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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Bra und Cherasco vorbei in die gepriesenen Hügel des Barolo. Fabri allerdings wählte die kurzweiligere Landstraße über Pralormo und Alba. Auf diese Weise bekam Sabrina einen besseren Eindruck von der Landschaft. Außerdem führte die Strecke später an der Unfallstelle vorbei, die sie sich unbedingt ansehen wollte – obwohl Fabri meinte, dass dies doch bis morgen Zeit habe, sie solle sich nicht zu viel zumuten. Hinter dem Ort Canale machte Fabri einen kleinen Umweg und blieb nach einigen Kilometern am Straßenrand auf einer Parkausbuchtung stehen. Von hier hatte man einen weiten Blick über das Tal des Tanaro. Sie stiegen aus, Fabri legte vertraut einen Arm um Sabrinas Schultern und erklärte ihr mit patriotischem Stolz, dass der Fluss die Grenze zu den Langhe darstelle, zu den legendären Weinbauregionen des Barolo* und Barbaresco*, dass es aber auch diesseits gute Weine gebe, so zum Beispiel den Roero* oder den Arneis*, einen trockenen Weißwein. Er deutete den Abhang hinunter und zeigte gerade auf eine verfallene Hütte, als sich von hinten mit hoher Geschwindigkeit ein Kleintransporter näherte, plötzlich scharf bremste, nach rechts lenkte und direkt auf sie zusteuerte. Erschrocken drehten sie sich um. Die Augen aufgerissen, wäre Sabrina einem Reflex folgend am liebsten davongerannt, konnte sich aber gleichzeitig nicht bewegen. Obwohl sie den Fahrer nicht erkennen konnte, schoss das Bild von Gianfranco Angelo durch ihren Kopf. Es half ihr, dass Fabri immer noch seinen Arm um sie gelegt hatte. Der Transporter kam einen knappen Meter vor ihnen zum Stehen.
    »Ciao, Fabri, come stai?«, grüßte der Fahrer, ein junger Mann mit strubbligen Haaren, fröhlich aus dem Fenster. »Ho visto la tua auto solo all’ultimo momento, fast hätte ich dein Auto übersehen, ich konnte gerade noch bremsen.«
    »Ciao, Sergio, du Wahnsinniger hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt. Wo kommst du denn her?«
    Sergio deutete auf den Laderaum hinter sich. »Ich liefere neue Barriquefässer für Filippo, du weißt schon. Übrigens, willst du mich nicht bekannt machen? Wer ist diese Schönheit in deinem Arm?«
    »O, mi dispiace, das ist Sabrina Valentino, eine Freundin aus Kalifornien.«
    »Doch nicht etwa?«
    »Doch, genau!«
    »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Was machen Sie heute Abend?«
    »Sie hat keine Zeit«, antwortete Fabri für Sabrina, die den ersten Schrecken zwar überwunden hatte, aber immer noch wie gelähmt schien.
    »Peccato, forse domani, ich melde mich, ciao, Sabrina, arrivederci, Fabri.«
    Sergio winkte und fuhr mit durchdrehenden Rädern davon.
    Fabri sah Sabrina ins blasse Gesicht. »Tut mir Leid. Sergio fährt wie ein Irrer«, Fabri lachte, »vor allem, wenn er ausnahmsweise mal keine zerbrechlichen Flaschen geladen hat.«

    Keine Stunde später standen sie erneut am Straßenrand. Diesmal hatten sie den Wagen kurz zuvor auf einer Wiese geparkt und waren die letzten Meter zu Fuß gegangen. Fabri zeigte in der Kurve auf die neue Leitplanke aus Metall und erklärte, dass die alte aus morschem Holz gewesen sei. Deutlich sah Sabrina die Schneise, die ihr Auto durch die Rebstöcke geschlagen hatte, und weiter unten ein zerstörtes Areal, in dem es offenbar gebrannt hatte.
    Sie zitterte, als sie fragte: »Ist dort unser Auto, ich meine, ist dort Eva-Maria …?«
    Fabri nickte stumm.
    Sabrina konnte nichts dagegen tun, ein plötzlicher Heulkrampf zwang sie, sich neben die Straße in die Wiese zu setzen. Fabri stand mit gefalteten Händen an der Leitplanke. Sie dachte, dass er mehr Grund als sie hatte zu trauern. Schließlich konnte sie sich an Eva-Maria überhaupt nicht erinnern. Und Fabri? Wahrscheinlich war er in sie verliebt gewesen. Sabrina stand auf, ging auf der Straße zurück, drehte sich dann um und lief den Bremsspuren auf dem Asphalt entlang auf die Leitplanke zu. Da auf der wenig befahrenen Straße gerade kein Auto kam, konnte sie sich auf dieses Experiment konzentrieren. Sie versuchte, sich den Traum aus dem Flugzeug in Erinnerung zu rufen. Der Fahrtwind, der ihr durch die geöffnete Seitenscheibe durch die Haare strich, Eva-Maria und ihr gelber Seidenschal. Die Leitplanke, die immer näher kam, hinter ihnen ein zweites Auto. Sie hörte Motorengeräusche, drehte sich um. Nein, kein roter Alfa, sondern eine große schwarze Limousine. Sie brachte sich in Sicherheit und sah dem Wagen hinterher, wie er an Fabri vorbei durch die Kurve fuhr. Fabri? Den hatte sie völlig vergessen. Er saß auf der

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