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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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…«, protestierte er wütend.
    »Wir unterstellen Ihnen gar nichts, aber es wäre gut, wenn Sie für die Tatzeit ein hieb- und stichfestes Alibi hätten.«
    »Ich werde mich an höchster Stelle beschweren.«
    »Das ist Ihnen unbenommen. Sie können beim Maresciallo damit anfangen.«
    »Und wer räumt das Chaos auf, das Sie in meiner Enoteca hinterlassen?«
    Der Appuntato lächelte. »Das fällt leider nicht in unseren Zuständigkeitsbereich.«

73
    A uch unter den Carabinieri gab es welche, die in ihrer freien Zeit nach Trüffeln suchten. Zu ihnen zählte der Brigadiere Sebastiano. Noch vor kurzem war er an der Inspektion von Carlo Giardinas Wohnung beteiligt gewesen. Jetzt zog er mit seinem Hund Carlotta durch den Wald. Er wusste, dass das keine ideale Tageszeit war, aber er konnte sich seinen Dienstplan nicht aussuchen. Er verband auch keine großen Erwartungen mit diesem Ausflug. Mit etwas Glück würde er einige kleinere Tartufi finden, vielleicht auch nicht. Aber das war Sebastiano egal. Es machte ihm einfach Spaß, sich mit seinem Hund in der Natur zu bewegen – und wenn dabei noch was für die Küche heraussprang, umso besser, seine Frau würde sich freuen.
    Allerdings hatte er heute ein Wäldchen gewählt, das für ihn und Carlotta völlig neu war. Es war ihm noch nie zu Ohren gekommen, dass man hier Trüffeln gefunden hätte. Aber das hatte nichts zu besagen. Die Bäume waren ihm bei einem Einsatz im Haus des ermordeten Rettenstein aufgefallen. Sie grenzten direkt an die rückwärtige Mauer des Privatbesitzes und zogen sich von dort, immer dichter werdend, einen kleinen Hügel hinauf.

    Carlotta war kein guter Trüffelhund, dazu war sie viel zu verspielt. Sie ließ sich gerne streicheln und jagte kleinen Vögeln oder Eichkätzchen nach. Ihre schlechteste Angewohnheit aber war, dass ihr Trüffeln schmeckten, weshalb sie diese gerne auffraß. Und zwar so schnell, dass Sebastiano die Tartufi auch mit einem beherzten Griff in ihre Schnauze oft nicht mehr sicherstellen konnte. Carlottas Leidenschaft hatte den Brigadiere zu einem Sinnspruch inspiriert, den er bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten zitierte. Er lautete: »Der Trüffelhund ist auch ein Schwein!« Und seiner Meinung nach ließ sich diese Erkenntnis ohne weiteres auf Menschen übertragen. Sogar der Maresciallo hatte es sich zu eigen gemacht, verdatterte Zeugen oder gar Tatverdächtige mit Sebastianos tief philosophischer Aussage zu konfrontieren.

    Carlotta zog die Hundeleine nach, die sich ab und zu im Gestrüpp verhedderte. Sebastiano überließ seinem Hund die Streckenführung und folgte ihm gemächlichen Schrittes, dabei eine Zigarette rauchend. Es machte wenig Sinn, Carlotta zu dirigieren. Erstens würde sie ohnehin nur halbherzig gehorchen, und zweitens wusste er selbst nicht, wo es hier Trüffeln geben konnte. Er blieb stehen und blickte hinunter auf Rettensteins prächtige Villa. Da kann man mal wieder sehen, dachte er, dass Reichtum allein nicht glücklich macht. Vor allem dann nicht, wenn man tot ist!
    Aufgeregtes Bellen riss ihn aus seinen Betrachtungen. Es war mehr als unüblich, dass ein Trüffelhund bei der Suche Laut gab, diese Maxime beherzigte sogar Carlotta. Sebastiano schnippte die Zigarette auf den Boden, trat sie mit dem Absatz aus und eilte Carlottas Bellen hinterher. Sein Hund hatte etwas unter einem Haufen von Zweigen entdeckt und zog daran, freudig mit dem Schwanz wedelnd.
    Hoffentlich war das keine Leiche, schoss es dem Brigadiere durch den Kopf. Das fehlte noch, dass er sich selbst Arbeit aufhalste. Er gab Carlotta einen Klaps und räumte einige Zweige zur Seite. Nein, ein Körper war das nicht, stellte er erleichtert fest. Sah aus wie ein großer aufgerollter Teppich. Ziemlich schmutzig war er, trotzdem sah man ihm seine Qualität an. So eine Art Perserteppich, dunkelrot mit blauem Muster und Fransen an den Enden. Jedenfalls kein Teppich, den man wie einen alten, rostigen Kühlschrank im Wald entsorgte. Dass seine Landsleute eine ausgeprägte Vorliebe für diese wenig umweltgerechte Form der Sperrmülldeponie hatten, war ihm peinlich. Als Trüffelsucher hatte er in diesem Punkt ein anderes Bewusstsein entwickelt.
    Nun, vielleicht hatte der Teppich ein großes Loch, das wäre eine Erklärung. Falls nicht, könnte er ihn auf die Schulter laden und zum Auto schleppen. Frisch gereinigt würde er gut in sein Wohnzimmer passen. Er wollte gerade damit beginnen, die restlichen Zweige zu entfernen, da hielt er

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