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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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hast?«, fragte der König.
    »Was?« Eustache war verwirrt. »Ich … habe nicht nach Euch geschickt.«
    Stephen betrachtete ihn mit einem Kopfschütteln. »Dein Bote kam gestern Morgen vor Tau und Tag. Warst du etwa wieder betrunken, mein Sohn, und erinnerst dich nicht, dass du ihn geschickt hast?«
    »Was? Aber ich …« Eustache klappte den Mund zu, verschränkte die Arme und warf Simon einen argwöhnischen Blick zu. »Was für ein Bote?«
    »Woher sollte ausgerechnet ich das wissen?«, gab Simon verdrossen zurück. Seine Beine taten weh. Er hatte für heute mehr als genug Zeit auf den Knien verbracht. Er hatte Prügel bezogen, einen Anfall erlitten, um ein Haar sein Augenlicht verloren, einen Mann getötet und, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, beinah einen Becher Blei zum Abendessen bekommen. Er hatte genug. Unaufgefordert stand er auf und verneigte sich vor dem König. »Wenn Ihr erlaubt, würde ich gerne gehen, Sire. Mit meinen Freunden.« Falls sie noch leben, dachte er.
    »Welche Freunde?«, fragte Stephen entgeistert, und im selben Moment sagte Eustache: »Du gehst nirgendwohin, de Clare.«
    Simon sah den König an. Stephen war grau geworden, seine Schultern ein wenig gebeugt. Im Mai war seine Gemahlin gestorben, die ihm während der langen Jahre des Krieges eine wichtige Stütze und seinem Herzen nahe gewesen war, und man konnte sehen, dass die Trauer an ihm zehrte. Aber er strahlte immer noch Autorität aus. Und die Güte, die ihn gehindert hatte, den verhassten Krieg zu gewinnen. Es war nicht einmal schwierig, sich seiner Gerechtigkeit anzuvertrauen. »Sire, es ist wahr, was Euer Sohn sagt«, begann Simon. »Ich stehe in Henry Plantagenets Diensten und bin in seinem Auftrag in England. Und ich habe Haimon de Ponthieu getötet. Meine beiden Gefährten, die dort unten im Hof am Pranger stehen und vermutlich gerade verbluten, haben sich hingegen nicht gegen Euch und Euren Thron versündigt …«
    »Oh, natürlich nicht«, fiel Eustache ihm höhnisch ins Wort. Dann wies er einen anklagenden Finger auf Simon. »Er und die beiden englischen Ochsen dort unten haben der Garnison von Wallingford Vorräte gebracht! Jetzt wird es noch einmal ein Jahr dauern, bis wir sie ausgehungert haben.«
    »Vorräte?«, fragte der König ungläubig. »Wie?«
    »Durch eine Wasserleitung unter der Einfriedung hindurch. Er hat …«
    Sein Vater brach in Gelächter aus. »Dieser Mann hier? Aber mein Junge, das ist völlig ausgeschlossen. Er hat die Fallsucht.«
    Simon biss die Zähne zusammen. König Stephens Geringschätzung kränkte ihn heute noch genauso wie damals, aber möglicherweise würde sie ihn und die Zwillinge retten. Also hielt er den Mund.
    Eustache nickte zu Simons Cousin hinüber. »Der Earl of Pembroke hat es gesehen, Vater.«
    »Ich ?« Richard sprang wie gestochen von seinem Platz auf. »Ich habe überhaupt nichts gesehen, mein Prinz«, versetzte er. Es klang angewidert. »Nicht das Geringste.«
    Der König hob die Hand zu einer gebieterischen Geste, um diesem Unsinn ein Ende zu bereiten. Dann fragte er Simon: »Was wolltet Ihr sagen, mein junger Freund?« Er sprach wie zu einem Kind.
    »Ich wollte Euch bitten, mir zu gestatten, meine Freunde von hier fortzubringen. Wenn Ihr wünscht, komme ich anschließend wieder und unterwerfe mich Eurem Urteil. Ihr habt mein Wort.«
    Stephen legte ihm mit einem milden Lächeln die Hand auf die Schulter. »Das ist nicht nötig. Geht nur.« Du weißt eben nicht, was du tust, sagte sein mitleidiger Blick.
    »Vater …« begann Eustache. Es klang wie das Knurren eines wütenden großen Hundes.
    Stephens Miene verfinsterte sich, als er seinen Erstgeborenen wieder ansah. »De Clare und seine Gefährten sind frei zu gehen. Mir will scheinen, du hast es in deinem Siegeseifer wieder einmal an Urteilsvermögen mangeln lassen. Wie kannst du dich nur an einem wie ihm vergreifen?«
    Eustache war bleich vor Zorn geworden. »Hört Ihr denn nicht, was ich sage? Er hat Haimon de Ponthieu getötet!«
    »Der vollständig bewaffnet war und durchaus in der Lage, sich zu verteidigen. Das ist kein Verbrechen, sondern ein üblicher Weg für Ehrenmänner, ihre Streitigkeiten auszutragen, oder nicht? Was erwartest du, das ich tue, Eustache?«
    »Behalte ihn hier und lass mich herausfinden, was er über Henry Plantagenets Pläne und die Garnison von Wallingford weiß.«
    Der König betrachtete seinen Kronprinzen mit einem betrübten Kopfschütteln. »Ich wünsche, dich unter vier Augen zu

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