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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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hattest du, nachdem du meine Klasse errechnet hattest, berechtigte Hoffnungen, mich fixieren und denaturieren zu können, wenn du nur noch meinen Namen erfahren könntest, stimmt’s? Denn diese dumme, dumme Geschichte mit dem Namen ist nun mal magisches Gesetz, nicht wahr?«
    »Stimmt genau. Ich bin durchschaut. Mann, so’n Scheiß aber auch.«
    »Deshalb bist du hier. Um meinen Namen zu erfahren.«
    »Yep.«
    »Und, hast du ihn erfahren?«
    »Negativ.«
    »Bist du auch nur einen Deut näher an das Erfahren meines Namens herangekommen?«
    »Ähhh, nein.«
    »Und wie nennt man das?«
    »Was meinst du?«
    »Wie man das nennt, wenn man versagt.«
    »Ähhh – vermasseln?«
    »Im Spiel?«
    »Verlieren!«
    »Richtig. Bravo. Du hast verloren. Und ich habe gewonnen. Denn deine geistige Essenz steckt hier drinnen fest, und dein mächtiger Körper sitzt angeschnallt und angekabelt und völlig leer in einem Stuhl, zu dem von hier aus sämtliche Leitungen hinführen. Begreifst du jetzt?«
    »Ja. Shit.«
    »Möchtest du denn loslaufen? Ich meine, du hast vielleicht eine kleine Chance, vor mir dort zu sein. Ich brauche noch etwa eine Minute, bis ich lossausen kann.«
    »Hat wohl keinen Zweck, würd ich schätzen. Bist viel schneller als ich, Mann. Außerdem verlauf ich mich nur wieder.«
    »Stimmt.«
    »Fuck.«
    Das hässliche Gelächter des Dämons füllte nun mit fieser Penetranz den ganzen Tunnel aus. Der massige expressionistische Leib schüttelte sich. Dann schwappte er seitlich hinüber in den karpfenartig mundschnappenden und gegen seinen Willen zum Statisten degradierten Otts, dessen Haut von den Fingernägeln an einwärts blasig aufquoll, durchsuppte und schließlich mit einem ekelhaften Saugen wieder ans Fleisch anschmiegte. Otts’ Gestalt stand jetzt alleine Hiob gegenüber, aber seine Gravitation war so hoch, dass Hiob im Gleichgewicht schräg stand wie bei sehr starkem Wind. Otts und der Dämon waren wieder eins. In dieser Inkarnation hatten sie in Fredericksburg in der Zelle gelebt und waren im vernetzten Amerika auf Raubzug gegangen. Obwohl der Körper, den Hiob hier drinnen hatte, nur eine Projektion vergänglicher Vergangenheiten war, spürte er deutlich, wie ihn das Kotzen ankam.
    Mit finsterem Gesicht applaudierte er der Horrorshow des Dermatoplastikers.
    »Viel Spaß mit meinem Körper, Charles & Eddie. Ich werd mich dann wohl von hier aus irgendwie zu NuNdUuN durchschlagen, um mich bei ihm über euch zu beschweren.«
    Dämon Otts grinste sein Markengrinsen. »Das kann viele Jahre dauern, Hiob. Du bist über den Dienstboteneingang reingekommen.«
    »Bevor du gehst und dir’s in dem, was ich einundzwanzig Jahre gehegt und gepflegt habe, gemütlich machst, kannst du mir eigentlich ruhig noch deinen Namen verraten.«
    Wieder ein schmirgelndes Gelächter. Die Dämon-Mensch-Symbiose war allerbester Laune. »Für wie blöd hältst du mich eigentlich, Geisterjäger? Das funktioniert doch nur in schlechten Filmen. Soll ich eigentlich irgendeinem Mädchen von dir ein paar Grüße mit reinschieben?«
    »Mir würd’s schon reichen, wenn mein Körper dir genauso viel Scherereien bereitet wie mir die ganzen Jahre, du Sack.«
    Lachend breitete Otts die Arme aus, hob ab, schwang sich langsam und unglaublich elegant rotierend empor und flog lautlos in die Richtung, aus der Hiob gekommen war, davon.
    Hiob blieb noch eine Weile mit geschlossenen Augen stehen, dann folgte er dem in der Düsternis kaum zu sehenden, aber gut zu spürenden Schatten des jetzt mächtigsten Wesens der Welten.
    Am Ausgang wurde es noch einmal eng, denn die kümmerlichen Totleitungen des E-Stuhles waren nicht eigentlich für die Passage eines spirituellen Metazwitters konstruiert. Aber es war ja auf dem Hinweg gegangen – wenn auch unter Verzicht auf einige von Otts’ Bewusstseinsknötchen –, und es ging auch auf dem Rückweg. Otts musste eben wieder ein paar Federn lassen und verlor noch einmal ein paar seiner menschlicheren Denkmuster und Eigenschaften.
    Der neue Körper selbst fühlte sich herrlich an, alle sechs großen und kleinen Extremitäten füllten sich bis zum Bersten mit arkanischer Essenz, die lächerlichen Lederschnallen rissen wie Bindfäden, und mit einem orkanartigen Urgebrüll erhob sich der neue Gott von seinem Thron. Dämotts öffnete die Augen. Der Raum war von Hautrauch erfüllt, dem herrlichen Parfum schmorenden Sterbens. Das kleine buckliche Männlein, das der Dämotts vor seiner Exekution mehrmals in irgendeiner längst

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