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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Schlafstürmer? Ein Flechter, der unendlich langsam und zäh von der Zellendecke herabtroff und es in seiner erbärmlichen Lahmarschigkeit ursprünglich auf Otts’ Vor-Vor-Vorgänger abgesehen hatte? War es ein Lykorexier gewesen, der auf dem Hunger in dich einreitet? Oder ein Uninvited, der – sich in den ungenutzten Speicherplatz schlichter Gemüter einnistend – im Korpus eines Zellwächters an Otts heran- und in ihn hineingetreten war?
    Mein Gott! – Schrecken. Schmerz. Entzücken.
    Ich habe ihn hier in mir! – Schwangerschaft im achten Monat.
    Das Grinsen des Toten – der pure Triumph, der Triumph des kleinen Mannes über die ignorante Umwelt, das Lachen ums Maulwerk des Hässlichen. Die Freude über eine große Leistung, eine außerordentliche Hervorbringung.
    War es möglich, dass der kleine Schallplatten- und CD-Verkäufer Charles Otts es fertiggebracht hatte, einen Dämon aus sich selbst heraus zu züchten? Einen Daemonicus Novum? Einen, der unangreifbar war, weil völlig unberechenbar?
    Das konnte nicht sein. Das wäre dann kein Prognosticon mehr, sondern bereits eine Manifestation und somit ein Verstoß gegen die Spielregeln.
    Oder?
    Oder verstieß NuNdUuN gegen die Spielregeln?
    War der ganze Scheiß hier eine Falle?
    Hiob spürte, wie der Seziertisch unter ihm ins Rollen und Schlingern geriet. Schon in Barranquilla hatte der verfluchte Höllenhieromant das ganze Problem einmal geknifft und so gefaltet, dass Hiob auf seiner eigenen desolaten Zukunft zu liegen kam. Die alte, harmlose Schraze Lagrima Mesanez war die eigentliche Gefahr gewesen, nicht dieses widersinnige Monster aus dem Müllschleim. Zweifel statt Kampf. Wasser statt Blut, in höhnischer Verkehrung des nazarenischen Trinkerwunders.
    Und hier? Schon wieder?
    Und würde wieder dasselbe passieren: Würde Hiob es schaffen, statt schwächer stärker zu werden, Trotz zu züchten, Wut statt Furcht? Oder war es das, worauf NuNdUuN letztendlich hinspielte: Hiob in ständiger Verhärtung der Gefühle sich selbst anzugleichen?
    Auf Hiobs zermürbtem, überalterten Gesicht wuchs langsam ein Grienen von der Breite einer Hängebrücke. Okay. Je besser der Gegenspieler, umso besser das Spiel. Der Pakt ist lange unterschrieben, die Bedingungen akzeptiert, die Sekundanten hatten in heilloser Flucht das Feld geräumt und das Licht ausgeknipst. Ich und der Teufel sind allein unter der Decke.
    »Sind Sie eigentlich etwas Außergewohnliches, Mister Corgan?«
    Im ersten Augenblick begriff Hiob gar nicht, dass der Arzt ihn etwas gefragt hatte.
    »Hm? Was?«
    »Konnte man der Meinung sein zu behaupten, dass Sie etwas Außergewohnliches sind?«
    »Wie kommen Sie denn darauf? Sind Sie etwa Telepath oder so was?«
    »Mir ist nur gerade eben eingefallen, dass Mister Waco, der Beamte, der die Ehre hatte zu bringen Mister Otts hier auf Elektrisches Gesäß, mich hat gebeten, ihn anzurufen, sobald etwas, irgendetwas Außergewohnliches sich ereignet mit dem Korpus von Mister Otts. Nun, ich frage mich nun, ob Ihr Interesse an dem Fall als etwas Außergewohnliches in der Lage ist bezeichnet zu werden.«
    Karma! Endlich! Das Zahn-Rad setzte sich wieder in Gang. Der die Ermittlungen geleitet habende Cop tänzelte in den Ring. Der konnte natürlich von Nutzen sein.
    »Geben Sie mir die Nummer, ich erledige das schon. Ich sag ihm Bescheid und frag ihn um Erlaubnis und was sonst noch so dazugehört.«
    Der Arzt, der gerade mit einer kleinen Taschenlampe eine offene Schädelwunde, die eines Präsidenten würdig gewesen wäre, ableuchtete, zuckte die schiefen Schultern. Er wies Hiob den Weg zum Aktenschrank, in dem der Zettel lag.
    »Und haben Sie jetzt auch noch ein Telefon hier, Doc? Das wäre einfach perfekt.«
    »Ja hier, unter diesem Tisch. Dieses ist ein auf Hausgesprache eingestelltes Apparat, aber wenn Sie drucken vorher eine Null, dann Sie konnen wahlen und sprechen und horen nach draußen.«
    »Gut, danke. Lassen Sie sich von mir nicht stören.« (Der Doktor war jetzt, immer in originell variierender Aktion, gerade dabei, etwas, das wie Erbspüree aussah, aus den Nasenhöhlen eines sehr alten Mannes zu kratzen. Dieser Beruf wurde sicher nie langweilig und hüpfte in Hiobs Favoritenskala gleich hinter den eines Ostseekapitäns.) Hiob stiefelte zum schmerzhaft kalten Telefon und wählte die Nummer, die Waco dem Arzt gegeben hatte. Vierzehnmal klingelte es dort, bis der Cop, Zigarette im Mundwinkel, Scotch im Atem, ranging.
    »Ja?«
    »Detective Sergeant Waco? Hier ist

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