Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
könnten ihre Oma da mit reinwürfeln, Sie würden es überhaupt nicht merken. Einmal Calabria, und ich mache einen echten Mann aus Ihnen.«
»A-hahahahahahaha. Sie werden mich nicht dazu bringen, mich in Ihre Schuld zu stellen, Judge. Calabria ist ein Klacks gegen Diego, immerhin ist der Junge unschuldig, und Sie und ich und die ganze übrige verdammte Stadt weiß es. Lassen Sie mich Ihnen also wenigstens den Japsen auf einem Silbertablett servieren, sozusagen als Hors d’oeuvres.«
»Sagen Sie bloß, Sie haben ihn beim außerehelichen Vollzug abgelichtet. Sie würden mich wirklich erstaunen, Attorney.«
»Sexuell und politisch ist der Bursche so sauber, dass er quietscht, aber er hat sich einen Verfahrensfehler in der Mannigan-Sache geleistet, und damit können wir ihn tacklen.«
»Großartig. Hat er mit einem Geschworenen Sake geköchelt oder in ihrem Sushi herumgestochert?«
»So ähnlich, Judge. Lassen Sie sich überraschen. Der liberale Bestnotensamurai wird unter Grundwasser sinken, so viel kann ich versprechen, und wir beide, Judge, seifen ihn ordentlich ein.«
»Sensationell. Da kriege ich tatsächlich richtig Appetit. Wieder ein akademischer Strafverteidiger weniger, dem das Leben eines Kinderfickers mehr bedeutet als das Leben der Kinder draußen in den Schulen.«
»Genau. Apropos: Haben Sie schon die neuen Zahlen reingekriegt? 2500 Delinquenten warten in den USA auf ihre Hinrichtung. Können Sie sich das vorstellen? 2500! Warten! Und die Strafanstalten kommen nicht zu Potte. Ich finde, das ist ein unglaubliches Ding.«
»Das wundert Sie noch? Texas hat in den gesamten achtziger Jahren gerademal 46 Killer vergiftet. 46 Mann! In zehn Jahren! Und Texas liegt an der Spitze der Statistik! Bei dem ganzen Papierkram, den es heutzutage zu erledigen gibt, bevor ein Killer kaltgemacht werden kann, scheint das schon das Schnellste der Gefühle zu sein. Selbst Otts konnte zwei Jahre lang in FreBurg seine Memoiren verfassen und sich auf Staatskosten einen Lenz machen, bevor der Hebel endlich umgelegt wurde. Da fragt man sich doch wirklich manchmal, was unsere Arbeit hier noch soll. Wir liefern die Killer verschnürt und frei Haus, jeder zweite Bürger auf der Straße wäre laut Umfrage bereit, so ein Monster selber hinzurichten, und die guten Behörden bringen es auf einen Schnitt von vier pro Jahr und versorgen die miesen Subjekte am besten sogar noch mit Muschis, Drogen und Komfort, besser als in jedem Altersheim, wo ihr ganzes Leben hart gearbeitet habende anständige Bürger sich selbst überlassen werden, weil kein Geld mehr für Personal da ist. Und die armen, Däumchen drehenden Massenmörder in ihren Plüschzellen beschweren sich dann auch noch und singen der demokratischen Sensationspresse hämische Klagelieder. Haben Sie sich einmal überlegt, wie effektiv so ein Serial Killer wie Otts ist? Er hat den Drang, er spürt die Notwendigkeit, er geht hin und tötet. Bang. Bangbangbang. Und der Staat braucht Jahre für dasselbe, obwohl man doch eigentlich denken müsste, dass der Staat viel besser organisiert und ausgerüstet ist. Es stinkt, Attorney. Das System stinkt. Die in der Verfassung verankerten Menschenrechte haben mit der Realität nichts mehr zu tun. Wir sollten die ganzen wehleidigen Solovorstellungen endlich sein lassen. Stecken wir die 2500 in eine große Halle, Zyklon B dazu, einmal umrühren, und fertig ist die Sühnesuppe, samt Abschreckungssalat, und als Nachtisch gibt’s noch eine Dividende für den Steuerzahler, weil so unglaublich viel gespart wird.«
»Hahaha. Kandidieren Sie mit dieser Idee, Judge. Virginia könnte einen Gouverneur mit einem praktischen Gerechtigkeitssinn zur Abwechslung gut brauchen.«
»Gerade jetzt, wo dieser verdammte Rotzbengel von Präsident dafür sorgen will, dass unsere Streitkräfte nur aus handtaschenbewehrten Arschfickern bestehen.«
»Hahahaha, gerade jetzt.«
»Hahahahaha. Ja.«
Die beiden gehen händeschüttelnd, gut gelaunt, erfolgreich und dynamisch auseinander, der Jüngere den Alten in Gang und Haltung imitierend, beide koinzidental denkend an die Festigkeit von Charles Otts rüttelndem Biss in die Lederschlaufe in seinem Mund nach Einbindung des ausgebleichten Leibes in den vollständigen, geometrisch makellosen Stromkreis. Jeder isst halt, was auf den Tisch kommt. So oder so.
Meanwhile-Caption Two.
Die Gänge in der vierten negativen Ebene, tief unter den Füßen und Sehnsüchten der eingesperrten Menschenopfer, waren von frostigem Neon
Weitere Kostenlose Bücher