habe nichts mehr zu tun. Wenn du zu feige bist, mach ich es eben selbst, ich finde schon einen Weg …«
    »Willst du nicht wenigstens

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