Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
glaskalt, »der Chef schickt mich. Ich soll zu Doktor Yaykebab oder wie der Typ heißt.«
»Yaycayab«, verbesserte der Mann hinter der Terminator-sicheren Panzerscheibe. »Da haben Sie Pech.«
»Pech? Wieso?«
»Doktor Yaycayab ist unten in der Leichenkammer.«
»Verdammt. Wie hat’s ihn denn erwischt?«
Der Wachhabende entblößte mit breitem Grinsen Syphon-Schmelzkäse zwischen seinen Zähnen. »Der ist unsterblich, Junge. Der hat schon Imelda Marcos sämtliche Schuhpaare geküsst und später lauthals der Aquino zugejubelt. Er treibt sich in der kalten Hölle rum bei seinen besten Freunden, den Kadavern.«
Hiob lachte trotzig seinen Bauchschmerzen entgegen. »Früher oder später landen wir doch alle dort unten, da kann es nie schaden, Beziehungen zu knüpfen.«
Der Schmelzkäse verzog sich wieder, langsam wie ein Garagentor. »Hier haben Sie eine Besucherkarte. Nehmen Sie Fahrstuhl 2 und fahren sie bis auf E Minus Vier runter. Den Gang entlang bis zur kalten Tür. Die Besucherkarte hinterher wieder bei mir abgeben. Viel Spaß.«
»Danke.« Die Besucherkarte war fettiges, abgegriffenes Plastik mit dem Aroma von Bucheinbänden in öffentlichen Büchereien.
Als Hiob, eine Hand ins Bauchfleisch gekrallt, zu den Aufzügen hinüberschlurfte, drückte, wartete und mit scharrendem, schleifendem Geräusch vier Stockwerke weit dem Wiedenfließ entgegenfuhr, dachte er darüber nach, dass Kafka sich geirrt hatte. Es war nicht so, dass von Saal zu Saal Türhüter standen, von denen jeweils der nächste mächtiger war als der davor. Die Türhüter waren alle gleich. Die Säle waren alle gleich. Die Türen waren alle gleich. Und sie führten alle zum selben Ort.
Meanwhile-Caption One.
Wir befinden uns plötzlich, die rechten Winkel und Kanten noch verschwommen und verzerrt, nach mehrmaligem Blinzeln aber langsam zu annähernd solider Architektonik verhärtend, in den von elektrostatischen Teppichen knisternden weiten Gängen des großen Gerichtsgebäudes von Richmond, Virginia, wo sich die beiden Unter-Handlungsträger Demetrio Hogue und Judge Schulz zu einer jurisprudentischen Unterhandlung treffen. Ersterer schiebt sich mit Plastikstäbchen die Reste einer chinesischen Fast-Food-Mahlzeit an der Krawatte vorbei ins Gesicht, Letzterer isst nie im Dienst.
»... müssen wir außerdem wirklich darüber nachdenken, was wir in diesem verflixten Diego-Fall unternehmen können. Ich bekomme beim besten Willen nicht genug Beweise zusammen, um den Jungen auftauchsicher zu versenken. Selbst die vergewaltigte Punze kriegt langsam Schiss und ändert fast stündlich ihre Aussagen, weil die Compadres des guten Diego wie die läufigen Panther um sie herumschnüren, sobald sie sich im Supermarkt zu zeigen wagt. Diego lacht sich eins in seiner warmen Zelle, und ich krieg nur das Kotzen, Judge.«
»Das kriegen wir schon hin, Attorney. Laden Sie mich – sagen wir – einmal ins Calabria ein, und wir setzen den karamelfarbenen Ludenarsch mit Grazie in die Pfanne.«
»Ich könnte Ihnen dafür zwei oder drei Indizien aus dem Stermer-Fall unter einen verwaisten Schreibtisch kicken, Judge. Einmal Essen ist zu billig.«
»Verderben Sie nicht den Markt, Attorney. Müll wie dieser Diego-Chico muss rausgetragen werden, so einfach ist das. Diese Puertos sind doch wie die Tiere, nur dass man ihnen nicht beibringen kann, immer nur in eine bestimmte Ecke zu scheißen. Außerdem sehen sie doch alle gleich aus, und das ist mir widerwärtig.«
»Hahaha. Das klingt sehr roh, Sir.«
»Aber so ist es doch. Der vermeintliche Individualismus unserer Jugend uniformiert die Jungs doch mehr, als es Westpoint je könnte. Lange ölige Haare und schlackrige Kleidung, und wenn man sie auf Waffen abgetastet und vier oder fünf Items zutage gefördert hat, ist da gar nichts mehr zwischen den Stoffen. Null. Leere. Sie vermehren sich wie die Fliegen, weil ihnen außer Ficken gar nichts mehr einfällt, und produzieren dabei überhaupt nichts. Die Nazis, Attorney, so roh Ihnen das klingen mag, waren ganz clevere Kerle. Die haben sich ganz minutiös ausgeklügelt, wie man eine Bevölkerungsgruppe vom Erdboden tilgen kann. Nur haben sie es leider mit der falschen Rasse getan. Die Juden sind ein emsiges Völkchen, geschäftstüchtig, gescheit, kreativ, sensibel. Juden haben Amerika groß gemacht. Aber die jungen Nigger und Chicanos und Chinesen heutzutage, die sind zu überhaupt nichts mehr nütze. Warum fressen Sie diesen chinesischen Scheiß, Attorney? Die
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