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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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vergessenen Funktion kennengelernt hatte, wuchtete im Hintergrund des Raumes an einem zweiten Körper herum und glotzte doof und vor Angst fast scheißend herüber. Na gut, dachte sich der Dämotts, soll dieser halt der Erste sein. Er hob den Arm, um aus den Fingern heiße Blitze ins unreine Gesicht des Krüppels abzulassen, als die Armsehnen rissen und wie ein überspannter Rolladen umeinanderschlugen. Gleichzeitig platzten beide Kniegelenke auseinander, und der verdutzte Dämotts stürzte, den gesunden Arm abstützend vorgestreckt, seitlich weg. Der als Stütze gedachte Arm faltete sich wie eine Ziehharmonika oder eine nur halb durchscheibte Salatgurke auseinander, und der Dämotts knallte hart auf den kalten Betonboden. Was zum Henker war denn los? Jetzt riss auch irgendwas am Hals, und der Kopf kam schief zum Liegen. Wenigstens kannten tote Nerven keine Schmerzen.
    Aus seiner peinlichen Liegeposition konnte der Dämotts verfolgen, wie der Verwachsene den anderen Körper auf den E-Stuhl setzte und festschnallte. Komisch daran war, dass dieser andere Körper – obwohl das alles in dem Rauch nicht so richtig deutlich zu sehen war – wie der von Hiob aussah, aber das war doch gar nicht möglich, oder, es konnte doch unmöglich zwei Hiobs geben, oder, oder, irgendetwas stimmte hier doch ganz profund nicht, oder, oder, oder?
    Der Buckelmann punktierte und verlegte, wechselte dann hin und her durch den Raum, ständig in unverständlich verdrehtem Englisch mit sich und seinem Schicksal hadernd. Der Dämotts nutzte die Zeit, um sich das wenige, was er von seinem eigenen Körper sehen konnte, genau zu betrachten. Langsam dämmerte es ihm. Deshalb fühlte es sich hier drinnen so behaglich an, so wie angegossen passend. Er war wieder zu Hause. Das hier war Otts verdammter Körper, nicht Hiobs, wie immer das auch möglich war. Aber was zum Meister war denn mit dem Körper los? Warum konnte er die Gliedmaßen nur noch schlackernd bewegen? Egal, verdammt, egal. Er musste von diesem verfluchten isolierten Betonboten wegkommen und in Richtung des Stuhles zurückrobben, dorthin, wo die Leitungen waren, über die er sich zurückspeisen, zurückschwingen konnte in Sicherheit, um in Ruhe nachzudenken über alles und herauszufinden, was überhaupt passiert war. Die tod- und machtbringende Maschine wurde wieder angeworfen, das konnte er in allen Fasern vibrieren spüren, und er schlenkerte und wand sich mit spastischen Bewegungen über den glatten Boden zurück, bis aus dem Rauch vor ihm Hiobs Gestalt mit induktionsgespreizten Haaren auftauchte, sich lästige Drähte spritzend aus der Haut reißend, schrecklicher anzuschauen als die Ausgeburten des Wiedenfließes, torkelig, aber schnell auf ihn zukam, ihn hart am Schopf packte und wie einen unmündigen, vollgeschmierten Greis ein Stück weit zurückschleifte, weit genug, um den herrlichen Stuhl durch den Rauch wieder aus den Augen zu verlieren, die sich darüber mit Tränen füllten. »Was hast du mit mir gemacht?«, schluchzte der Dämotts. »Was ist mit mir los?«
    Hiob beugte sich zu ihm herab und sprach ganz ruhig zu ihm, lächelnd. »Der gute Doc hier ist Pathologe. Das bedeutet, er hat ein ganzes Set Seziermesser in seiner Kitteltasche. Ich habe ihm geraten, sämtliche Gelenksehnen in Otts’ Körper durchzuschneiden, bevor er die Körper austauscht.«
    »Die Körper ... austauscht?«
    »Na, das dürfte doch mittlerweile selbst dir aufgefallen sein. Ich hab mich übrigens sehr geschmeichelt gefühlt, dass du so scharf auf meinen warst. Erst hatte ich gedacht, dass es ganz schön hart werden wird, dich zur Rückkehr durch den Stuhl zu bewegen. Ich hatte ’ne ganze Menge Argumente im Kopf, die ich gar nicht mehr gebraucht habe, weil du schlicht und einfach immer M.E.H.R. wolltest. Aber im Gegensatz zu dir labere ich nicht gerne in allen ermüdenden Einzelheiten über die Brillanz meiner Strategien, das gibt mir überhaupt nichts. So, wie ich das sehe, hast du jetzt die Wahl. Entweder du bleibst in diesem Körper, und ich werde dafür sorgen, dass du in eine schöne isolierte Zelle kommst, wo du dann bis zum Ende der Menschheitsgeschichte als von Generation zu Generation weitergereichte Legende vor dich hinrotten darfst.«
    »Oder?«
    »Oder du sagst mir deinen Namen, und ich erde dich und schicke dich für alle Ewigkeit ins Wiedenfließ zurück, wo du immer noch ein ganz passables Leben als unterer Dämon verbringen kannst.«
    »Dem Spott der anderen ausgesetzt. Den Witzen über

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