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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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erschrocken inne. Was war er doch für ein Idiot? Als ob er mit dem Ablegen seiner Uniform auch den Verstand verloren hätte. »Punto nove«, hörte er den Maresciallo sagen. »Besonderes Augenmerk gilt … dem verschwundenen Teppich … in dem die Leiche mutmaßlich eingewickelt und in den Weinkeller verbracht wurde …«

74
    E twa zur gleichen Zeit setzte sich Carlo Giardina in einem kahlen Zimmer auf einen unbequemen Stuhl. Ein Appuntato schaltete das Tonbandgerät ein, Maresciallo Viberti rückte sich seinen Krawattenknoten zurecht.
    »Signor Giardina«, begann er das Gespräch, »ich möchte mich zunächst für die Vorgehensweise meiner Kollegen entschuldigen. Ohne dabei gewesen zu sein, kann ich mir vorstellen, dass sie sich sehr unsensibel verhalten haben. Aber ich bitte zu bedenken, dass wir keine Seelsorger sind, sondern eine militärische Einheit. Ich hoffe, dass in Ihrer Enoteca keine Schäden zu beklagen sind. Soviel ich weiß, sind immerhin keine Flaschen zu Bruch gegangen.«
    »Nein, das nicht«, gab Carlo zu, »aber es sieht aus wie nach einem Erdbeben.«
    Viberti nickte bedauernd. »Ich habe es geahnt. Aber immerhin haben wir in Ihrer Wohnung so gut wie keine Spuren hinterlassen. Ich denke, Sie können das bestätigen?«
    »Ja, kann ich«, sagte Carlo ungeduldig, dem dieses Geschwätz auf die Nerven ging.
    »Ich habe Sie hierhergebeten, weil wir einige Fragen zu klären haben«, fuhr der Maresciallo fort. »Sie dürfen das nicht falsch verstehen, aber im Zuge unserer Ermittlungen, die wir ja auch auf Ihre Anregung hin intensiviert haben, müssen wir im Falle des Ablebens Ihres Schwagers jeder noch so kleinen Spur nachgehen, dazu sind wir verpflichtet.«
    Wütend schlug Carlo mit der Faust auf den Tisch. »Sie wollen doch nicht …«
    Viberti schüttelte missbilligend den Kopf. »Machen Sie das nicht noch einmal«, unterbrach er ihn. »Wenn hier einer mit der Faust auf den Tisch schlägt, dann bin ich das, verstanden!«
    Carlo ließ sich in seiner Erregung nicht bremsen. »Dass Sie überhaupt in Erwägung ziehen, dass ich es sein könnte, der Ildefonso erschossen hat, offenbart Ihre ganze Hilflosigkeit und Inkompetenz. Hätten Sie Ihren Job richtig gemacht, säße der Schuldige längst hinter Gittern.«
    Viberti machte ihn darauf aufmerksam, dass er sich nur ungern Inkompetenz vorwerfen lasse. Wenn Carlo auf einen unfreundlicheren Gesprächsverlauf Wert lege, könne er diesem Wunsch umgehend entsprechen. Schon die folgende Frage nach seinem Alibi brachte Carlo in Bedrängnis. Denn obwohl er darauf vorbereitet war, konnte er keines angeben. Da er in Scheidung lebe, liege er zurzeit alleine im Bett. Als Viberti nachfasste und ihn auch nach einem Alibi für den Mord an Rettenstein fragte, kam er erst recht ins Schleudern. Damit hatte er nicht gerechnet. Der Maresciallo legte Ildefonsos Trüffeltagebuch auf den Tisch. Carlos Erklärung, dass er dieses von Rettenstein als Geschenk erhalten habe, wies Viberti als unglaubwürdig zurück. Ein Jagdgewehr habe er noch nie besessen, gab Carlo nach entsprechender Anfrage zu Protokoll. Dann musste er einräumen, dass er sich getäuscht hatte. Ja, ganz früher, da habe er eines gehabt, gab er zu. Aber da er nicht auf die Jagd gehe, habe er es schon vor über zehn Jahren über Kleinanzeige an einen Jäger aus Canale* verkauft, an dessen Namen er sich nicht mehr erinnern könne. Als Viberti auf das Darlehen zu sprechen kam, das ihm Ildefonso zum Aufbau seiner Enoteca gewährt hatte, verweigerte er erstmals die Aussage. Ob er aus Rettensteins Haus Drohbriefe entwendet und diese einem Mann zugespielt habe? Carlo blieb eine Antwort schuldig und verlangte einen Anwalt. Der Maresciallo sagte, dass dies nicht nötig sei, denn er dürfe gehen. Allerdings nehme ihm der Appuntato zum Abschied noch die Fingerabdrücke ab. Und er müsse sich verpflichten, Neive und den Großraum Alba nicht zu verlassen.

    Wütend stieg Carlo in sein Auto und fuhr mit durchdrehenden Rädern davon. Er machte alle Fenster auf und ließ sich die kalte Herbstluft ins Gesicht wehen. Er wusste genau, woher der Maresciallo von dem Trüffeltagebuch Kenntnis hatte. Und auch von dem Jagdgewehr. Dieser Hippolyt Hermanus hatte ihn bei den Carabinieri angeschwärzt. Der Maresciallo war nicht so klug, wie er tat. Von Maria wusste er, dass Hippolyt bei ihrer Einladung ausführlich das Fotoalbum studiert hatte. Da gab es Bilder sowohl von Ildefonso mit seinem Trüffeltagebuch als auch von ihm selbst mit seinem

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