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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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verschmiert und legten sich mit dem Druck raschen Vergessens rund um die Iris. Hiob schwindelte, er versuchte zu furzen, um wenigstens ein wenig Wärme und Energie an die Umwelt abzuführen, aber es wollte nicht gelingen. Seine Eingeweide waren ein trotziges Kind, sie hassten ihn für das, was er ihnen dauernd antat.
    Die Hebelklinke der kalten Tür riss ihm fast die Fingerabdrücke von den Kuppen.
    Dahinter war die unbemannte Rezeption zum saubersten New Rose Hotel der Welt, der Killerstäbchen-Tiefkühlraum, eingefrorene Soziopathen, vielleicht der Wiedererweckung in einer ihnen adäquaten Zukunft harrend, eine gesellschaftliche Schutthalde in ewigem, windlosem Winter, die große Selbstbedienungseisdiele für die Seelenlecker des Wiedenfließes. In der Mitte der kleine Doktor, dessen Schultern und Hüften nicht parallel waren, sondern wie auf der Flucht divergierten, sodass sein halsloser Gang etwas unberechenbar Schwankendes hatte. Er war Igor im Labor, nur ohne blubbernde, rosagefüllte Aquarien, summende Überspannfunken und knirschende Konduktorräder. Dr. Yaycayab trug einen fleckigen Operationskittel und statt einer Chirurgenmaske seinen eigenen beschlagenen Atem vorm Gesicht. Im Vorübertrudeln schlüpften die beiden Hände des Doktors kurz bis zu den Handgelenken in den Thorax eines tätowierten Stahltischpatienten, holten etwas heraus, das wie ein kleiner, deformierter Fötus aussah, tätschelten dann anerkennend die üppigen, bereits rissig gewordenen Brüste einer der raren Frauen hier und kamen im Allgemeinen nie zur Ruhe. Yaycayab war eine Koryphäe, das konnte Hiob sofort erkennen.
    »So sieht er also aus«, sagte Hiob beim Eintreten, zog mit spitzen Fingern die mörderische Tür hinter sich ins behaglich schnurrende Sicherungsschloss und trat, grüßend nickend, mitten unter die Nackten und die Toten. Dies hier war wie ein Solarium, nur dass die Sonne alle war.
    »So sieht aus wer?«
    »Karl Maldens Keller. Wie kommt’s, dass Sie so viele rumliegen haben? Sind die alle hier hingerichtet worden?«
    »Hingerichtet nur ein paar, gestorben so unter Gefangnisbedingung schon mehr, dazu noch ein paar Geschenke von der Stadtpathologie, die ist uberlastet und hat volles Vertrauen in meine Fahigkeiten. Darf ich fragen, wer sind Sie, bitte?«
    »Billy Corgan von der Gazette. Ich bin hier, um eine kleine Story über die Nachwehen einer ganz gewöhnlichen Elektrokution zu schreiben. Haben Sie nicht vor etwa sechs Tagen hier einem den ganz großen Stuhlgang verordnet?«
    »Eh?«
    »Haben-Sie-den-letzten-Hingerichteten-noch-da-oder-ist-er-schon-im-Himmel?«
    »Nein, Sie haben Gluck. Wir wollten ihn einaschern, sobald die Kapazitat ist frei, aber das erst wird morgen der Fall. Der Schornstein unseres Krematoriums ist mit irgendetwas verstopft, Sie mussen wissen. Da erst muss kommen der Spezialist aus der Stadt. Lehnen Sie sich bitte nicht dort an, das gibt Druckstellen an Bein von totem Mister. Name von letztem Delinquenten war Charles Otts. Ist es der, den Sie wollen beschreiben?«
    »Keine Ahnung. Zeigen Sie ihn mir, dann werde ich wissen, ob es der Richtige ist.«
    Dr. Yaycayab schlurfte schlenkernd durch den Raum, drapierte unterwegs einen in Unordnung geratenen Leichenarm neu und führte Hiob zu den dominierenden Aluschubfächern der Seitenwand. Der Doc brauchte nicht zu suchen. Er kannte seine Pappenheimer. Mit einem gut geölten Rollen glitt Charles Otts aus seiner Nische. Der Reißverschluss des Plastiksackes schnarrte in verschiedenen Tonhöhen.
    Volltreffer. Das war er. Die Augen hatte man ihm geschlossen und mit Nadeln, die an Rouladenklammern erinnerten, arretiert, aber das verdammte Grinsen hatte ihm niemand wegmodulieren können. Der tote Mann sah aus wie einer, der gerade die Tour de France gewonnen hat, vom Sterben erschöpft, aber glücklich, befriedigt, unsterblich und voller sardonischer Vorfreude auf das, was im Training so lange entbehrt werden musste und jetzt in Massen kommen würde.
    Noch ein Damn .
    »Wer ist das?«, fragte Hiob düster. »Was hat er getan?«
    »Dessen Name ist wie gesagt Charles Otts. Er ist gewesen das, was man hier mit dem Begriff ›Serial Killer‹ bezeichnet. Hat ermordet mehrere Menschen, sechs oder sieben, glaube ich, die er niemals vorher gesehen hat im Leben. Vor gut zwei Jahren dann er ist endlich geschnappt geworden und gebracht hierher, und so lange bis zur letzten Woche es hat gedauert, bis seine Hinrichtung endlich konnte vollstreckt werden.«
    »Haben Sie

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