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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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einigermaßen glatt und begutachtete mit Missfallen die hässlichen Brand- und Schmauchspuren auf seinen Armen und seiner Brust. Auch seine Schläfen waren krustig und juckten schmerzhaft stark. Sein Körper hatte bei dem ganzen Starkstromgewese ziemlich gelitten und wirkte unangenehm ledrig und ausgetrocknet.
    Noch schlimmer hatte es allerdings den Doc erwischt. Der wackere kleine Kerl war bei der letzten Entladung des Dämons quer durch die ganze Kammer geschleudert worden, die Augenbrauen und Teile des Haarschopfes rieselten als salzige Asche über sein rußiges Gesicht, und beide Trommelfelle waren ihm blutigweiß aus den Ohrmuscheln herausgeplatzt. Hiob ging zu ihm hin, richtete ihn sitzend an einer Wand auf und tätschelte ihn. »He, Doc, alles klar?«
    Doktor Yaycayab kam langsam zu sich, blinzelte und blickte verstört aus der Wäsche.
    »Das war ausgezeichnete Arbeit, Doc. Wir haben’s den bösen Jungs kräftig gegeben. Im Fließ kommt Ihr Name jetzt auf die Liste. Große Sache.«
    Yaycayab starrte großäugig auf Hiobs Lippen. »Re... reden Sie mit mir? Ich nicht kann ein bisschen horen.«
    »Machen Sie sich nichts draus. Sie sind ein Glückspilz, Doc: In ihrem Job haben die Patienten ja ohnehin nichts mehr zu sagen.« Hiob knuffte den kleinen Philippino noch mal, erhob sich dann und verließ die Kammer.
    Er ging aus dem Rauch in anderen über. Das Gefängnis schien irgendwie zwischen Serben und Kroaten geraten zu sein, Hiob musste durch Brandherde und sinnlose Zerstörung waten. Das war ihm zwar einerseits ganz recht, denn immerhin brauchte er sich jetzt keine Gedanken mehr darüber zu machen, wie er den gut bewachten und ausbruchssicheren Gebäudekomplex möglichst unbeachtet wieder verlassen konnte, andererseits trugen die zerschossenen Leichen überall, die schwelenden Flurflammen, panikspritzenden Sprinkler, amokschrillenden Alarmsirenen, die sich Blut und Terror aus den Augen weinenden herumsitzenden Häftlinge und Sicherheitsposten, die Betontrümmer und geplatzten, zerschmolzenen Stahlstreben unmissverständlich die Handschrift des großen Baumeisters NuNdUuN.
    Dies war dasselbe beschissene Spiel wie in Barranquilla. Während Hiob sich mühte und wuchtete, um das Prognosticon zu löschen, legte NuNdUuN ihm in aller Ruhe Beinschere um Fallgrube, Schnappkeil um Garrotte, um seinen schwer erarbeiteten Siegpunkt wie eine Seifenblase zur Bedeutungslosigkeit zu zerblasen. Schön, in Barranquilla hatte es nicht geklappt, das hämische Vorführen seiner gescheiterten Vorgängerin Lagrima hatte Hiob herzlich wenig beeindruckt, also nahm er sich nun ganz einfach vor, dass ihn das Schreien und Lallen der Verwundeten, das in seiner choreographierten Ganzheit nichts anderes war als das Lachen des Downlords, des Druntenvaters, des verfluchten Pyrexiepatriziers, genauso wenig kümmerte. Aber so ganz gelang das nicht, gelang das nie. Der vermaledeite moralische Erbfehler machte sich wieder bemerkbar.
    Hiob brauchte keine drei Minuten, um aus einem sterbenden jungen Sträfling, den zwei Meter vor Erreichen der Freiheitsschwelle eine Streusalve in der Mitte zerrissen hatte, einen Namen herauszuschütteln, der für das Inferno hier haftbar zu machen war. John. Balti. More. Ing. Less.
    Durch Qualm und Stöhnen, mehrere Wandbreschen und das unkontrollierte Vorbeistolpern von schemenhaften Überlebenden bahnte Hiob sich einen Weg nach draußen, wo es eigentlich mittlerweile dunkel hätte sein müssen, jetzt aber flackernd von chemisch verfärbten Schadstoffflammen und hektisch herumzuckenden Suchscheinwerfern fast so kurios, sinnentleert und hochenergetisch erleuchtet war wie die Performance eines Massenpopstars. Ingless konnte noch nicht weit sein, Hiob konnte mit den ausgestreckt gespreizten Fingern der linken Hand den feingestäubten Kometenschweif seiner kalten Effektivität erspüren und diesem Ariadnefaden durch das Rattern geblendeter Schützen und das Motorrauschen hilfloser Jeepswingkommandos bis über den niedergerissenen, von siedenden Leichenleibern überbrückten Spannungszaun folgen.
    Irgendwo draußen im nächtlichen Kirschfeldland von Virginia, zwei Stunden später in Richtung auf den Shenandoah, traf Hiob schließlich auf Ingless, der aus einem Bach trank.
    »Tut mir leid, Ingless«, sagte Hiob unpathetisch, »aber ich muss dich genauso umlegen, wie ich das mit Diana Frahm auch gemacht habe. Ich kann einfach nicht zulassen, dass solche Arschgeigen wie du ungestraft frei rumlaufen. Ist also nicht

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