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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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lächelnd zu sich selbst, »da drinnen sitzen mindestens eintausend Burschen, deren sehnlichster Traum es ist auszubrechen, und was mache ich hier? Ich breche ein.«
    Nur für Statistiker oder solche, denen es jetzt aufgrund mangelnder Gewaltexzesse langsam langweilig wird: Die Letaleffizienz des nun stromlinienförmigen Delinquenten Otts und seines auf ihm oder in ihm surfenden Dämons liegt zum Zeitpunkt von Hiobs Ankunft vor dem elektrisch geladenen Zaun des VSPFredericksburg bei elf random-choice-Opfern im Umkreis von insgesamt vierundfünfzig Meilen sowie bei dreizehn weiteren Toten, die aufgrund der von Otts&Partner in viel weiterem Radius vorgenommen Manipulationen in elektrischen Betriebssystemen wie zum Beispiel Ampelschaltungen und/oder Fahrstühlen und/oder Autowaschanlagen und/oder Börsenkursdatenbanken zu beklagen oder zumindest zu bestatten sind. Von Sachschaden und schweren oder leichten Verletzungen soll hier gar nicht erst die Rede sein, das würde – genau wie ein diesbezügliches psychologisches Gutachten der virginianischen Bevölkerung in Hinsicht auf Schlagworte wie Verunsicherung, Hilflosigkeit oder Panik – quantitativ zu weit führen.
    Der Dämon, dessen wahren Namen herauszufinden im Folgenden Hiobs Aufgabe sein wird, nennt sich jetzt übrigens Monsieur 500.000 Volt, in Anspielung auf einen französischen Chansonnier, dessen Verdienste im Wiedenfließ in hohem Ansehen stehen.
    Einige Menschen gründen ihre ganze Existenz auf den zweitältesten Trick der Welt. Besonders solche, die eigentlich nichts Vernünftiges gelernt haben, aber dennoch in der Öffentlichkeit als Siegertypen dastehen und dementsprechend hofiert werden wollen. Berufspolitiker, Manager, Broker, Künstler und andere Selbstdarsteller.
    Der zweitälteste Trick der Welt besteht darin, so kraftvoll, selbstverständlich und berechtigt aufzutreten, dass im Gegenüber der Zweifel an dessen eigener Wahrhaftigkeit, an dessen eigenem Auftrag und Sinn in dem Maße geweckt wird, dass der den Trick Ausübende geradezu als Retter in der Not erscheint. Verstanden? Macht nichts. Noch mal lesen, drüber nachdenken, es lohnt sich, ist wirklich genial und, wie gesagt, zeitbewährt.
    Hiob wartete ein paar Minuten, bis das Gittertor und die dahinterliegende Schranke für einen einfahrenden Lieferwagen geöffnet wurden, fingerte seinen bundesdeutschen Personalausweis aus dem zerknüllten Kunstlederportemonnaie in seiner hinteren Hosentasche, hielt ihn locker in der rechten Hand nach außen, trabte die paar Schritte im Kielwasser des großen Wagens durch das Tor und schlurfte mit einem gelangweilten »Morgen, Joe – wie geht’s?« an dem plexiglasverstärkten Wächterhäuschen und dem akribisch durchsucht werdenden Lieferwagen vorbei auf die orangerote, durchbruchresistente Schranke zu, während sich das mit Warnschildern, Totenköpfen und Besuchsregelungen plakatierte Tor summend wieder schloss.
    Die Schranke blieb unten, denn der knopfbedienende Pförtner, dessen Vorname Albert war und den deshalb noch niemals jemand Joe genannt hatte, war nicht aufgrund genetischer Übereinstimmungen mit einer Bulldogge in den Pförtnerdienst bestellt worden, sondern hatte mehr als nur den kleinsten erforderlichen Nenner an professioneller Qualifikation vorzuweisen. Außerdem funktionierte der zweitälteste Trick der Welt nur dann so richtig, wenn der Ausübende selbst über eine gehörige Portion dickschädeliger Engstirnigkeit und narzisstischem Exhibitionismus verfügte, was bei Hiob, in dessen Inneren jetzt mit kalter Hand der Zündschlüssel herumgedreht wurde, um den astralen Motor anzuwerfen, nur eingeschränkt der Fall war, da er zwar eitel und arrogant war, aber – wie mehrere Zeitzeugen nicht müde werden zu betonen – eher einen zu weichen denn zu harten Schädel hatte.
    »Kann ich den Ausweis noch mal sehen, Mister?«, schnarrte Albert und kam wie eine animierte Parkuhr auf Hiob zu, die Schenkel von diversen Schusswaffen wie von fetten Egeln verdickt.
    »Clinton, FBI, Mann«, schnarrte Hiob genervt zurück und wischte den Ausweis nochmals durch die Luft. »Ich war doch schon sechsmal hier, Joe, erinnerst dich nich mehr, hm?« Dabei pumpte Hiob ein wenig kaltmagische Exzentrik durch sein Handgelenk in den Ausweis, bis der fälschungssichere grüne Bundesadler lautlos kreischend zu einer silberglänzenden zackigen Bundesplakette mutierte und die Buchstaben »FBI« in halluzinogenem Phosphorgelb aus dem Plastik herauszuschwappen schienen.

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