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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Signora Pertini, dass es für sie und ihren Mann wirklich das Beste wäre, wenn es zu einem Verkauf käme.«
    »An welchen Preis dachten Sie?«, fragte Hipp.
    Lausitz überlegte kurz, um dann eine Summe zu nennen, die nach Hipps Dafürhalten bei etwa der Hälfte des wahren Marktwerts lag.
    Hipp nahm bedächtig das Glas, das Panepinto eingeschenkt hatte, und probierte vom Wein.
    »Nun«, fragte Lausitz, »was ist Ihre Meinung?«
    »Etwas zu viel Tannine«, antwortete Hipp, »und eine Spur zu warm.«
    »Nicht der Wein, der Kaufpreis!«
    Hipp lächelte. Sah ganz so aus, als ob der Schimpanse mit der Rolex ungeduldig werden würde. Er stellte das Glas ab, sah Lausitz in die Augen und sagte: »Der Preis scheint mir angemessen.«
    Lausitz ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. »Nun, dann wäre ja alles klar. Falls Signora Pertini keine Einwände hat, können wir also …«
    »Der Preis scheint mir angemessen«, wiederholte Hipp.
    »Das sagten Sie bereits!«
    »Aber nicht für die Tenuta del Leone«, fuhr Hipp fort, »die ist, wie Sie wissen, mindestens doppelt so viel wert, nein, sondern für Ihr eigenes Weingut. Ja, zu diesem Preis würden wir Ihre Fattoria gerne käuflich erwerben.«
    Hipp genoss Lausitz’ verdutzten Gesichtsausdruck.
    »Entweder sind Sie verrückt, oder ich habe Sie gerade massiv missverstanden.«
    Hipp grinste. »Natürlich führen wir Ihr Weingut mit unserem alten Kellermeister Dino ganz in Ihrem Sinne weiter. Und zu Weihnachten bekommen Sie regelmäßig eine Kiste mit dem neuesten Jahrgang.«
    »Sie sind verrückt!«, stellte Lausitz fest, der polternd aufstand und seinen Oberkörper aufblähte. Wie ein Schimpanse in Äquatorialafrika, amüsierte sich Hipp. Ein Alpha-Tier fühlt sich angegriffen, nein, schlimmer noch, in seiner Bedeutung missachtet und vor den Augen seines Weibchens der Lächerlichkeit preisgegeben. »Sie sind völlig bescheuert!«, schrie Lausitz auf Deutsch. »Sie wissen wohl nicht, wer ich bin. Ich rette gerade Ihren Arsch, indem ich mich bereit erkläre, die Tenuta del Leone zu kaufen, die tief in der Scheiße steckt, und Sie armer Wicht machen den lächerlichen Vorschlag, stattdessen meine Fattoria kaufen zu wollen.«
    Lausitz’ Kopf war rot angelaufen. Mira sah erschrocken zwischen ihm und Hipp hin und her. Auch sie glaubte sich bei Hipps Vorschlag verhört zu haben. Sie waren doch hier, um in einem unverbindlichen Gespräch den Verkauf der Tenuta del Leone vorzubereiten und einen möglichst guten Preis zu erzielen, damit sie ihre Schulden bezahlen und von dem restlichen Geld leben könnten. Und jetzt machte dieser Hippolyt Hermanus einen solch aberwitzigen Vorschlag.
    »Wie kommen Sie darauf, dass Sie gerade meinen Arsch retten?«, sagte Hipp mit leiser Stimme. »Ich sitze sehr bequem. Übrigens gibt es keinen Grund, sich so zu echauffieren. Ich habe Ihnen nur einen höflichen Gegenvorschlag unterbreitet. Das ist im Geschäftsleben so üblich.«
    »Sind Sie denn überhaupt autorisiert …?«
    »Ihr Weingut zu kaufen? Wer hat denn Sie autorisiert, die Tenuta del Leone zu kaufen?«
    »Die Tenuta del Leone ist pleite, der Kredit ist gekündigt …«
    »So? Interessant. Woher wissen Sie das alles so genau?«
    Hipp erhob sich, reichte Mira die Hand, um ihr aufzuhelfen. Er schenkte Melissa zum Abschied ein vieldeutiges Lächeln, nickte Panepinto zu und verbeugte sich vor Lausitz.
    »Mich stört der Lavendel«, sagte Hipp.
    »Wie bitte?«
    Hipp deutete auf das Weinglas. »Zu viel Lavendel. Ist Ihnen das nicht aufgefallen? Arrivederci.«

56
    A uf dem kurzen Flug von Florenz nach Mailand nickte Sabrina ein. Dabei träumte sie von Eva-Maria, von sanft geschwungenen Weinbergen, vom Fahrtwind, der ihr durch die Haare strich, von einem blauen Fiat … Der Traum beschleunigte sich, Bäume huschten vorbei, quietschende Reifen, ein zweites Auto, direkt hinter ihnen, eine Leitplanke, hastige, hilflose Lenkbewegungen … Kurz bevor die Turboprop-Maschine in ein Luftloch sackte und Sabrina jäh aus ihrem Traum riss, sah sie einen hageren Mann zwischen Rebstöcken stehen, der mit seinem zerfransten Hut einer Vogelscheuche ähnelte. Der Mann kam rasend schnell näher, dabei drehte sich alles, plötzlich war der Himmel unten und von oben stürzte ein Weinberg auf sie herab.
    Sabrina umklammerte die Armlehnen. Erneut eine leichte Turbulenz. Was um Himmels willen war das gerade gewesen? Hatte sie sich im Halbschlaf tatsächlich an ihren Unfall erinnert? Woher sollte sie sonst wissen, dass

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